Waehner Trude, eigtl. Gertrude Wähner, verh. Szekely-Wähner und Schmidl-Wähner; Malerin, Grafikerin und Fachschriftstellerin

Geb. Wien, 11.8.1900
Gest. Wien, 18.5.1979

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Theodor Wähner, Wiener Stadtrat und Herausgeber der „Deutschen Zeitung“; Mutter: Gisela Wähner, Musikerin.

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet Szekely, heiratet in zweiter Ehe Friedrich Schmidl.

Ausbildungen: Lernt mit 3 Jahren lesen und mit 4 Jahren Latein; 1918 Matura am Gymnasium Wien 6, Rahlgasse; danach Studium an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt; Studium an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Josef Frank; Studium an der Hochschule für Musik in Wien; gelangt mit einem Empfehlungsschreiben von Walter Gropius ans Bauhaus in Dessau, 1928-1932 in der Malklasse von Paul Klee und in den Kursen von Wassily Kandinsky.

Laufbahn: Obwohl T. W. als Schülerin von Klee und Kandinsky mit den abstrakten Strömungen am Bauhaus konfrontiert wird, grenzt sie sich von diesen ab. Sie ist von VertreterInnen der Neuen Sachlichkeit, wie Otto Dix, beeinflusst. Sie besitzt in den 1920er-Jahren ein berühmtes Atelier im elterlichen Bürohaus in der Buchfeldgase 6, einer Seitengasse der Josefstädter Straße in Wien. Hier treffen sich die Mitglieder des Wiener Kreises, wie der Mathematiker Karl Menger, der Philosoph Karl Popper und der Soziologe Otto Neurath, sowie Künstler, Kunsthistoriker und Schriftsteller. W. lebt 1932/33 in Berlin, wo sie Bekanntschaft mit Klaus und Erika Mann, Bert Brecht, George Grosz und Otto Dix schloss. Eine für 1933 geplante Ausstellung in der Galerie von Paul Cassirer kommt aufgrund der Machtübernahme Hitlers nicht mehr zustande, ihr Atelier wird verwüstet. Die Antifaschistin, deren zweiter Ehemann jüdischer Abstammung ist, muss nach Wien zurückkehren. Dort unterstützt sie politisch Verfolgte, fälscht Ausweispapiere, Pässe und Garantien. Ihr Engagement findet auch in Zeichnungen seinen Ausdruck, in denen sie vor den Gefahren des Faschismus warnt. Im März 1938 ist sie gezwungen unterzutauchen. Ihr Atelier in der Josefstadt wird von Heimito von Doderer übernommen, der bis 1948 Albert Paris Gütersloh als Untermieter aufnimmt. Erst im Juni gelingt ihr, unter Zurücklassung ihrer Arbeiten, die Flucht in die Schweiz, wo sie in Zürich ihren Zyklus antifaschistischer Zeichnungen ausstellt. Über Belgien, Frankreich und Großbritannien gelangt sie in die USA. Dort lehrt sie am Sarah Lawrence College in New York und am Moravian Seminary and College for Women in Pennsylvania und betätigt sich immer wieder als Portraitistin. Anfang der 1940er Jahre stellt T. W. wissenschaftliche Studien zur Kunsterziehung an. Sie beschäftigt sich mit Psychoanalyse und arbeitet mit der Rorschach-Methode zur Persönlichkeitsdiagnose sowie über systematische Interpretation von Kinderzeichnungen. Sie leitet das Kunstdepartment in New York. Im Jahr 1947 kehrt sie erstmals nach Österreich zurück, 1948 bekommt sie nach langwierigen Verfahren ihre Räumlichkeiten in der Josefstadt zurück − nicht ohne Doderer ein Zimmer in einer anderen Wohnung des Hauses zur Verfügung zu stellen. Ihre Ausstellung in der Neuen Galerie wird als „Heimkehr“ einer wichtigen österreichischen Künstlerin gefeiert. In den 1950er Jahren verlässt sie dann endgültig die USA, um auf einem Bauerngut in Dieulefît in Süd-Frankreich zu leben. Im Jahr 1963 übersiedelt sie nach Venedig, wo umfangreiche politische Holzschnittzyklen entstehen. Letzten Endes kehrt sie in ihre Heimatstadt Wien zurück, wo sie 1955 im Amt für Kultur und Volksbildung der Stadt Wien tätig ist. T. W. hat ihre Werke in Wien, New York, Paris, Genf, Haifa, Padua, Venedig, Rom, Bologna, Reggio Emilia, Budapest, Modena, Innsbruck, Brünn, Belgrad, Zürich und Stockholm ausgestellt.

Mitglsch.: Mitglied des Hagenbundes, jüngstes Vorstandsmitglied des Österreichischen Werkbundes.

Qu.: Der künstlerische Nachlass ist seit 2008 im Besitz des Wiener Kunsthandels Widder (siehe https://www.trude-waehner.at/), die Werke aus der Zeit als Schülerin von Klee und Kandinsky sind allerdings verschollen. Heute finden sich Bilder von T. W. u. a. in der Albertina, in der Österreichischen Galerie (beide Wien), im Museum der Stadt Wien, im Musée d’Art Moderne in Paris, sowie im Museo del’Arte Moderna in Bologna. Das Atelier der Malerin ist bis heute erhalten und befindet sich nun im Besitz der Stadt Wien.

W.: „Formal Criteria for the Analysis of Children’s Drawings. In: The American Journal of Orthopsychiatry, Bd. 12“ (1942), „Interpretation of Spontaneous Drawings and Paintings. In: Genetic Psychology Monographs, 33. Jg.“ (1946), „Die Dimension der Kunst. Unveröffentlichtes Manuskript“ (Mitte 1960er Jahre), „Kunst und Geisteshaltung. Unveröffentlichtes Manuskript“

L.: Boeckl 1995, Hofmann 1936, ÖNB 2002, Plakolm-Forsthuber 1998, Plakolm-Forsthuber 2004, Szekely 2000, Vollmer 1953-1962www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/nl/waehner.htm

Carina Tiefenbacher