Stokes-Preindlsberger Marianne; Malerin
Geb. Graz, Stmk., 20.1.1855
Gest. London, Großbritannien, 13.8.1927
Herkunft, Verwandtschaften: Gattin des englischen Landschaftsmalers Adrian Stokes (1845 Southport, Lancashire – 1935 London), den sie 1883 auf einer Malreise in der Bretagne kennenlernte (Heirat 1884). Nach der Heirat wohnte das Paar hauptsächlich in England, unternahm aber häufig Malreisen nach Italien, Spanien, Irland, Holland, Ungarn und in ihre Heimat, der Steiermark. Bekanntschaft mit John Singer Sargent und verschiedenen Künstlerkreisen in England.
Ausbildungen: Ausbildung an der Grazer Zeichenakademie. 1874 Weiterbildung in München bei Gabriel Hackl, Seitz, und Wilhelm von Lindenschmitt; 1880 zog sie nach Paris und studierte an der Académie Trélat und Académie Colarossi weiter. Zu diesem Zeitpunkt nahm die junge Künstlerin Unterricht bei dem französischen Realistenmaler Pascal Adolphe Dagnan-Bouveret.
Laufbahn: Von den Präraffaeliten beeinflusst, malte sie figürliche Darstellungen, vorwiegend religiöse und mittelalterliche Figuren. In den 1890er Jahren wandte sich M. St. in ihrem Werk häufig mittelalterlichen, religiösen und mythischen Motiven zu. Reproduktionen ihrer Werke fanden ein großes Publikum in England. Sie malte in Tempera, Gesso und Aquarelle und entwarf auch kunstgewerbliche Muster (z. B. Wandteppichmuster für Morris & Company). Besonders bekannt war sie auch als Porträtmalerin von Kindern. Interessierte sich sehr für die Wiederbelebung der Temperamalerei um die Jahrhundertwende. St.s Werke befinden sich unter anderem in der Londoner Tate Gallery, im Kölner Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud und in den öffentlichen Sammlungen von Pittsburgh, Manchester und Wolverhampton.
1884 stellte St.-P. im Pariser Salon zum ersten Mal aus. 1885: Malreise in die Künstlerkolonie Skagen, Dänemark. 1885 erste Ausstellung in England, in der Royal Academy, dem Institute of Painters in Oil Colours sowie der Liverpool Autumn Exhibition, wo sie seither regelmäßig ausstellte. 1886 ließ sich das Paar in St. Ives, Cornwall nieder, wo Adrian und M. bis 1900 in einem Atelier arbeiteten. 1891 stellte sie im Chicago World’s Fair Women’s Building aus. Für ihre Werke erhielt sie eine Goldmedaille. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Maler Adrian Stokes, unternahm sie von 1905-1909 eine Malreisen nach Ungarn (in die Hohe Tatra), wo das Paar die dortige Landschaft und Bevölkerung darstellte. 1909 gab sie (gemeinsam mit ihrem Mann) das von ihr und ihrem Mann illustrierte Buch „Ungarn“ aus.
Ausstellungen u. a.: 1884 Pariser Salon, 1907 XXIII Hagenbund Wien (17 Bilder), 1907 Leicester Galleries London Exhibition of Pictures Painted in Austria-Hungary by Adrian and Marianne Stokes (66 Bilder), 1910 Nemzeti Szalon Budapest, Adrian és Marianne Stokes Minálunk (40 Bilder), 1910 Erste Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs Die Kunst der Frau [Wiener Secession] (1 Bild).
Ausz., Mitglsch.: 1874 Stipendium der Grazer Akademie für den „tüchtigsten steirischen Kunststudenten“, welches ihre Weiterbildung an der École des Beaux-Arts in Paris finanzierte. 1884 Mention honorable im Pariser Salon, 1887 wurde sie Mitglied des „New English Art Club”, 1890 Goldmedaille in der Münchener Jahresausstellung, 1891 Goldmedaille für ihre Werke in der Chicago World’s Fair (Women’s Building), 1901 Hängekommission des „Ridley Art Clubs“ in England, 1905 Mitglied der „Society of Painters in Tempera” in England, 1909 Veröffentlichung des Buchs „Ungarn“, 1911 wurde St. korrespondierendes Mitglied der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ), 1923 wurde St. zum Mitglied der „Royal Watercolor Society“ gewählt.
Qu.: Archiv der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs; Österreichische Galerie Belvedere Archiv (Nachlass R. Schmidt); National Art Library, Victoria and Art Museum, South Kensington Museum [Marianne Stokes Artist INF].
L.: Béla 1910, Clement 1904, Elliott 1893, Ford 1900, Fred 1901, Fuchs 1974, Meynell 1900, Meynell 1907, Mitton 1913, Newth 1923, Postlethwaithe 1895, Schedidwy 2004, Sparrow 1905, Stokes 1907, Stokes 1909, Sunley 1996, Vallance 1901
Megan Brandow-Faller