Zeller Klara
Fragnerin
Geb. Wien, lebte um 1772
Gest. Ort und Datum unbekannt
Gatte: Friedrich Zeller, Fragner in der Josephstadt, drei Kinder namens Barbara, Anna Maria und Andre, alle noch minderjährig.
Ausbildungen: Keine nachweisbar, da es sich um ein sog. Realgewerbe handelt, das von jedermann erworben und betrieben werden durfte, hatte sie sich ihre Berufskenntnisse ausschließlich durch die tägliche Praxis angeeignet.
Laufbahn: In K. Z.s Leben kam es zu einigen existenzbedrohlichen Turbulenzen: Ihr Mann Friedrich verkaufte im August 1771 seine Fragnerei in der Josephstadt an Ferdinand Hartwanger und musste in der Folge sowohl das Geschäft als auch die dazugehörige Wohnung räumen. Dies war weiter nicht ungewöhnlich, da er bereits mit dem Besitzer einer Fragnerei in Gumpendorf, Joseph Perfler, über deren Verkauf verhandelte. Doch leider verstarb Friedrich Zeller plötzlich und ließ seine Familie nicht nur ohne Einkommen, sondern auch ohne ein Dach über dem Kopf zurück. Der Erlös aus dem Verkauf der Fragnerei in der Josephstadt wurde durch die Bezahlung vorhandener Schulden aufgezehrt. Die Witwe, die sich in Aussicht auf dieses Gewerbe und aus Angst vor der drohenden Armut bereits wieder verheiratet hatte, versuchte daraufhin, den Kauf selbst abzuwickeln. Doch leider stellte sich heraus, dass die Perflerische Fragnerei von der Gumpendorfer Grundobrigkeit als unveräußerlich eingestuft wurde, selbst wenn Herr Perfler seine Zustimmung erteilen würde. Ihr neuer Gatte dürfte über keinerlei eigenständiges Einkommen verfügt haben, er wurde auch während der Verhandlungen nicht namentlich genannt. Deshalb richtete die Witwe im Oktober ein Bittgesuch an den Magistrat, ihr den Erwerb der Fragnerei dennoch zu gewähren, um sich und ihre Kinder versorgen zu können. Im April des darauffolgenden Jahres wurde ihr dann endlich gestattet, die Fragnerei zu kaufen und sie erhielt auch ein Dekret auf ihren Namen, das sie dazu befugte, die Fragnerei selbständig und ohne Zutun ihres Ehemannes zu betreiben. Als Grund für die Erlaubnis gab der Magistrat an, dass sie nur so ihre Kinder redlich ernähren und ihnen eine gute Ausbildung zukommen lassen könne.
Werke
Literatur / Quellen
Qu.: WStLa, Alte Registratur. Bericht vom 24. April 1772.
L.: Kretschmer 2000