Weinzierl Erika, geb. Fischer; Historikerin

Geb. Wien, 6.6.1925
Gest. Wien, 28.10.2014

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Maria, geb. Dini (*1897), Lehrerin; Vater: Otto Fischer (1897-1956), Bezirksschulinspektor in Wien, überzeugter Sozialdemokrat, der weder im Ständestaat noch während der NS-Zeit Aufstiegschancen hatte. Die Eltern ließen sich scheiden, als die Tochter 12 Jahre alt war.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1948 Heirat mit Dr. Peter Weinzierl (1923-1996), Physiker, o.Univ.Prof. für Experimentalphysik an der Universität Wien. Söhne: Michael (1950-2002), Dr. phil., Historiker; Ulrich (*1954), Dr.phil., Mitarbeiter des DÖW, Autor.

Ausbildungen: Volksschule in Mariahilf, humanistisches Gymnasium Rahlgasse in Wien 6; 1943 vorgezogene Matura. Noch während des Krieges Beginn des Medizinstudiums, 1945-48 Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, Absolvierung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien, 1948 Staatsprüfung des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, 23.12.1948 Promotion zum Dr.phil.

Laufbahn: Arbeitsdienst im Waldviertel, Schaffnerin in Wien. Nach der Promotion 1948-64 Archivarin im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien; 1961 Habilitation für österreichische Geschichte an der phil. Fakultät der Universität Wien, 1964-92 Vorstand des Instituts für kirchliche Zeitgeschichte am Internationalen Forschungszentrum Salzburg; 1967 a.o., 1969 o. Prof. für österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg, 1979-95 Professorin für neuere und neueste Geschichte und Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien; Autorin von Büchern und wissenschaftlichen Aufsätzen, Herausgeberin zahlreicher Bücher, seit 1973 Herausgeberin der Monatsschrift „Zeitgeschichte“; 1977 Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften (seit 1991 Geschichte und Gesellschaft). Sie rief 2002 den „Erika-Weinzierl-Preis für frauen- und geschlechterspezifische Arbeiten an der Universität Salzburg“ ins Leben.

Ausz., Mitglsch.: 1952 päpstliche Medaille Bene merenti, 1979 Preio Adelaide Ristori in Rom, 1985 Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien, 1988 Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik, 1992 Hertha-Firnberg-Staatspreis für besondere Leistungen im Bereich von Wissenschaft und Forschung, 1994 Wissenschaftspreis der Stadt Wien, 1995 Bruno-Kreisky-Preis „Für das politische Buch“ (Sonderpreis für das Lebenswerk), 1996 Samuel-Bloch-Medaille der Aktion gegen Antisemitismus, 1998 Wilhelm-Hartel-Preis der ÖAW, 1999 Goldenes Doktorat der GWF der Universität Wien, 2000 Volksbildungspreis der Stadt Wien, Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich, Ehrenpräsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus; Vizepräsidentin der Sigmund-Freud-Gesellschaft; 2003 Donauland-Sachbuchpreis Danubius. Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Instituts „Wiener Kreis“, Vorstandsmitglied des Kuratoriums der Stiftung Bruno-Kreisky-Archiv, Jury-Mitglied für den Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte, Mitglied des Kuratoriums des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Mitglied der kirchlichen Kommission „Justitia et Pax“, Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte, Mitglied des Beirats „Topographie des Terrors“ in Berlin, Mitglied des Beirates des Jüdischen Museums in Wien. Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge), Ehrenmitglied der Theodor Kramer Gesellschaft.
Verkehrsflächenbenennung: 6.6.2023: 1060 Wien, Platz vor der Pfarrkirche Mariahilf, Ecke Barnabitengasse.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).

W. u. a.: „Geschichte des Benediktiner Klosters Millstatt in Kärnten“ (1951), „Österreich, Zeitgeschichte in Bildern“ (1968), „Universität und Politik in Österreich“ (1969), „Österreich: Die Zweite Republik“ (1972), „Prüfstand. Österreichs Katholiken und der Nationalsozialismus“ (1989), „Gem. m. Otto Kulka (Hrsg.), Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft“ (1992), „Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938-1945“ (1997), „Gem. m. Oliver Rathkolb u. Siegfried Mattl (Hrsg.): Justiz und Fremdenfeindlichkeit. Symposion Justiz und Zeitgeschichte am 23. und 24. Oktober 1997 in Wien“ (1999)

L.: BLÖF, Ertl 1995a, Ertl 1995a, Fellner/Corradini 2006, Rathkolb 2002, Welzig 2006, www.aeiou.at