Tolnay Emilie

geb. Müller; Friseurin, Hilfsarbeiterin und Widerstandskämpferin

Geb. Iglau, Mähren (Jihlava, Tschechien), 6.10.1901
Gest. Wien, 5.7.1944

E. T. war nach dem Besuch der Pflichtschulen ab 1916 in verschiedenen Industriebetrieben als Hilfsarbeiterin tätig. 1922 lernt sie den Beruf einer Friseurin und ist in diesem Beruf bis 1926 tätig. In diesem Jahr heiratet sie den Bäckergehilfen Anton Tolnay (geb. 1893). Das Ehepaar Tolnay wird 1936 wegen Verdachtes der Betätigung für die KPÖ festgenommen und vier Monate lang inhaftiert.

Am 14. Juli 1942 werden E. und Anton Tolnay erneut festgenommen. Sie werden gemeinsam mit Therese Dworak sowie Johann und Rosalia Graf am 22. Dezember 1943 vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof angeklagt. E. T. beteiligte sich an der Reorganisation des illegalen Widerstandskampfes in der Zeit von 1941-1942. Sie unterstützte den verfolgten KPÖ-Funktionär Adolf Neustadtl und hat ihm, laut Anklage „dadurch eine umfangreiche Aufbautätigkeit ermöglicht“. Die Anklage befindet weiter, dass „der Ehemann Tolnay offenbar stark unter dem bestimmenden Einfluß seiner geistig ihm weit überlegenen Frau gestanden hat“. E. T. hat ferner Rosalia und Johann Graf für die Mitarbeit in der KPÖ gewinnen können.

Am 14. April 1944 wird E. T. gemeinsam mit Rosalia und Johann Graf sowie Therese Dworak vom Volksgerichtshof Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Sie wird am 21. Juni 1944 am Schafott des Wiener Landesgerichts hingerichtet. Anton Tolnay wird zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Er befand sich bis Kriegsende in Haft

Auffallend bei diesem Prozess ist, dass alle angeklagten Frauen zum Tode verurteilt und hingerichtet werden, während von den involvierten Ehemännern nur Johann Graf zum Tode verurteilt wird.

Der Name von E. T. findet sich auf einer 1946 enthüllten Gedenktafel in der Bezirksleitung der KPÖ-Penzing für die Opfer des Kampfes gegen den Faschismus (Wien 14, Drechslerg. 42), jetzt Alfred Klahr-Gesellschaft und auf einer Gedenktafel in der Weihestätte im Wiener Landesgericht (ehemaliger Hinrichtungsraum). Sie ist im Ehrenhain der hingerichteten WiderstandskämpferInnen, Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 40; 20/50; 24a bestattet.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: DÖW 5733d, 6872, 6901, 19793/25.

L.: Dokumentationsarchiv 1984, Fein 1975, Spiegel 1967, Weinert 2004

BiografieautorIn:

Karin Nusko