Spann-Rheinsch Erika, Hedwig Emma Emilie, geb. Reinsch, verh. Dorn, Ps. Gertrud Berg, Erika Rheinsch; Lyrikerin und Übersetzerin

Geb. Trennfeld/Unterfranken, Bayern (Deutschland), 4.10.1880

Gest. Neustift bei Schlaining, Bgld., 25.8.1967

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: August Reinsch (1849-1933), Eisenbahningenieur und königlich-bayrischer Regierungsrat; erstes von vier Kindern; Mutter: Anna Elisabeth, geb. Berg (1857-1937). Geschwister: Karl Friedrich (*1882), Dr. Ing. Alfred Reinsch (1884), Oberingenieur der „Daimler-Motoren-Gesellschaft“; Kurt Friedrich Reinsch (1895-1927).

LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe: 1902–1906 (Scheidung) mit Hanns Dorn (1878-1934), Publizist, später Hochschulprofessor für Wirtschaftswissenschaften; Sohn: Heinrich (†1923); 2. Ehe: Othmar Spann (1878-1950), Nationalökonom, Philosoph und Soziologe. Söhne: Adalbert (1907-1942), Publizist; Rafael (1909-1983), Publizist und Manager.

Ausbildungen: Verbrachte ihre Kindheit in Bayern, wo sie auch verschiedene Schulen besuchte. 1898 Staatsprüfung für Französisch und Englisch. Gymasialkurse in München; ao. Hörerin an den Universitäten Wien und Brünn (Botanik, Geologie).

Laufbahn: Begann bereits im Alter von 13 Jahren Gedichte zu schreiben. Arbeitete zunächst als Gymnasiallehrerin. Ab 1900 intensivierte sie ihre Laufbahn als Dichterin, wobei sie Unterstützung bei der Frauenrechtlerin Friederike „Ika“ Freudenberg (1858-1912) fand, in deren Verein sie mitarbeitete. Ein weiterer wichtiger Förderer war der Schriftsteller, Literaturkritiker, Journalist und Historiker Otto Leixner von Grünberg (1847-1909). Im Herbst 1905 hatte sie während eines längeren Österreichaufenthaltes in Weißenbach an der Triesting, NÖ, ihren ersten öffentlichen Auftritt als Dichterin. Im selben Jahr lernte sie den Partner ihres Mannes, Othmar Spann, kennen, der mit diesem gemeinsam die „Kritischen Blätter für die gesamten Sozialwissenschaften“ herausgab. Sie zog noch im selben Jahr zu ihm nach Frankfurt am Main und ließ sich im darauffolgenden Jahr von Dorn scheiden. In den Jahren 1906/07 lebte sie einige Monate abgeschieden auf einem Bauernhof in Zirnitz bei Admont/Stmk., danach bis 1908 in Wien. Zur Zeit der 1909 erfolgenden Übersiedlung nach Brünn arbeitete E. Sp.-R. neben ihrer dichterischen Arbeit auch eng mit ihrem Mann zusammen, korrigierte hauptsächlich seine Schriften und schrieb sich als außerordentliche Hörerin an der Technischen Hochschule in Brünn ein. Ab 1918 lebte sie mit ihren Kindern allein in Brünn, besuchte aber ihren berufsbedingt in Wien lebenden Mann regelmäßig. Zwei Jahre später zog auch sie nach Wien, wo sie bis 1924 lebten. In Wien war sie außerordentliche Hörerin an der Universität und belegte in Botanik, Mineralogie, Kristallographie und Geologie Vorlesungen. Sie unternahm größere Reisen durch Deutschland, die Tschechoslowakei, Italien, nach Stockholm, Uppsala, Griechenland, Kreta und Ägypten.

Sp.-R. beschäftigte sich in ihren Werken vor allem mit christlichen und nicht-christlichen Religionen und Philosophien. Neben ihren Dichtungen übersetzte sie auch aus dem Chinesischen und Lateinischen. 1933/34 arbeitete sie an der nationalsozialistischen, von ihren Söhnen herausgegebenen Zeitschrift „Österreichischer Beobachter“ mit. Ihr Ansuchen um Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde allerdings abgelehnt. Sie war erst wieder nach 1945 öffentlich als Dichterin tätig.

Ausz., Mitglsch.: 1920 Ebner-Eschenbach-Preis, 1921 Ehrengabe der Deutschen Schiller-Stiftung, 1917 Ehrengabe der Eduard von Bauernfeld’schen Prämienstiftung; ab Mai 1933 Mitglied der NSDAP und des 1931 gegründeten „Kampfbundes für Deutsche Kultur. Ortsgruppe Wien“; Gründungsmitglied des „Bundes der deutschen Schriftsteller Österreichs“, Mitglied des „Reichsverbandes Deutscher Schriftsteller“ und des österreichischen P.E.N.-Clubs, 1933 Austritt, danach Mitglied des deutschen P.E.N.-Clubs.

Qu.: Nachlass-Sammlung des Archivs für die Geschichte der Soziologie in Österreich: http://agso.uni-graz.at/bestand/32_agsoe/; DB NS-Lit. Graz

W. u. a.: „Tragödien und Festgesänge der Blumen und Bäume“ (1907), „Das Kindlein. Erzählung“ (1911), „Paracelsus und sein Jünger. Dichtung von der inneren und äußeren Welt“ (1921), „Frohe Wanderschaft. Lieder“ (1922), „Buch der Einkehr. Lieder und Gedichte“ (1923), „Vor attischen Grabmälern. Dichtungen“ (1925), „Kretische und vorgriechische Sprache“ (1930), „Gestalt und Geheimnis. Lieder und Gedichte“ (1936), „Dem Dichter Wladimir von Hartlieb zu seinem 50. Geburtstagsfeste, 19. Febr. 1937“ (1937)

Übersetzungen: u.a.: „Kung-Fu-Tse: 50 Sprüche. Übersetzung aus dem Chinesischen. =Sesam-Bücher, hg. v. Helene Scheu-Riesz“ (1922), „Papst Leo XIII: Rerum novarum. Übersetzung aus dem Lateinischen“ (1931)

L.: Bamberger/Maisen-Bruck 1966, BLÖF, Buchegger 2002, Geißler 1913, Teichl 1951, Wikipedia, http://agso.uni-graz.at/