Steinmetz Selma
*1.9.1907 Wien, † 18.6.1979 Wien
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Lene Blass (*1882); Vater: Heinrich Steinmetz (*1882); Schwestern: Berthe Tardos-Steinmetz (*1909); Gundl Herrnstadt-Steinmetz(*1916).
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Oskar Grossmann (*1903 Teplitz/Böhmen, † 1944 ermordet von der Gestapo).
Ausbildungen: Studium der Germanistik, Philologie und Geschichte an der Universität Wien, Promotion zum Dr. phil.
Laufbahn: Selma Steinmetz war aktiv in der sozialdemokratischen Studentenbewegung tätig und bis 1934 Mitglied der SDAP; danach trat sie der KPÖ bei, der sie bis in die 1960er Jahre angehörte und die zu jener Zeit illegal war. Selma Steinmetz konnte 1934 als Sozialdemokratin und Jüdin trotz ausgezeichneter Zeugnisse keine Anstellung als Lehrerin finden. Nach dem Eintritt in die KPF arbeitete sie zunächst in einem Vorort von Paris im Lit-Vertrieb einer Zelle. Nach der Besetzung Frankreichs arbeitete sie zusammen mit Oskar Grossmann in der Travail Antiallemand (TA) und leitete die Soldatenarbeit (Mädelarbeit) in Lyon. Sie war an der Herstellung und Verbreitung illegaler Publikationen für österreichische Soldaten in der deutschen Armee beteiligt. Nach ihrer Verhaftung im Mai 1944 wurde sie von der Gestapo schwer misshandelt und in das Gestapogefängnis Fresnes überstellt. Dann kam sie in das Lager Drancy, von wo sie im August 1944 von französischen Partisanen befreit wurde.
1945 Rückkehr nach Österreich, ab 1946 Bibliothekarin der Wiener Städtischen Büchereien, 1.11.1950 bis 30.9.1955 Mitarbeiterin der „Russische(n) Stunden“ der Ravag (literarische Abteilung). 1.12.1955 bis 31.12.1962 Redakteurin der „Stimme der Frau“. In diesen Jahren gab es neben der Chefredakteurin Rosa Grossmann-Breuer zwei Vollzeit-Redakteurinnen: Selma Steinmetz und Elisabeth Eidinger. Selma Steinmetz‘ Kündigung erfolgte auf ihr eigenes Ersuchen hin. Ab 1963 Bibliotheksdienst im DÖW. Einem Papier im ZPA der KPÖ ist zu entnehmen, dass es im Jahr 1971 unklar war, ob Steinmetz überhaupt noch Mitglied der KPÖ war, d. h. bis zu diesem Zeitpunkt war sie weder ausgetreten noch ausgeschlossen worden. Daraus ist zu schließen, dass sie sich aus der KPÖ zurückgezogen hat, was zwar einem Austritt gleichkommt, allerdings ohne einem demonstrativen Schritt. Ab 1977 war Selma Steinmetz Bibliotheksleiterin des DÖW.
Literatur / Quellen
Literatur
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Österreicher im Exil. 1934–1945. Eine Dokumentation. Frankreich 1938–1945. Wien, München 1984.
Röder, Werner/Strauss, Herbert A. (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (= International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945). 3 Bde. München 1980–1983.
Schwager, Ernst: Die österreichische Emigration in Frankreich 1938–1945 (= Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 74). Wien, Köln, Graz 1984.
Spiegel,Tilly: Österreicher in der belgischen und französischen Résistance (= Monographien zur Zeitgeschichte. Schriftenreihe des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands). Wien, Frankfurt am Main, Zürich 1969.
Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie (www.dasrotewien.at).
Quellen
Institut für Zeitgeschichte München, Biografische Hinweise, Mitteilungen: Manfred Mugrauer.
Werke
Bettina Brentano: Persönlichkeit, Künstlertum und Gedankenwelt. 1931.
Autrichiens dans la Résistance francaise. In: Cahiers internationaux de la Résistance. 1960.
Österreichs Zigeuner im NS-Staat. 1966.
Literatur und Widerstand: Anthologie europäischer Poesie und Prosa. 1969.
Gem. m. Sachs, Franz: „Ich glaube, ich hätte noch viel leisten können…“ Aufzeichnungen eines österreichischen Freiheitskämpfers. 1972.
Emil Alphons Rheinhardt (1889–1945). In: Zeitgeschichte, Jg. 4, H. 4, Jänner 1977, S. 109–122.