Tovar Susanna von

geb. Öttwein; Erzieherin und Hofmeisterin

Geb. um 1510
Gest. 1588

Herkunft, Verwandtschaften: Zyprian Ottwein von Freienwald und Agnes Reiberger, verheiratet mit Luis de Tovar (Tobar, Tobär) aus Roa (Provinz Burgos), Freiherr auf Enzesfeld († 5. März 1553); Kinder: Bernhard (geboren um 1535, † um 1557), verheiratet mit Elisabeth unbekannter Herkunft; Ludwig (geboren um 1536, †1599), verheiratet in erster Ehe mit einer Unbekannten, in zweiter Ehe mit Elisabeth, Tochter des Bernardín de Meneses (†1562) und der Isabella de Guzmán (†?), Witwe nach dem Grafen Johann Friedrich von Hardegg (†9.2.1580); Anna Maria (geboren um 1538, †1584), verheiratet mit Johann Spanowsky von Lischau auf Patzau (†1582/83); Margarethe (geboren um 1540, †1578); Elisabeth (geboren um 1541, †1600), verheiratet mit Georg Ehrenreich von Roggendorf zu Pöggstall (†13.9.1589).

Laufbahn: S. wurde vermutlich um 1510 geboren, jedoch ist unbekannt wo. Der Stammsitz der Familie Öttwein Freiwaldau (Frývaldov, heute: Jesenik) südlich von Sagan mit dem Städtchen und den Dörfern Breitenfurt, Sandhübel, Böhmischdorf und Buchelsdorf. Die Herrschaft wurde aber 1492 verkauft. S. war vor ihrer Heirat eine Zeitlang als Kammerjungfrau im Hofstaat der Königin Anna von Böhmen (1503-1547) in Prag. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Hofstaat Annas erhielt sie von Ferdinand I. 800 Gulden anlässlich ihrer Eheschließung. Die Hochzeit mit Luis de Tovar, aus einer alten spanischen Cabaleros- (Ritter-)Familie, fand zwischen dem 8. und 28. Februar 1534 vermutlich in Prag statt. Luis von Tovar stand in Ferdinands I. Diensten seit 1508, ging mit ihm in die Niederlande und dann 1521 nach Österreich. Seit 1530 trägt er den Titel eines Hofrates, seit 1533 ist er Hauptmann der königlichen Bogenschützen (Hartschiere); in diesem Jahr tauschte er auch seine Mitgliedschaft im Calatrava-Ritterorden gegen die im prestigereicheren und besser dotierten Santiago-Ritterorden ein. 1544 wird er von Ferdinand zum Hofmeister bei seinem Sohn Erzherzog Ferdinand II. (von Tirol) (1528-1590) zum Obersthofmeister und Kämmerer nach Innsbruck berufen. 1546 wird er in den Freiherrenstand erhoben. Seit 1537 waren er und S. Inhaber der Herrschaft Enzensfeld. Nach dem Tod von Luis de Tovar 1553 wurde S. v. T. laut Pflegschaftsvertrag vom 20. November 1554 Inhaberin der Herrschaft Enzensfeld, da ihr dies für sich und ihre Nachkommen auf Lebenszeit zugesichert wurde.

Als Witwe war sie ungemein aktiv: (1) 1556/60 und 1570/71 ließ sie auf der Basis eines Urbars von 1446, das Christoph Spaur, Erbschenk von Tirol als Besitzer der Herrschaft (1465-1484) erstellen hatte lassen, neue Grundbücher anlegen. (2) Dörfer, die seit den Kriegszügen des Matthias Corvinus (1477) und den Türkeneinfällen von 1529/32 verödet waren, ließ sie neu bestiften: 1556/59 Kleinfeld mit Köhlern und um 1560 Hirtenberg mit Hammerwerk und Bauern. 1560 übertrug sie das Nutzungsrecht bzw. verkaufte sie Gründe des „öden Dorfes Pölla“ beim „Heilsamen Brunnen“ an den Markt Leobersdorf und 1568 das Bauerngut von Hans und Barbara Simbürg, Hirtenberg. (3) Bis 1565 ließ sie das Bräuhaus, die Harnischkammer, den Schloßstadl, die Aumühle (1563 verkauft), das Bürgerspital (erst nach 1570 für 9-12 arme Leute reaktiviert) und die Badesstube in Enzesfeld neu errichten bzw. renovieren. (4) 1578 bestiftete sie die Pfarrschule Leobersdorf mit 1000 Gulden und die Pfarrschule Enzesfeld mit 340 Gulden.

Zwischen 1560 und 1566 war sie immer wieder im Dienst am Hof in Innsbruck, wo sie das Amt als Erzieherin der königlichen Kinder bzw. als Oberste Hofmeisterin der Töchter Ferdinands ausübte, so auch 1565 bei der Hochzeit Barbaras (1539-1572) mit Alfons II. Herzog von Ferrara (†1597). Um diese Zeit ließ sie auch ein Hausarzneibuch anlegen. 1582 fühlte sie sich ihren eigenen Angaben zufolge, da sie krank in Pöggstall, auf dem Anwesen ihrer Tochter Elisabeth darniederlag, als „verlebt“ und dem Tode nahe. Sechs Jahre später ist sie dann auch gestorben. In der Pfarrkirche St. Martin in Leobersdorf wurde sie begraben.

Werke

S. v. T. ließ 1565 ein Hausarzneibuch anlegen. Das Original befindet sich in Stockholm in der Königlichen Bibliothek; Edition: Nembt Kranwetöhll und Regenwürmb. Hausarzneibuch der Susanna von Tobar, Gutsherrin auf Enzesfeld 1565, ed. Ludwig Schabes, St. Pölten/Wien 1984

Literatur / Quellen

L.: Grohs 1988, Laferl 1997, Schabes 1985

BiografieautorIn:

Ingrid Roitner