Schirmer Aloisia
Geb. Wien, 9.3.1878 (Wien-Ottakring)
Gest. Hainburg, NÖ, 15.12.1951 (Wien)
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer katholischen Familie.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1906 Heirat mit dem um sechs Jahre jüngeren Postbeamten Andreas Schirmer, der aus Hainburg a. d. Donau stammte; Sohn: Andreas (*1918).
Ausbildung: Volks- und Bürgerschule, gelernte Weißnäherin.
Laufbahn: A. Sch. war seit 1904 selbständig als Heimarbeiterin tätig, zu Kriegsbeginn war sie Leiterin der „Sozialen Hilfe“, ab 1925 Betriebsleiterin in Hainburg. Sie war in der politischen katholischen Frauenbewegung engagiert. Am ersten christlichsozialen Arbeiterinnentag am 5.5.1918 hielt sie ein Referat über die „Heimarbeiterinnenfrage“. Auf der Frauenvereinsebene beteiligte sie sich ab 1919 im „Verein Frauenleben“ (ab 1920 als stellvertretende Vorsitzende) an der Erarbeitung der Grundlagen einer christlichsozialen Frauenpolitik. Gemeinsam mit Hildegard Burjan forcierte sie unter der katholischen Frauenparole „Kampf gegen Schmutz und Schund“ das Verbot des Films „Die Puppe“. Bei der katholischen Frauenwoche von 9. bis 16.5.1920 in Wien zählte sie zu den Referentinnen. Sie wird wiederholt als Leiterin des „Verbandes christlicher Heimarbeiterinnen“ angeführt, in den Vereinsakten kann diese Funktion jedoch nicht verifiziert werden (s. G. Hauch). A. Sch. zog als eine von sechs Frauen für die Christlichsoziale Partei (CSP) am 3.12.1918 in den Konstituierenden Gemeinderat von Wien ein. Sie war bis 1919 Mitglied des provisorischen Gemeinderates und auch Bezirksrätin. Vom 20.5.1919-11.5.1921 war sie für die CSP Abgeordnete im niederösterreichischen Landtag sowie von 1921 bis 1923 Abgeordnete im Nationalrat (22.6.1921-20.11.1923). 1921 war sie auch Delegierte für die Wiener Parteiorganisation am Reichsparteitag. Im NR ergriff A. Sch. nur einmal das Wort, zum Thema „Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“. Leopold Kunschak und andere sollen sich darüber beschwert haben, dass Hildegard Burjan eine Nachfolgerin bekommen habe, die sich in der politischen Öffentlichkeit nicht so gewandt artikulieren könne. A. Sch. engagierte sich auch in der Katholische Frauenorganisation (KFO) Wien, zunächst in der Sektion Heimarbeit. In den 1930er Jahren nahm sie die Leitung der Landsektion ein, die die Organisierung von Frauen aus ländlichen Regionen zum Ziel hatte. Als Rednerin der KFO wurde sie 1933 zum Mitglied der Landesparteileitung der CSP gewählt. Bei der Übernahme der KF0 Wien durch die „Katholische Aktion“ im Herbst 1935 übernahm sie eine Funktion im neu eingesetzten Vorstand. Sie wurde vom Kardinal als Schriftführerinstellvertreterin berufen, was als Hinweis auf ihre Loyalität gegenüber der kirchlichen Machtübernahme über den bis dahin großteils autonomen Frauenverein gesehen werden kann. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass sie gegenüber der Frauenpolitik des autoritären Ständestaates opponiert hätte, wie von anderen Frauen der KFO Wien bekannt ist. Sie schien weder auf dem Protestmemorandum gegen das Doppelverdienergesetz noch auf dem gegen die Missachtung der Frauen bei der Besetzung des Staatsrats als Unterzeichnerin auf.
Werke
„Helft Gruppen auf dem Land gründen! In: KFO-Arbeit 2“ (1932), „Werbetätigkeit für die KFO. In: KFO-Arbeit“ 10 (1933)
Literatur / Quellen
Qu.: WStLa, Diözesan-Archiv Wien, AdR, CS-Parlamentsklub, Kt. 63; Tagblattarchiv (Personenmappe).
L.: Hauch 1993, Hauch 1995, Kronthaler 1994, Kronthaler 1995, http://www.onb.ac.at/ariadne/vfb/, http://www.parlament.gv.at/, http://www.landtag-noe.at/