Suschitzky Adele; Verlegerin und Buchhändlerin

Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 19.11.1878

Gest. London, Großbritannien, 24.5.1980

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Wilhelm Suschitzky, der gemeinsam mit seinem älteren Bruder Philip den „Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky“ führte. Die sozialdemokratisch stark engagierten Brüder waren Söhne des jüdischen Fabriksangestellten Jacob Suschitzky und seiner Frau Josephine. Aus der Ehe von A. und Wilhelm Suschitzky stammten die Tochter Edith (geb. 1908) und der Sohn Wolfgang (Wolf), (geb. 1912). Am 18.4.1934 beging Wilhelm Suschitzky Selbstmord durch Erschießen.

Laufbahn: Sein Geschäftsanteil wurde auf seine Witwe übertragen, die als zweite Gesellschafterin fungierte. Sie war allerdings ins Verlagswesen nicht eingearbeitet, sondern übte diese Funktion rein formal in der traditionellen Weise des Witwenfortbetriebes aus. Mit dem „Anschluss“ 1938 setzte die „Arisierung“ ein. A. S. bemühte sich zunächst noch um den Verkauf der Firma, doch aufgrund massiver Interventionen und Intrigen gegen den „jüdisch-marxistisch-pornographischen Betrieb“ wurde von der Reichsschrifttumskammer die Schließung der Firma verfügt, im Oktober 1938 der Konkurs angemeldet, am 9.12.1941 die Verlagsbuchhandlung „von Amts wegen“ gelöscht. A. S. war wie ihr Schwager Philip und ihre Schwägerin Olga bereits 1938 geflüchtet. Während diese sich nach Frankreich wandten, von wo sie nach Auschwitz transportiert wurden und dort 1942/43 umkamen (ihre Söhne Joseph und Willi waren schon früher nach Dachau gebracht worden), konnte A. S. nach England gelangen und dort das Alter von 102 Jahren erreichen. Auch ihre beiden Kinder überlebten: Ihre Tochter, die Photographin Edith Tudor-Hart, studierte am Bauhaus in Dessau, arbeitete im Montessori Kindergarten in Wien, heiratete den Arzt Dr. Alex Tudor-Hart und die beiden flüchteten 1933 nach London, wo sie als Photographin und gleichzeitig als kommunistische Spionin tätig war. Sie starb 1973. A. S.s Sohn Wolf Suschitzky, der eine Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien erhielt und anschließend als Buchhändler und Photograph arbeitete, emigrierte 1934 nach London und wurde ein erfolgreicher Kameramann und Photograph. Der Kameramann Peter Suschitzky (geb. 1940) ist sein Sohn.

L.: Hall 1985, Lechner 1994, Stumpf-Fischer 2001

 

Edith Stumpf-Fischer