Sterback Hilda; Sekretärin und Stalin-Opfer
Geb. 9.7.1904, Wien
Gest. ?

Hilda Sterback (geb. Mucha) wurde 1904 in Wien geboren, sie hatte keine Geschwister. Ihr Vater Johann Mucha war Kesselschmied bei der Eisenbahn, die Mutter Maria Mucha Hausfrau. Die Schulbildung beendete Hilda Mucha 1920 nach dem Besuch einer zweijährigen kaufmännischen Schule. Sie heiratete Eduard Sterback, der Verkäufer in einem Textilgeschäft war, selbst arbeitete sie als Sekretärin in einem großen Lebensmittelgeschäft in Wien. Politisch war sie nicht aktiv, die Gründe für die Emigration des Ehepaares konnten nicht eruiert werden. Jedenfalls gelangte es im August 1926 nach Russland, wo Eduard Sterback bei der Nachrichtenagentur TASS als Mechaniker arbeitete, bis er 1934 Selbstmord beging. Hilda Sterback arbeitete von 1927 bis 1937 bei der MOPR, davon die letzten drei Jahre als Assistentin der Vorsitzenden Elena Stasova. Von Jänner 1938 bis Juli 1939 war Hilda Sterback Sekretärin in der Redaktion der Deutschen Zentral-Zeitung, dann bis Februar 1941 nicht fest angestellte Schreibkraft in der deutschen Sektion der Komintern. Den gleichen Status hatte sie bis Mai 1941 in einer Abteilung des Volkskommissariats für Außenhandel, danach wurde sie Sekretärin des Dichters, Kritikers und Übersetzers Maksimilian Jakovlevič Šik (Шик Максимилиан Яковлевич), für den sie fallweise schon seit 1938 gearbeitet hatte. Mit ihren Eltern in Wien blieb Hilda Sterback in engem Kontakt. 1929 fuhr sie sechs Wochen zu ihnen nach Wien, 1930 und 1932 besuchten die Eltern sie in Moskau. Hilda Sterback behielt ihren österreichischen Pass, um die Reisemöglichkeit zu haben, erst 1936 nahm sie die sowjetische Staatsbürgerschaft an.

Nach dem Tod des ersten Mannes heiratete sie den Deutschen Kurt Schubert (fallweise auch Franz Schubert genannt), der im Auftrag der MOPR 1936 nach Russland gekommen war und 1938 wieder ausreiste. Schubert lebte in der Folge zeitweilig in Wien und stand in Kontakt mit der Familie Mucha. Hilda Sterback lebte ab 1940 mit dem aus Österreich stammenden Leopold Forst (Forst-Feigelstock) zusammen, der im Mai 1941 verhaftet wurde.

Sie selber wurde am 22. September 1941 verhaftet, anfangs in Moskau verhört, dann nach Frunze verlegt. In den Verhören bestritt Hilda Sterback jede Schuld. Verdächtig machten sie die zahlreichen Kontakte mit dem Ausland, auch wenn sie hauptsächlich beruflicher Natur waren (z. B. chiffrierte Briefe aus Frankreich an die MOPR zu ihren Handen), auch waren viele ihrer Bekannten und Verwandten bereits verhaftet worden, beispielsweise ihr angeblicher Schwager Ernest Jakovlevic Por (geboren 1889 in L’ubica/Leibitz in der Zips, stellvertretender Direktor der Fabrik Krasnyj treugol’nik, erschossen 1937), Béla Kun, Leopold Forst. Die Anklage beantragte die Todesstrafe für Hilda Sterback, das Urteil vom 17. Juli 1943 fiel mit fünf Jahren Lagerhaft eher milde aus. Sie wurde dann in ein Lager des Karlag-Systems (im Gebiet Karaganda) deportiert.

Aller Wahrscheinlichkeit nach kehrte Hilda Sterback nicht aus dem Gulag zurück, denn eine ihr nahestehende Familie in Moskau, die 1947 oder 1948 einen Teil ihres Besitzes „geerbt“ hatte, richtete 1991 eine Anfrage nach ihrem Schicksal an den KGB.

Qu.: DÖW – Datenbank österreichische Stalin-Opfer (lists.memo.ru, GARF, ÖStA (AdR)).
https://www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-s/sterback-hilda