Winkler Anna, geb. Wiltschi; Sennerin, Hausfrau und Widerstandskämpferin

Geb. Judenburg, Stmk., 19.7.1912
Gest. nach 1962

LebenspartnerInnen, Kinder: Getrennt lebend vom Gatten Franz Winkler.

Laufbahn: A. W. betätigte sich gemeinsam mit ihrer Mutter Johanna Grimming im kommunistischen Widerstand und war Mitglied der Judenburger Widerstandsgruppe; über Auftrag der Gestapo Leoben im Mai 1944 sollten sie von der Gendarmerie Judenburg verhaftet werden. Mit Hilfe ihrer Lebensmittelkarten versorgten A. W. und ihre Mutter untergetauchte Kämpfer mit Nahrungsmitteln, Rauchwaren, Petroleum für den Betrieb der rauchlosen Kocher und anderen lebensnotwendigen Gütern; zudem beherbergten sie untergetauchte Mitglieder der Widerstandsgruppe in ihrem Haus. Die beiden Frauen übernahmen Kurierdienste und standen in Verbindung mit der Widerstandsgruppe um Sepp Filz in Leoben/Donawitz sowie mit Gruppen in Kapfenberg und Graz. Über Villach und Klagenfurt hatten sie Kontakt mit Partisanenverbänden in Jugoslawien.

Die Judenburger Widerstandsgruppe wurde durch einen Gestapospitzel unterwandert und flog im April 1944 auf; am 20. April 1944 wurden viele Mitglieder auf der Waldheimhütte verhaftet. A. W. und ihre Mutter fuhren daraufhin nach Leoben, um die Gruppe in Leoben/Donawitz über die Verhaftung der Waldheimgruppe zu informieren, und kehrten erst drei Wochen später im Glauben, dass die Gestapo keinerlei Information über ihre Widerstandsaktivitäten hätte, nach Judenburg zurück. Allerdings wurde am 19. Mai 1944 auch der Bunker im Judenburger Murwald ausgehoben, und die beiden Judenburgerinnen konnten sich nur durch die rechtzeitige Warnung von Verbindungsleuten der unmittelbar bevorstehenden Verhaftung entziehen. A. W. und ihre Mutter versteckten sich in einem selbst gegrabenen Erdbunker unter der Mauer ihres Hauses. Trotz mehrmaliger Hausdurchsuchungen von Gendarmerie und Gestapo blieben die beiden Frauen unentdeckt, und auch die beiden Kinder der Frauen, damals im Alter von 13 bzw. 15 Jahren, hielten dem ungeheuren Druck wiederholter polizeilicher Befragungen stand. Mehr als elf Monate harrten Anna Winkler und Johanna Grimming unter großen Entbehrungen durch Hunger, Nässe und Kälte in der selbstgegrabenen Erdhöhle aus; ihr Leben im Verborgenen dauerte vom 19. Mai 1944 bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945.

Freundschaften (auch politische Beziehungen): Sepp Filz und Toni Wagner, Max Muchitsch (Leobener Widerstand); Johann Gütersberger, weitere Mitglieder der Judenburger Widerstandsgruppe (u.a. Garber, Pittinger, Freitag, Schleich, Rauch, Mitterer, Havlu angeführt); Verbindung auch nach Bruck a. d. Mur, Graz (Olga Stern) und zu Partisanenverbänden.

Qu.: Opferfürsorgeakt, StLA 405 Wi 3-1946 (Steiermärkisches Landesarchiv).

L.: Muchitsch 1985, Strutz 2007, Strutz 2008

Andrea Strutz