Schömer, Rosina (Rosa) Johanna

Bibliothekarin
*9.3.1893 Klosterneuburg, NÖ., † 24.10.1987 Klosterneuburg, NÖ.

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des in Klosterneuburg ansässigen Architekten und Baumeisters Josef Schömer (8.12.1857 Babolna–26.6.1942 Klosterneuburg) und seiner Frau Katharina, geb. Steck (18.10.1860 Atzenbrügg–30.8.1939 Klosterneuburg), Geschwister: Josef Schömer und Käthe Neugebauer, Tante von Agnes Essl (geb. 1937 Klosterneuburg).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ledig, keine Kinder.
Ausbildungen: Volks- und Bürgerschule, Zweijährige Handelschule des Wiener Frauengewerbevereins, Mittelschule Privat, 1915 Matura am Landes-Gymnasium Baden, 1915–1921 Studium der Skandinavistik, Germanistik und Völkerkunde an der Universität Wien und an der Hochschule Göteborg, Schweden, 1921 Promotion an der Universität Wien, Diss.: „Bauernregeln und ihre mythologischen Beziehungen“; 1929 Prüfung für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst mit sehr gutem Erfolg.
Laufbahn: Rosa Schömer begann ihre Tätigkeit als Bibliothekarin mit September 1922 am Museum für österreichische Volkskunde Wien als bezahlte (!) Angestellte. Nach einem halben Jahr wechselte sie im März 1923 als Volontärin an die Nationalbibliothek Wien, wo sie bis Juni 1925 unbezahlt arbeitete (später wurden ihr davon vier Monate zur Dienstzeit angerechnet). Die Skandinavistin übernahm von Anfang an das Referat über nordische Sprachen, das davor einige Monate unbesetzt war. Vor allem durch ihre persönlichen Beziehungen regte sie einen regen Tausch an und selbst Vertreter der Universität Wien, wie Prof. Rudolf Much und Prof. Walther Brecht, setzten sich für ihre Einstellung ein.
Mit Juli 1927 wurde sie zum Unterstaatsbibliothekar ernannt. Ihre weiteren Karriereschritte waren Anfang 1933 die Ernennung zum Staatsbibliothekar II. DKl., im Oktober 1938 zum Staatsbibliothekar 1. Kl. und 1943 zur Bibliotheksrätin. Mit 1958 wurde sie schließlich zum Oberstaatsbibliothekar ernannt.
1931 wurde eine Buchbindestelle eingerichtet, die Rosa Schömer leitete. Der Erwerbungsabteilung war auch die Einbandstelle zugeteilt. 1933 betreute Schömer die Einträge der Nationalbibliothek für den Deutschen Gesamtkatalog im Bereich der Skandinavistik. Sie hatte als Leiterin der Einbandstelle seit 1931 so eine Art Kontrollfunktion über diesen Bereich gehabt und schon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte man ihr andere Aufgaben zugedacht. In der Flugblättersammlung war mit der Zwangspensionierung von Carl Ausserer 1938 ein Stillstand eingetreten, der erst mit der Zuteilung von Rosa Schömer 1950 sein Ende hatte. Sie übernahm rund 17.000 bearbeitete und weitere zum Teil noch unsortierte Blätter. Sie ordnete bis zu ihrer Pensionierung die Blätter und beschlagwortete sie teilweise. Damit erwarb sie sich um den Aufbau der Flugschriftensammlung große und bleibende Verdienste. Ab Mai 1955 wurde sie mit der Autographenbearbeitung auf Katalogzetteln im internationalen Format betraut. Mit Ende des Jahres 1958 trat sie in den Ruhestand. Hermann Sagl folgte ihr Anfang 1959 nach und übernahm die Sammlung mit damals 28.000 bearbeiteten und etwa 88.000 unbearbeiteten Objekten. 1959 kuratierte sie gemeinsam mit Johann Nöbauer die Prunksaal-Ausstellung „Beiträge der nordischen Staaten zur Kultur des Abendlandes in Vergangenheit und Gegenwart“.
In den Kriegsjahren hatte sie einige Krankheiten und Operationen zu überstehen, die wohl ihr Interesse an gesunder Ernährung weckten. Sie gab 1962 ein Buch über die Ernährung arbeitstätiger Menschen heraus und hat einen umfangreichen Nachlass zu diesem Thema hinterlassen, der in der ÖNB eingesehen werden kann.

Werke

„Bandldans“ und „Kunkeldans“ In: Rig. Stockholm 1924, S. 189–194.
Über die Quellen zu Vondels Maeghden. In: Festschrift der Nationalbibliothek Wien. Wien 1926, S. 737–744.
„Geanmaul“ und „Maulauf“. In: Wiener ZS f. Volkskunde 31, 1926 [Festschrift für Michael Haberlandt], S. 6–9.
Über die beiden Wiener Exemplare von Tycho Brahes „Mechanica“. In: Nordisk Tidskrift för bok – och biblioteksväsen. Uppsala 1927, S. 31–34.
St. Nikolaus und sein Schimmel. In: Ritz, Josef Maria (Hg.): Festschrift für Marie Andree-Eysn. Beiträge zur Volks- und Völkerkunde. München 1928, S. 56–58.
Artikel über Berufe und Stände. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin und Leipzig 1927.
Beiträge der nordischen Staaten zur Kultur des Abendlandes in Vergangenheit und Gegenwart. Ausstellungskatalog (Zusammengestellt von Hans Nöbauer und Rosa Schömer). Wien 1959.
Über die Verpflegung der tagsüber ausser Haus arbeitenden Berufstätigen. Europäischer Verlag, Wien 1962.

Literatur / Quellen

Literatur
Nachruf Rosa Schömer. In: Biblos 36 (1987), S. 299.
Trenkler, Ernst: Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Zweiter Teil: Die Nationalbibliothek (1923–1967). Hg. v. Josef Stummvoll. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1973.
Pichler-Boog, Fréderique: Dr. Rosa Schömer (1893–1987). In: Heindl, Waltraud/Specht, Edith (Hg.): Pionierinnen der Wissenschaft und Klosterneuburg. Wissenschaftliche Begleitpublikation zur Ausstellung Pionierinnen der Wissenschaft, 9. April−1. Mai 2005, Stadtmuseum Klosterneuburg. Klosterneuburger Kulturges., Klosterneuburg 2005 (Menschen und Häuser in Klosterneuburg), S. 35–60.

Quellen
ÖNB Archiv, PA Rosa Schömer, ÖStA, AdR, PA Rosa Schömer, Stadtarchiv Klosterneuburg.

BiografieautorIn:

Christina Köstner-Pemsel

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