Steiner Klara Franziska, auch: Clara, verh. Grossi, verh. Mertens, Steiner-Mertens; Firmengesellschafterin und Kunstsammlerin

Geb. Wien, 4.6.1901

Gest. Norwalk, Connecticut, USA, 24.10.1985

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Wilhelm Steiner (1859-1922), Fabrikant; Mutter: Jenny Sara Steiner, geb. Eugenie Pulitzer (1863-1958), Kunstsammlerin und -förderin; Geschwister: Gertrude (1887-1900); Daisy (*1890), verh. Hellmann; Zwillingsschwester Anna (*1901-1967), verh. Mende, Weiss, Weinberg; Bruder: Georg (1895-1926).

LebenspartnerInnen, Kinder: 1938 Heirat mit Amando Marcello Grossi (*1889); Scheidung nach einem Jahr; heiratet 1941 in Fort Lee/New Jersey den Berliner Musikdirektor André L. G. Mertens (1904-1963).

Laufbahn: K. S. stammt aus einer sehr wohlhabenden jüdischen Familie. Sie lebt bis 1938 zusammen mit ihrer Mutter in der Zedlitzgasse 8 in der Wiener Innenstadt, interessiert sich wie diese für Kunst und sammelt neben Asiatika auch Werke der Moderne. Ihre Sammlung lässt sich aufgrund des Zusammenlebens mit der Mutter nicht klar von deren Sammlung unterscheiden; u. a. finden sich Werke von Auguste Renoir, Egon Schiele, Gustav Klimt, Carl Schindler und Gustave Courbet im Besitz der Familie. Einige der kostbaren Ostasiatika werden 1930 als Leihgaben an die vom Verein der Freunde Asiatischer Kunst und Kultur in Wien unter Mitwirkung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie veranstalteten Ausstellung „Asiatische Kunst aus Wiener Besitz“ entsandt. Nach dem Tod des Vaters führt die Mutter die Seidenmanufaktur „Brüder Steiner“ in Wien-Neubau gemeinsam mit ihrem Neffen Albert S. weiter. Als das NS-Regime 1938 den Erlass herausgibt, die Besitzverhältnisse aller jüdischen EinwohnerInnen im Vermögensverzeichnis aufnehmen zu lassen, wird auch die Familie Steiner registriert. Die Mutter Jenny Sara Steiner, deren Vermögen von den Nazis auf etwa 5 Millionen Reichsmark geschätzt wird, flüchtet gleich nach dem „Anschluss“ zusammen mit ihren Töchtern Anna und Daisy, mit Daisys Ehemann und mit einer Enkelin nach Paris. Die Reichsfluchtsteuerstelle fordert deshalb eine hohe Geldsumme ein, im Weiteren wird das gesamte Vermögen von Jenny Steiner beschlagnahmt. K. S., die u. a. Teilhaberin des Familienunternehmens ist, besitzt per 12. Januar 1939 ein Gesamtvermögen von 723 808.00 Reichsmark. Nach der Beschlagnahmung des Familienbesitzes im Jahr 1938 wird die Kunstsammlung der Familie im Dorotheum versteigert. K. S. heiratet im selben Jahr den französischen Staatsbürger A. M. Grossi, vermutlich um nach Frankreich ausreisen zu können. Wie die Mutter flüchtet sie 1938 ebenfalls zuerst nach Paris, weshalb sie 180 952.00 Reichsmark Reichsfluchtsteuer zahlen muss. Vermutlich 1940 gelingt ihr die Flucht in die USA, wo sie mit ihrer Mutter zusammentrifft und wie diese zunächst in New York lebt. Der Familie Steiner werden nach 1945 nur wenige Gemälde restituiert. Einige davon lässt die Mutter durch K. S. verkaufen, so auch Schieles „Mutter mit zwei Kindern III“ an das Wiener Belvedere. Der nur langsam voranschreitende und nie vollständig abgeschlossene Restitutionsvorgang wird noch zu Beginn des 21. Jh.s für Schlagzeilen in der österreichischen Presse sorgen. K. S. überlebt ihren Gatten, der schon 59-jährig nach einem Unfall stirbt.

Qu.: Im Österr. Staatsarchiv (Archiv der Republik, Finanzen) befinden sich Dokumente über das Vermögen von Clara Grossi (Nr. 42897) und Jenny Steiner (Nr. 46567).

L.: Krispel 2005, Lillie 2004, http.//www.crt-ii.org/, http://kunstrestitution.at/