Zeisel Eva

geb. Eva Amalia Stri(c)ker, gesch. Weissberg; Keramikerin und Designerin

Geb. Budapest, Ungarn, 13.11.1906
Gest. New York City, New York, USA, Dez. 2011

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Laura Polany Striker, Historikerin, politische Aktivistin und Feministin. Vater: Alexander Striker, Besitzer einer Textilfabrik.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Alexander Weissberg-Cybulsky (1901-1964), 1934 geschieden). Physiker, ab 1927 KPÖ Mitglied, übersiedelte im März 1931 in die UdSSR. 1933 wurde er mit dem Bau eines Versuchsbetriebes für Kältetechnik beauftragt und gründete die „Physikalische Zeitschrift der Sowjetunion“. Er wurde 1937 unter Terrorismusverdacht verhaftet und in verschiedenen Gefängnissen eingekerkert. Das internationale Aufsehen, das dieser Fall erregte und die Intervention einflussreicher Freunde (Einstein schrieb persönlich an Stalin) retteten ihm vorerst das Leben. Er wurde aber im Jänner 1940 an das nationalsozialistische Deutschland ausgeliefert, in dem er als Jude und Kommunist doppelt gefährdet war. 1942 konnte er aus dem Krakauer Ghetto flüchten und im polnischen Widerstand untertauchen. 1943 neuerliche Verhaftung, abermalige Flucht. Lebte nach Kriegsende in Schweden und Paris.
Zweiter Ehemann ab 1938: Hans Zeis(e)l (1905-1992), österreichisch-amerikanischer Rechtswissenschaftler und Statistiker, an der Marienthalstudie beteiligt, 1938 Emigration in die USA. 1943 wurde er Lehrbeauftragter für Ökonomie und Statistik an der Universität New York und von 1951 bis 1953 an der Columbia-Universität. Von 1953 bis 1992 war er Professor für Statistik, Recht und Soziologie an der University of Chicago. Kinder: Tochter: Jean (*1940), Sohn: John (*1944).

Ausbildungen: E. Z. trat 1925 in die Kunstakademie in Budapest ein, um Malerei zu studieren. Drei Jahre später verließ sie die Akademie, um Keramikerin zu werden und bei Jakob Karapancsik in die Lehre zu gehen.

Laufbahn: Bereits während ihrer Ausbildung zur Keramikerin stellte sie ihre Arbeiten bei Messen in Budapest vor. 1926 wurden ihre Keramiken bei der Philadelphia Sesquicentennial gezeigt. 1928 wurde sie Designerin für die Schramberger Majolika in Schramberg und arbeitete dort für zwei Jahre. Zuvor freie Künstlerin, wurde sie nun zur angestellten industriellen Designerin. Sie entwarf zahlreiche Teeservices, Vasen, Tintenfässer und andere Keramiken, die in ihrer Ästhetik für die Massenproduktion geeignet waren. Ihre Entwürfe für die Schramberger Majolika basierten zum großen Teil auf geometrischen Formen und sind vom Bauhausstil beeinflusst.
1930 zog E. Z. nach Berlin, wo sie als Designerin in der Carstens-Fabrik tätig war. 1932 ging E. Z. in die UdSSR, wo sie als eine der ausländischen ExpertInnen arbeitete, die zu jener Zeit dort sehr willkommen waren. E. Z. war in Leningrad und später in der staatlichen Porzellanmanufaktur als Künstlerische Leiterin in Moskau beschäftigt. 1936 wurde sie unter dem Vorwurf der nationalsozialistischen und zionistischen Propaganda verhaftet mit der Begründung, in ihren Arbeiten seien sowohl Hakenkreuze als auch Zionsterne zu sehen. Weiters wurde ihr vorgeworfen sie, habe unter ihrem Bett zwei Pistolen versteckt, in der Absicht, ein Attentat auf Stalin zu verüben. Obwohl sich ihr geschiedener Mann, Alexander Weissberg, für sie einsetzte, wurde E. Z. 1938 aus der UdSSR nach Österreich abgeschoben.
Von dort musste sie vor den Nationalsozialisten fliehen und emigrierte 1938 mit ihrem späteren Ehemann Hans Zeisel in die USA. Dort lebte und arbeitete sie von nun an in New York City. 1939 begann sie am Pratt Institute in Brooklyn zu unterrichten und präsentierte Keramik als industrielles Design und nicht wie bisher als Kunsthandwerk. 1940 wurde E. Z. von Castleton China für das Design eines modernen Porzellanservices unter Vertrag genommen. E. Z. vollendete das Design 1943. Es ging aufgrund des Krieges jedoch erst 1946 in Produktion. Ihre Porzellanentwürfe wurden weltweite Verkaufsschlager. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder entwarf E. Z. u. a. Salz- und Pfefferstreuer, die, wie Mutter und Kind, ineinander verwunden waren.
1954 zog sich E. Z. aus dem kommerziellen Designbereich zunehmend zurück, kreierte jedoch in den 80er und 90er Jahren kleinere Kollektionen von Porzellan-, Glas- und Metallarbeiten und entwarf 1964 einen Stuhl, für den sie auch das Patent erhielt.

Werke

W.: „Eva Zeisel on Design“ (2004).

Literatur / Quellen

L.: Schafranek 1991, Hamilton 2011, Wikipedia

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