Szekely Angelika, de Doba; Physikerin

Geb. Olmütz, Böhmen (Olomouc, Tschechien), 23.8.1891

Gest. Graz, Stmk., 5.8.1979

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: k. u. k. Hauptmann Karl Szekely de Doba (†1902); Mutter: Marie geb. Bremig stammt aus Koblenz am Rhein.

Ausbildungen: Studium der Physik und Mathematik an der Universität Graz, Lehrer Benndorf und von Dautscher. Die Volksschule besuchte sie zuerst in Prag, die 3. und 4. Klasse in Calvales, Südtirol und die 5. Klasse privat in Trient. Ab 1902 Mädchenlyzeum in Graz, 1908 Lycealmatura, absolvierte danach die 7. und 8. Klasse am akademischen Gymnasium in Graz, wo sie am 7. Juli 1910 die Reifeprüfung ablegte. WS 1910-WS 1915/16 ordentliche Hörerin an der Universität Graz, legte im Oktober 1916 die Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik ab und absolvierte das Probejahr am Grazer städtischen Mädchenlyzeum. Am 23. Dezember 1917 legte sie ihre Rigorosen ab, mit 24. Dezember und der Dissertation „Die Kontaktdetektoren“ als zweite Frau an Physik an der Universität Graz promoviert.

Laufbahn: Bereits ab dem Semester 1913/14 arbeitete sie mit einem Staatsstipendium als Assistentin bei Prof. Anton Waßmuth (1844-1927).1915-1919 setzte sie neben ihrer Tätigkeit als Mathematik- und Physiklehrerin ihre wissenschaftliche Arbeit am physikalischen Institut fort. Mit 1. Oktober 1919 wurde sie als „Demonstrator“ am physikalischen Institut der Universität Graz bestellt, mit 1. Jänner 1921 bekleidete sie die Stelle eines „außerordentlichen Assistenten“, hielt physikalische Übungen sowie Kurse für Mathematiker und Physiker ab, unterstützte Dissertanten und nahm an anderen Lehrtätigkeiten des Institutes teil. 1929/30 reichte A. Sz. ein Gesuch um die Erteilung der venia legendi aus Experimentalphysik an der Philosophischen Fakultät ein. Unterstützung fand sie bei Professor Hans Benndorf. Aufgrund einer Bestimmung, die von weiblichen AntragstellerInnen eine höhere Qualifikation verlangte, wurde ihr Gesuch bei dem ersten Versuch abgelehnt. Hier trat besonders Professor Victor Franz Hess hervor. Noch im Juni 1930 legte A. Sz. Beschwerde ein, jedoch erfolglos. Erst 1934 bei einem weiteren Versuch war sie erfolgreich. Mit 1. Oktober 1937 wechselte sie in den Mittelschuldienst, zunächst am Gymnasium der Ursulinen und ab dem Schuljahr 1938/39 an die II. Oberschule für Mädchen in Graz.

In der NS-Zeit wurde ihre Dozentur bestätigt und im Jahr 1941/42 ein Antrag zur Ernennung zum „außerplanmäßigen Professor“ gestellt, welcher im September 1942 genehmigt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg stellte das Dekanat den Antrag zur Verleihung des Titels eines außerordentlichen Professors an A. Sz., mit der Betonung ihrer nichtnationalsozialistischen Gesinnung. Bereits im Sommersemester bemühte sich A. Sz. um die Wiederaufnahme des Lehrbetriebes und hielt die großen Einführungsvorlesungen aus Experimentalphysik und kümmerte sich um die Institutsbibliothek. Dies alles neben ihrer beruflichen Lehrtätigkeit an der Mittelschule am II. Bundesrealgymnasium für Mädchen in Graz. Im Juli 1946 wurde ihr der Titel „Ao Prof“ verliehen. Neun Jahre später beantragte Professor Adolf Smekal (1895-1959) die Verleihung des Titels eines ordentlichen Professors, welcher ihr noch im selben Jahr verliehen wurde. Sie war damit die erste Frau an der Universität Graz der dieser Titel verliehen wurde. Sie blieb dem Lehrbetrieb noch bis 1960 erhalten, hielt weiterhin Vorlesungen und Praktika für Physiker, Chemiker, Naturhistoriker und Pharmazeuten.

Sz. Beschäftigte sich speziell mit Problemen der Hochfrequenzphysik und verfasste Arbeiten über die Hochfrequenzfähigkeit verdünnter Gase.

W: „Die Kontaktdetektoren“ (1918), „Beobachtungen an elektrolyt. Detektoren“ (1919), „Kontaktdetektoren als Meßinstrumente für Wechselstrom“.(1921), „Verwendung der Hochvakuum-Eingitterröhre z. absol. Messung schwacher Wechselspannungen“ (1922), „Experimentelle Untersuchungen über die Leitfähigkeit ionisierter Luft bei Hochfrequenze“ (1929), „Einfache Methode zur Bestimmung des 1. Piezomoduls von Quarz aus Messungen am Quarzresonator“ (1932), „Durchgang hochfrequenter Wechselströme durch ionisierte Gase“ (1934), „Leitfähigkeit ionisierter Luft im hochfrequenten Wechselfeld“ (1949)

L.: BLÖF, Höllbacher 1996, Poggendorf VI Teil IV, Poggendorf VIIa, Teichl 1951