Sollinger Anna, geb. Gruber; Buchdruckerin

19. Jh. 

A.G. heiratete den Drucker Johann Paul Sollinger, der 1795 in Wien geboren, sehr erfolgreich als Universitätsbuchdrucker tätig war. Im Revolutionsjahr 1848 war er gewählter Repräsentant der Wiener Buchdrucker und als solcher Zielscheibe von Demonstrationen der Gesellen wegen Lohn- und Sozialforderungen. Die Kränkung über eine „Katzenmusik“ vor seinem Haus soll zu seinem Tod am 13.1.1849 beigetragen haben. Seine Witwe A. war im Testament als Universalerbin eingesetzt (die Ehe war kinderlos) und führte die Buchdruckerei erfolgreich weiter, wobei sie ihr Bruder Ferdinand Gruber unterstützte. Als dieser 1851 starb, übergab sie den Betrieb an Josef Neidl, unter dem es jedoch schnell bergab ging, sodass sie die Betriebsleitung 1852 wieder selbst übernahm und erfolgreich fortführte (sie war somit eine jener Druckerinnen, die nachweislich tüchtiger als ihre männlichen Partner oder Konkurrenten waren). Von ihr wurde das doppelsprachige Werk „Die Gebete der Israeliten“ hrsg. von Jacob Goldenthal mit zweispaltigem deutschem und hebräischem Satz gedruckt. 1854 verkaufte sie die Druckerei an Ludwig Carl Zamarski.

L.: Durstmüller 1982, Mayer 1887

 

Edith Stumpf-Fischer