Stangl Theresia, geb. Kirchleitner; Widerstandskämpferin

Geb. Gresten, NÖ, 27.8.1910

Gest. 14.11.1950

Frau Th. St., geboren als Th. K. im August 1910 in Gresten (Bezirk Scheibbs, Niederösterreich), lebte vor ihrer Verhaftung in Hieflau in der Steiermark. Sie hatte zwei Kinder, Tochter Rosa kam 1929, Sohn Walter 1930 zur Welt. Teil der Lebensgrundlage der Familie war eine gepachtete Wirtschaft. Frau St. beteiligte sich an der Bildung einer antifaschistischen Organisation und der Herstellung von Flugschriften der illegalen Kommunistischen Partei, sie lagerte auch Waffen. Ebenso ermöglichte sie FunktionärInnentreffen in ihrer Wohnung sowie die Beherbergung von WiderstandskämpferInnen. Am 18. August 1944 wurden Th. und Rosa Stangl durch den Gestapobeamten Augustin und den Kripo-Beamten Putz verhaftet; die 15-jährige Rosa wurde drei Wochen später wieder frei gelassen. Die Brutalität Augustins bekam Frau Th. St. gleich bei der Verhaftung und auch später bei den Verhören zu spüren. Bei der Vernehmung am Bezirksgericht Leoben am 12. Juni 1946 in der Strafsache gegen Karl Stelzl gibt sie Folgendes zu Protokoll: „Gleich bei der Verhaftung wurden mir von Augustin einige Ohrfeigen versetzt und zwar deshalb, weil ich mich von meinen Angehörigen noch vorher verabschieden wollte. Mir wurden damals auch Ketten angelegt und ich wurde in diesem Zustand in das Gefangenenhaus Leoben eingeliefert. Dort wurde ich wiederholten Verhören unterzogen. […] Ich musste wiederholt wippen, außerdem wurden mir zu wiederholten Male mit einem Vierkantholz gegen mein Gesäß Schläge versetzt. Ich bin durch diese Vorgangsweise körperlich vollkommen herabgekommen.“ Mit dem Sondertransport aus Graz kam Th. St. am 3. Oktober 1944 ins KZ Ravensbrück, wo sie unter der Nummer 75098 registriert wurde. Nach rund einem Monat überstellte man sie in das Nebenlager Zwodau und schließlich am 8. November nach Graslitz. Beide Nebenlager gehörten organisatorisch zum KZ Flossenbürg. In Graslitz waren die Häftlinge in einer Munitionsfabrik eingesetzt. Unmittelbar vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurde Frau Th. St. mit vielen anderen Häftlingen in Richtung Karlsbad getrieben. Bei diesem „Evakuierungsmarsch“ gelang es ihr zu flüchten. Sie kehrte am 7. Juni 1945 nach Hieflau zurück. Nach dem Krieg ließ sich Th. St. scheiden. Sie arbeitete zunächst – unterbrochen von vielen langen Krankenständen – als Krankenwärterin und war schließlich bei der Bundesbahn als Schalterbeamtin am Bahnhof tätig. Doch der Verdienst reichte kaum zum Überleben, wie sie in einem Unterstützungsgesuch an das Sozialministerium schrieb. 1950 musste sie den Dienst aus gesundheitlichen Gründen quittieren. Anders als bei vielen anderen ehemaligen Häftlingen wurde Th. St. ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Gelenksrheumatismus, Myocardschaden und Neurasthenie und der KZ-Haft attestiert. Sie wurde daher in Versehrtenstufe II (50%ige Erwerbsminderung) eingeordnet. Im Juli 1950 wurde aber von den Behörden eine Überprüfung angeordnet, da eine „Besserung des Zustandes mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann“. Ein halbes Jahr später war Frau Th. St. tot. Sie starb im Alter von 40 Jahren an den Haftfolgen.

Qu.: Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Häftlingsdatenbank; DÖW: 13158e; Landesarchiv Steiermark: Opferfürsorgeakte; Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.170/51; 50.333/171.

L.: Muchitsch 1966

 

Brigitte Halbmayr