Zeiner Anna
geb. Hopfgartner; Schneiderin, Zeugin Jehovas und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Kolbnitz/Spittal a. d. Drau, Kärnten, 20.5.1899
Gest. Klagenfurt, Kärnten, 17.3.1960
A. Z. wird am 20. Mai 1899 in Kolbnitz (Mölltal) geboren. Sie wächst als uneheliches Kind der Dienstmagd Klothilde Hopfgartner in Kolbnitz auf. Sie besucht die Volksschule, dann ist sie zwei Jahre in der Landwirtschaft tätig, anschließend erlernt sie die Schneiderei. Schließlich ist sie als Gehilfin bei einer Schneiderin in Villach beschäftigt. Am 13. Jänner 1922 wird ihr Sohn Karl geboren. Nach ihrer Verehelichung mit dem Vater des Kindes, Karl Zwenig, übersiedelt sie nach Lienz, wo ihr Mann Vertreter einer Textilfirma ist. Dort führt sie ein kleines Geschäft für Stoffe und Nähzubehör, das aber schlecht geht und schließlich wieder aufgegeben werden muss. Schließlich lässt sie sich Anfang der 1930er Jahre von ihrem Mann Karl Zwenig scheiden. Ihr Sohn Karl bleibt bei ihr. A. Z. tritt am 15. Mai 1934 aus der römisch-katholischen Kirche aus. In diesem Jahr lernt sie auch den Lienzer Volksschullehrer Alois Zeiner (geb. am 30. Juni 1900) kennen. Er ist bereits am 14. Februar 1933 aus der Kirche ausgetreten. Wahrscheinlich ist A. Z. durch ihn mit der Lehre der Bibelforscher in Kontakt gekommen. Sie geht mit ihm in Lienz zunächst eine Lebensgemeinschaft ein. Nachdem Alois Zeiner angeblich aufgrund eines „Zerwürfnis mit der Geistlichkeit“ im Jahr 1929 (Anklageschrift vom 11. September 1941) seinen Lehrberuf aufgeben muss, wird er Buchhalter. A. heiratet am 3. Juni 1939 Alois Zeiner in Klagenfurt, nachdem sie kurz vorher dorthin gezogen sind. Sie wohnen in der Rosentalerstraße 31. Ihr Mann Alois findet eine Anstellung als Buchhalter beim städtischen Gaswerk. Weil er sich weigert, der DAF beizutreten wird er gekündigt, findet aber schließlich bei der Firma Shell Arbeit als Buchhalter. Als Hitler nach Klagenfurt kommt versteckt sich A. Z. in einer Baumkrone, um das Geschehen zu beobachten. Wie sie später erzählt, berührte sie das Gesehene sehr negativ. Am 11. September 1941 wird A. Z. offensichtlich noch auf freiem Fuß zusammen mit ihrem Mann bei einem Sondergericht in Klagenfurt angeklagt. Sie hätten ihren Sohn Karl Zwenig „in seinem Entschluss bestärkt, die Leistung des Eides und des deutschen Grußes sowie das Anlegen der Uniform des RAD zu verweigern. Sie sind somit dringend verdächtig es unternommen zu haben einen anderen der Erfüllung der Reichsarbeitsdienstpflicht ganz zu entziehen und eine wehrfeindliche Verbindung unterstützt zu haben“ (Anklageschrift vom 11. September 1941). A. Zs. 18-jähriger Sohn Karl Zwenig jun. ist bereits am 4. Dezember 1940 gemustert und für den 7. Februar 1941 ins Arbeitsdienstlager in Lichendorf (Steiermark) einberufen worden. Dort weigert er sich die Uniform anzuziehen und den Eid sowie den deutschen Gruß zu leisten, weil dies seinen religiösen Vorstellungen widerspräche. Bei dieser Weigerung bleibt er auch, als über ihn mehrmals Arreststrafen verhängt werden, so dass er schließlich der Gestapo übergeben wird. Aus dem Arbeitsdienstlager schreibt Zwenig mehrmals Briefe an seine Mutter. A. Z. und Alois Zeiner schreiben ihm am 6. März 1941 einen Brief, in dem sie ihn trösten, dass „die Prüfung nicht lange dauern werde“ und ihn zum Aushalten ermuntern (Anklageschrift gegen A. und Alois Zeiner). A. Z. ist selbst überrascht über die Haltung ihres Sohnes, da sie eher den Eindruck gehabt hat, dass er sich nicht für ihre Religion interessiert. Karl jun. hat ihr gegenüber auch keine Andeutungen über seine Absicht den Dienst zu verweigern gemacht. Der Staatsanwalt führt aus: „Als sie aber durch seine Briefe von seinem Entschluss erfuhren, hatten sie allerdings nichts unternommen, ihn davon abzubringen, ihn im Gegenteil darin bestärkt. Eine andere Handlungsweise würde ihrer religiösen Überzeugung widersprechen und sie könnten ihrem Sohne auch dann nicht zureden, den Eid zu leisten und die Arbeitsdienstpflicht zu erfüllen, wenn deren Verweigerung für ihn die schlimmsten Folgen hätte.“ (Anklageschrift). Karl wird am 4. August 1941 ins Konzentrationslager Dachau gebracht und am 5. Dezember 1942 entlassen. Was dann mit ihm geschieht, ist nicht bekannt. Karl wandert nach dem Krieg nach Kanada aus. A. Z. wird am 30. September 1941 vom Sondergericht Klagenfurt wegen des Delikts „Wehrkraftzersetzung“ zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt. Einen Tag nach ihrem Mann wird sie am 28. Oktober 1941 von der Gestapo abgeholt und im Gefängnis des Klagenfurter Landesgerichts inhaftiert. Am 3. November wird sie ins Frauenzuchthaus Aichach (Bayern) überstellt, wo sie bis am 27. April 1943 ihre Strafe verbüßt und danach wieder nach Klagenfurt zurückkehrt. Später erzählt A. Z. mehrmals vom schrecklichen Hunger, der dort unter den Gefangenen geherrscht hat. Als man im Gefängnis herausfindet, dass A. Z. Schneidermeisterin ist, kommt sie in die Nähstube und muss dort den ganzen Tag anfallende Näharbeiten auch für Aufseherinnen erledigen. Diese Frauen stecken ihr manchmal heimlich Essen zu, so dass es ihr ein bisschen besser geht als den anderen Gefangenen. Ihr Mann Alois wird ebenfalls zu einer Zuchthausstrafe verurteilt und nach Bernau/Chiemsee überstellt. Alois wird erst am 5. Mai 1945 aus dem Gefängnis entlassen und arbeitet danach wieder als Buchhalter bei der Firma Shell in Klagenfurt.
Die Ehe zwischen A. Z. und Alois geht schließlich in die Brüche. Nach der Scheidung hält sich A. Z. durch Näharbeiten finanziell über Wasser. Sie ist weiterhin sehr überzeugt von ihrer Religion und setzt deshalb sehr viel von ihrer begrenzten Freizeit für die Missionstätigkeit ein. Sie kann vielen Personen helfen, die Bibel besser kennenzulernen. Ende der 1950er Jahre wird bei A. Z. Unterleibskrebs in weit fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Nach einem Krankenhausaufenthalt und einer Operation wird sie zu Hause ca. 7 Monate von einer Glaubensschwester gepflegt. Am 17. März 1960 stirbt A. Z.