Stradal Emmy, geb. Ecker Emilie, Ps. Sophie Waydhoff; Hausfrau, Schriftstellerin und Nationalrätin
Geb. Wolkersdorf, NÖ, 18.10.1877
Gest. Wien, 21.11.1925
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr. Michael Ecker, Notar in Stockerau, NÖ; Mutter: Adele, geb. Pindter, Hausfrau; großdeutsch eingestellte Familie; Schwester: Adele (*1888), 1920-28 Gemeinde- und Fürsorgerätin der GDVP in Stockerau, nach dem Tod E. St.s Landesobfrau für Wien und NÖ, Vorstandsmitglied im Reichsverband Deutscher Frauenvereine, Herausgeberin der Zeitschrift „Die deutsche Frau“ bis zum Verbot 1935, März 1937 als Mitglied der NS-Beamtenorganisation bei den „Wiener Neuesten Nachrichten“, wo sie als Redakteurin arbeitete, registriert. März bis Oktober 1938 Presseleiterin der Gau-Frauenschaft, später Vertrauensperson im Betrieb Verlag Vorwärts, ab August 1940 Mitglied im Reichsverband der deutschen Presse.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1897 Heirat mit dem Oberbaurat Hofrat Dipl. Ing. Adalbert Gustav Stradal aus Rumburg, aus einer sudetendeutschen Familie stammend, 1919 im Ruhestand als Vorstand des nö Staatsbaudienstes; Kinder: Hedwig (*1898); Hermann (*1899), Ingenieur; Albert (*1905), Arzt; Otto (*1911), Journalist.
Ausbildungen: Volksschule, Bürgerschule in Stockerau.
Laufbahn: Hausfrau, Veröffentlichung von Erzählungen unter dem Pseudonym Sophie Waydhoff in „Die deutsche Frau“; 1919 Teilnahme an einer Versammlung des Nationaldemokratischen Volksvereins in Hietzing an Stelle ihres Mannes, Wortmeldung zur Situation in den Sudetenländern, seither Mitarbeit im Verein; Aufbau der Frauenortsgruppe in Hietzing, erstmals Nennung in einer politischen Funktion am 19.9.1919 als eine der drei weiblichen Vorstandsmitgliedern des Nationaldemokratischen Volksvereins in Wien, 1919 Beisitzerin des 16-köpfigen geschäftsführenden Ausschusses; 1920 Gründung des Frauenhilfsvereins „Volksgemeinschaft“, der sich jedoch behördlich nie konstituierte und 1926 gelöscht wurde, 1921 Proponentin bei der Gründung des Verbands deutscher Frauen „Volksgemeinschaft“, was in der deutschnationalen Presse als Umbenennung bezeichnet wurde, Vertretung des Verbands in der Organisation zur Bekämpfung der Tuberkulose des Roten Kreuzes; 1923 unter ihrer Federführung Zusammenschluss der deutschnationalen Frauenvereine zum Reichsverband deutscher Frauenvereine, deren Obfrau sie wurde; Obmannstellvertreterin des Deutschen Verbands für Jugendwohlfahrt; 1920 als Vertreterin der Frauen Mitglied der Reichsparteileitung; Vorsitzende des Frauenreichsausschusses der Großdeutschen Volkspartei, Obmann-Stellvertreterin des Deutschen Verbandes für Jugendwohlfahrt, 1921-24 als Vorsitzende des Reichsfrauenausschusses Mitglied der achtköpfigen Vertretung im Parteivorstand, Parteitag 1925 als erste Frau Wahl zur fünften Obmannstellvertreterin, Wortmeldungen auf den Reichsparteitagen der GDVP 1921, 1923, 1925, jährliche Teilnahme an den Landesparteitagen von Wien und NÖ bis 1925 (diskutierend), Teilnahme an allen, den Landesparteitagen vorausgehenden, Frauentagen, Wahl zur zweiten Obmannstellvertreterin am Landesparteitag für Wien und NÖ am 30.3.1924; Abgeordnete zum Nationalrat (I. GP) GdP 10.11.1920-20.11.1923 auf einem Reststimmenmandat, Kandidatur bei den NR-Wahlen am 21.10.1923, aufgrund der Wahlreform und des Stimmenverlusts der GDVP nicht mehr Abgeordnete; Abgeordnete zum Nationalrat (II. GP) GdP 6.11.1925-21.11.1925, dazu Hauch 1995: ein NR-Mandat sollte E. St. von Felix Frank, dem österreichischen Gesandten in Berlin, zur Verfügung gestellt werden, die Angelobung war für den 10.11.1925 geplant. Doch E. St. hatte sich bei der Pflege ihres typhuserkrankten Sohnes angesteckt und verstarb. Vor ihrem Ableben im Jänner 1925 Mitglied des 17-köpfigen Gründungsausschusses der Deutschösterreichischen Druckerei- und Verlagsgenossenschaft; 1925 Repräsentantin des Reichsverbands deutscher Frauenvereine Österreichs im Frauenausschuss der gemeinsam mit der Hygiene-Ausstellung im Wiener Messepalast von österreichischen Frauenvereinen getragenen Ausstellung „Der Neue Haushalt“.
St. engagierte sich vor allem in sozialpolitischen Fragen, für Kleinrentner und in frauenspezifischen Angelegenheiten. Sie erwirkte in ihren frauenpolitischen Funktionen die staatliche Besoldung der Lehrkräfte an der Frauenakademie und die Subvention der privaten Mädchenmittelschulen und setzte sich besonders für die Ausgestaltung der Mädchenbildung ein.
Präsident Wilhelm Miklas hielt am 1.12.1925 im NR den Nachruf auf E. St. Er betonte darin, dass das Parlament zum ersten Mal den Tod einer Frau zu betrauern hätte. Er hob ihren Fleiß, ihre Sachlichkeit, ihre Rührigkeit hervor und bezeichnete sie als „stattliche deutsche Frau“, die sich „geradezu frauenhaft, ja mütterlich“ um die Probleme der Kinder- und Mädchenerziehung, des Jugendschutzes und der Frauenbildung angenommen habe.
Ausz., Mitglsch.: Nach E. St. wurde im 1. Bezirk in Wien, Schulhof 4, das Emmy-Stradal-Heim für Studentinnen benannt, das 1938 trotz großer Anstrengungen aufgelöst wurde, das Mobiliar wurde in den Besitz der NS-Frauenschaft übergeführt. Paula Kraus, die die Verhandlungen führte, argumentierte mit dem Kampfbündnis der GDVP mit der NSDAP vom 15. Mai 1933, dass es „Heimstätte illegaler Studentinnen“ gewesen sei und dass es „für einen nationalen Verein schmerzlich (sei) seine Tätigkeit einstellen zu müssen, wenn anderen die Weiterarbeit gestattet wird“.
Qu.: Gedichte und ein Roman im Nachlass; WStLa, MA 8, Familienbuch Stradal, Teilnachlass E. St., Privatarchiv Irmgard Heinz, Wien.
W.: „Vorschlag für die Formulierung unseres Standpunktes zur Frage Religion und Schule“ (parteiinternes Papier 1919), „Die Forderung der nationaldeutschen Frauen in bezug auf die Einheitsschulen für Mädchen“ (parteiinternes Papier 1919)
L.: BLÖF, Hauch 1995, Parlamentarierinnen, Weinzierl 1975, Wolfram 1990a, DÖT 1./2.4.1921, Deutsche Zeit 27.11.1925, DF 5.3.1923, WNN 27.11.1925 (Trauerrede von Margarethe Miltschinsky)