Toledo Irma Rafaela

geb. Irma Friedmann; Malerin

Geb. Laufen, Bayern (Deutschland) 23.8.1910
Gest. Salzburg, Sbg., 7.1.2002

Herkunft, Verwandtschaften: Wuchs in Laufen auf, litt schon als Kind an der Außenseiterrolle, da es außer ihrer Familie in dieser Stadt keine Juden gab.

LebenspartnerInnen, Kinder: Seit 1931 verheiratet mit dem nichtjüdischer Geschäftsinhaber Franz Schmeisser. Zwei Kinder: eine Tochter (*1932) und einen Sohn (*1934). Gemeinsam führten sie in Freilassing ein Geschäft.

Ausbildungen: Der Vater hatte wenig Sinn für ihre musischen Interessen und schickte sie sechzehnjährig zur Modistinnenausbildung nach Prag. Damals gab ihr eine Freundin wegen ihres südländischen Aussehens (und in Anspielung auf Grillparzers Schauspiel „Die Jüdin von Toledo“) den Namen Toledo, den sie später als Künstlernamen wählen sollte.

Laufbahn: Überlebte die NS-Zeit aufgrund ihrer Mischehe, war jedoch gezwungen sich ab 1944 zu verstecken. Das Ehepaar war bereits 1938 infolge des „Anschlusses“ Österreichs an Hitlerdeutschland bedroht. I. R. T.s Mann meldete sich freiwillig zur Wehrmacht, um einer zwangsweisen Dienstverpflichtung an der Ostfront zu entgehen. Er kam als Funker nach Narvik. Bei einem Spaziergang während eines Fronturlaubes wurde das Paar von einem rabiaten Nazi angepöbelt. Er drohte I. R. T. anzuzeigen, weil sie als „Saujüdin“ mit einem Wehrmachtssoldaten eingehängt spazieren gehe. Franz Schmeisser wurde von der Wehrmacht bald wieder entlassen, da er alles unternommen hatte um aus gesundheitlichen Gründen als untauglich zu gelten.

Als ihr Mann zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde, wandten sich die Freunde von ihr ab um sich nicht zu gefährden. Nach dem Krieg ließ sie sich taufen, um dazuzugehören. Erst im Alter näherte sie sich wieder dem Judentum an und machte sich auf die Suche nach ihren jüdischen Wurzeln.

Zitate: „Ich habe mir immer die Taufe gewünscht − es war ein Kindertraum. Ich bin in Parsch auf den Knien zum Taufbecken gekrochen. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für eine Erschütterung das war, das ich eintrete in das Reich des Heiligen Geistes; davon war ich maßlos erschüttert. Ich war nur eine geborene Jüdin, aber mein Schicksal war anders“.

Zurück in Salzburg wurde I. R. T.s Mann mehrfach aufgefordert, sich von seiner „nichtarischen“ Frau scheiden zu lassen. Nach seiner beharrlichen Weigerung wurde er zur Strafarbeit in das Arbeitslager Gera gebracht. Von da an lebte I. R. T. in Todesangst. Sie dachte sogar an Selbstmord, um den Mann und die Kinder zu retten. Jedes Treppenknarren konnte das Ende bedeuten. Nun wurde auch sie zu Zwangsarbeit verpflichtet und musste Uniformen nähen. Die Kinder brachte sie bei Bauern unter. Als bei Franz Schmeisser TBC diagnostiziert wurde, wurde er entlassen und kam nach Salzburg zurück. 1944 tauchte die Gestapo auf und wollte I. R. T. zur Deportation abholen. Zum Glück war sie zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung. Nachdem sie von ihrer Vermieterin, einer NSDAP-Angehörigen, informiert worden war, übersiedelte sie mit ihrer ganzen Familie in ein „Zuhäusl“ bei einem Bauern auf dem Schlenken (Rengerberg). Leider war die dort erhoffte Sicherheit ein Trugschluss, denn die Gegend um den Schlenken war auch bei den Nazis beliebt. Die Angst vor der Gestapo hielt an, aber die Familie wurde von niemandem denunziert. I. R. T. überlebte, aber beinahe alle ihre Verwandten kamen in NS-Konzentrationslagern um.

Nach dem Krieg begann für I. R. T. ein neues Leben. Sie tauchte aus dem Untergrund auf und begann zu malen. Sie nutzte vorerst die Sonntage, wenn ihr Mann mit den Kindern spazieren ging, und malte vor allem Naturerlebnisse, Wiesen, den Göll. „Ich musste einfach von innen heraus malen, es war für mich ein Erkenntnisweg.“ Zu jener Zeit nahm sie ihren Künstlernamen Toledo an. 1951 waren erstmals Bilder von ihr im Künstlerhaus ausgestellt, 1952 fand sie Aufnahme in die legendäre „Salzburger Gruppe“.

Sie arbeitete bis ins hohe Alter als Malerin, lehrte auch in Kursen und war eine interessante Atelier-Gesprächspartnerin. Sie bestritt nationale und internationale Ausstellungen und widmete ihren künstlerischen Nachlass der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“.

Die Künstlerin malte nie unmittelbar vor der Natur, sie konzentrierte sich mit den Jahren immer bewusster auf die Innenschau und ließ sich von geistig-religiösen Beweggründen motivieren. Ein Selbstportrait ist im Besitz des Salzburg Museums.

Werke

Literatur / Quellen

L.: Embacher 1993, http://www.salzburg.com/wiki/…/Irma_Rafaela_Toledo, http://digital.belvedere.at/emuseum/

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