Stössinger Pini, Philippine; Unternehmerin

Geb. Meran, Italien, 2.2.1889

Gest. ?

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Agnes, geb. Wehli, 1857 in Prag geboren; Vater vermutl. Isidor Stößeles, der um die Jahrhundertwende seinen Namen in Stössinger umwandelte, Prokurist, Direktor der Innsbrucker Filiale der Mercurbank. Geschwister: Benno (*1886), Jurist; Oskar, er wanderte nach Shanghai aus; P. St. besaß das Heimatrecht in Prag und damit nach 1918 die Staatsangehörigkeit zur Tschechischen Republik.

Laufbahn: War Angestellte in einem bibliographischen Büro in Wien, ab 1914 bei der Versicherungsgesellschaft „Donau“ in Wien. Lebte ab 1919 in Innsbruck und führte ihrer Mutter und ihrem Bruder den Haushalt. Um die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten hätte sie laut Beschluss vom 26.10.1923 eine Taxe von drei Millionen Kronen zahlen müssen. Wegen ihrer Religionszugehörigkeit wurde ein Antrag auf Ermäßigung der Aufnahmegebühr abgelehnt. Sie hatte somit keinerlei Rechtssicherheit und lief Gefahr als Ausländerin jederzeit ausgewiesen werden zu können. Als ihre Mutter 1924 starb, eröffnete P. St. ein Wäschegeschäft; zunächst als Filiale eines Wiener Wäsche-Salons, später auf eigene Rechnung. Sie besaß sowohl die Gewerbeberechtigung zum Konfessionswarenhandel als auch als Weißnäherin. Ihrem Handelsgeschäft angeschlossen war auch ein Maßgeschäft, sie beschäftigte mehrere Angestellte und Heimarbeiterinnen. Ihre Etablierung als Geschäftsfrau hatte zur Folge, dass sie in die antisemitischen Flugblätter „Kauft nicht bei Juden“ aufgenommen wurde. Nach 10 Jahren hätte sie sich das Heimatrecht erworben, eine Gesetzesänderung verhinderte dies. Ihr Geschäft und ihre Gewerbeberechtigung verlor sie während der NS-Zeit. 1938 wurde ihr Geschäft „arisiert“. P. St. quartierte sich zunächst bei ihrer Freundin Jutta Fuchs, einer jüdischen Geschäftsfrau, ein. Am 25.10.1938 verließ sie Innsbruck und konnte einen Teil ihres Besitzes, darunter eine wertvolle Maschine, nach Prag senden lassen, von wo sie nach Australien emigrierte.

L.: Achrainer 2003, Schreiber 2001