Wellspacher-Emery Edith; Malerin, Ärztin und Architektin
Geb. Schottwien, NÖ, 9.10.1909
Gest. Wien, 11.8.2004
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer wohlhabenden bürgerlichen Familie. Nach dem frühen Tod des Vaters bemühte sich die Mutter den Gutsbetrieb weiterzuführen, musste ihn jedoch bald verkaufen. Die finanzielle Situation der Familie verschlechterte sich dramatisch. Eine Schwester lebte in Paris.
LebenspartnerInnen, Kinder: War mit dem Kolonialbeamten John Emery verheiratet.
Freundschaften: Seit Ende der 1920er Jahre mit Erika Mitterer befreundet.
Ausbildungen: Wurde zunächst von ihrer Mutter und danach von einer pensionierten Schuldirektorin unterrichtet. Mit 11 Jahren kam sie in eine Klosterschule, mit dreizehn übersiedelte sie nach Wien und besuchte dort eine staatliche Schule. Sie besuchte zugleich Malkurse bei Franz Cizek an der Kunstgewerbeschule. Während der Schulferien erhielt sie von einem Pfarrer Lateinunterricht, legte in einer Abendschule die Matura ab und inskribierte Medizin an der Universität Wien. Während des Studiums perfektionierte sie ihre Sprachkenntnisse durch Aufenthalte in England und Frankreich. Promovierte 1934 in Wien. 1956 Abschluss des Architekturstudiums.
Laufbahn: Begann 1934 als Turnusärztin im Elisabethspital in Wien, war politisch den Sozialisten verbunden und lehnte von Beginn an den Nationalsozialismus ab. Aufgrund ihrer Einstellung verlor sie ihren Job sowie das Dienstzimmer im Spital und zog zu Erika Mitterer. Sie suchte eine Möglichkeit so rasch wie möglich das Land verlassen zu können, ein Inserat, dass ein Mädchencollege in Tasmanien eine von Cizek ausgebildete Zeichenlehrerin suchte, war ihre Rettung. Sie kam mit einem Schiff, auf dem sie ihren Mann kennenlernte, nach Australien. 1940 reiste sie nach Paris, um ihr Kind in der Nähe ihrer Schwester zu bekommen. Im Dezember 1940 kam sie in ein französisches Lager. 1944 brachte sie in England ihr zweites Kind zur Welt. Ihre ärztliche Ausbildung wurde jedoch nicht anerkannt. 1948 ließ sie sich in Hobart nieder. Da sie auch dort nicht als Ärztin anerkannt wurde, inskribierte sie Psychologie. Während des Studiums war sie als Sprachenlehrerin tätig. Als ihr Professor stirbt, wählt sie das Fach Architektur, das sie 1956 abschloss. Sie unternahm mehrere Weltreisen, die sie durch ihre Tätigkeiten als Architektin, Übersetzerin, Vortragende, ebenfalls durch Radiosendungen, Sprach- und Malkurse finanzierte. Sie baute einige Privathäuser und stellte ihre Bilder an mehreren Orten aus, unter anderem auch in Wien. Ab 1998 lebte sie nach einem Schlaganfall in einem Heim.
Qu.: DÖW
W.: „Encounter with Asia“ (1969), „A Twentieth Century Life“ (o. J.), „To broader lands and better days. In: Bittman, Karl: Strauss to Matilda. Viennese in Australia 1938-1988.“ (1988)
L.: Feikes 1999, Petrawsky 2009