Weiss Ruth, eigentl. Juliane Ruth Felizitas W., chinesischer Name: Wei Lu Shi; Schriftstellerin
Geb. Wien, 11.12.1908
Gest. Peking, China, 6.3.2006
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einem jüdischen gutbürgerlichen Haus. Mutter aus Floß bei Weiden in Oberfranken, Vater aus Galizien. Die Eltern kamen 1942 im KZ Theresienstadt ums Leben. Verbrachte ihre Kindheit in Klosterneuburg bei Wien. 1918-21 in Boryslaw, Galizien, wo der Vater eine leitende Stelle in der Rohölgewinnung einnahm, danach wieder in Klosterneuburg.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1943 Heirat mit Hsuan, danach Technik-Studium in den USA. Scheidung 1954. Söhne: Norman (*1947), Colin (*1949).
Ausbildungen: Besuch des Gymnasiums, 1927-32 Studium der Philosophie, Germanistik und Anglistik an der Universität Wien, Promotion 1932.
Laufbahn: Englischlehrerin bei den Töchtern des Industriellen Georg Mauthner. 1928 Englandaufenthalt. Steigendes Interesse an China: Chinesischunterricht, Rundfunkvorträge und Zeitungsartikel über China im „Neuen Wiener Tagblatt“. 1933 ging sie dann nach China und unterrichtete u. a. an einer jüdischen Schule in Shanghai. Aktiv für die verbotene KP Chinas. Mitarbeit bei der 1936 von Max und Grace Granich gegründeten Zeitschrift „Voice of China“. 1939 erlangte R. W. die chinesische Staatsbürgerschaft. War Mitarbeiterin einer antifaschistischen Tageszeitung in Chengdu und 1941 Prof. für Englisch an der Medizinischen Hochschule der Zentralen Universität in Chengdu. In Chongquing Sekretärin u. a. für das United Nations Picture News Office, einer Kooperation der Informationsministerien der USA, GBs und Chinas. 1945 nach Shanghai, Mitarbeit im „China Welfare Fund“. 1946 mit einem Studentenvisum in die USA, wo sie ihren Mann wieder trifft. 1949 Heimaturlaub in China. Nachdem die UNO ihr Dienstverhältnis nicht mehr verlängert, kehrt R. W. mit ihren Söhnen 1951 nach Bejing zurück, ihr Mann bleibt in den USA. In China arbeitet R. W. als Übersetzerin und Autorin für den Verlag für fremdsprachige Literatur. Ab 1957 Beiträge für die „Sächsische Zeitung“, „China im Bild“, 1974-81 für „Eastern Horizon“. 1981 Vortragsreise in die USA und Kanada, besucht Österreich und Deutschland. 1983-93 Berufung in die Politische Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes. 1986 Mitarbeit an dem Film „Maos Enkel“ des österr. Filmemachers Werner Fitzthum über die Folgen der Kulturrevolution.
Mitglsch.: Mitglied der paneuropäischen Union von Richard Coudenhove-Kalergi.
W.: „Elfriede im deutschen Drama. Diss.“ (1932), „Lu Xun: a Chinese writer for all times“ (1985), „Am Rande der Geschichte. Mein Leben in China“ (1999)
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Sauseng 2006