Segal Lore, geb. Groszmann, Großmann; Hochschulprofessorin, Schriftstellerin und Übersetzerin
Geb. Wien, 8.3.1928
Gest. New York City, N. Y, USA. 7.10.2024
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ignatz Großmann, Bankbeamter, starb wenige Tage vor Ende des Krieges; Mutter: Franziska Stern, starb 100-jährig am 20. September 2005.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ab 1951 mit dem Verleger David Isaac Segal verheiratet (†1970); Kinder: Beatrice Ann Segal, Jacob Saul Segal.
Ausbildungen: Besuchte die Volksschule und nahm Ballett- und Gymnastikunterricht in Wien; die Highschool besuchte sie in Guildford. Sie studierte 1945-1948 in London; 1948 Bachelor of Arts des Bedford College.
Laufbahn: 1938 wurde der Vater entlassen, die Familie verlor die Wohnung und übersiedelte nach Fischamend zu den Großeltern, die dort ein Warenhaus besaßen. L. S. kam im Dezember 1938 mit einem Kindertransport nach Großbritannien, war zunächst in einem Flüchtlingsheim an der Ostküste untergebracht und lebte sieben Jahre lang bei mehreren Pflegeeltern. Diese Erfahrungen schrieb sie schon damals nieder und verarbeitete sie später in ihrem Buch „Wo andere Leute wohnen“. Um auch den Eltern die Ausreise zu ermöglichen, schrieb sie sämtliche Groszmanns in New York an, die Eltern konnten emigrieren und retteten somit ihr Leben. Ein richtiges Familienleben war jedoch kaum mehr möglich, da ihr Vater sich schwer eingewöhnen konnte. 1948 folgte sie ihrer Mutter in die Dominikanische Republik und war dort als Englischlehrerin an einer kaufmännischen Schule tätig. L. S. ging 1951 nach Amerika und begann 1961 Kurzgeschichten in Zeitungen zu veröffentlichen. 1965/66 erhielt sie ein Guggenheim Fellowship. 1968 bis 1977 war sie Adjunct Professor an der Columbia und an der Princeton University, danach unterrichtete sie Englisch an der Ohio State University. Außerdem lehrte sie ab 1968 „creative writing“. Ab 1978 bis zu ihrem Ruhestand 1997 war sie Professorin für Englisch an der University of Illinois in Chicago. Neben ihren Büchern veröffentlichte sie zahlreiche Artikel und Beiträge und übersetzte unter anderem Märchen von Grimm und Werke von Max Frisch, Alexander Kluge und Ilse Aichinger. In dem Oscar-gekrönten Dokumentarfilm „Into the Arms of Strangers“ erzählten sie und ihre Mutter vom schwierigen Abschied, als sie mit dem Kindertransport weggeschickt wurde. Auch in Schulen und Museen berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Ausz., Mitglsch.: 1985 Carl Sandburg Award for Fiction; 1986 American Academy and Institute of Arts and Letters Award; 1986 H. U. Ribalow Prize; 1990 O. Henry Award; 2001 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis; Mitglied des Internationalen P.E.N.-Clubs und des P.E.N. Committee on Translation.
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 3.8.2002.
Qu.: Judaica-Projekt/ÖNB; Tagblattarchiv (Personenmappe).
W. u. a.: „Other People’s Houses“ (1964 dt.„Wo andere Leute wohnen“ 2000), „Lucinella. Novel Farrar“ (1976), „Her First American Novel“ (1985) dt. „Ihr erster Amerikaner“ 1996), „The Book of Adam and Moses“ (1987), „The Story of King Saul and King David“ (1991), „Die dünne Schicht Geborgenheit“ (2004). Kinder- und Jugendbücher u. a.: „All the Way Home Farrar“ (1973), „Tell Me a Trudy Farrar“ (1977), „The Story of Mrs. Lovewright and Purrless Her Cat“ (1985), „Morris the Artist“ (2003)
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Cavanaugh 1993, Jewish Women in America 1997, Kratz 1999, ÖNB 2002, Ruiss 1995, Seeber 1998, Wikipedia, http://loresegal.net/, www.knowpeople.co.uk/kpl, www.onb.ac.at/ariadne/