Schilg(en) Maria Eva

geb. Tremlin, verh. Lercher, Schmid; Buchdruckerin

Geb. 1681 oder 1682
Gest. Wien, 20.8.1759

M. T. heiratete den aus Innsbruck stammenden Buchdrucker Christoph Lercher, der 1687 in Wien zu drucken begann und von da ab Universitätsbuchdrucker war. Der Aufschwung seines Betriebes wird auf die tatkräftige Mitarbeit seiner Frau zurückgeführt. Aus dieser Ehe stammten der Sohn Michael und die Tochter Maria Susanna. Nach seinem Tod 1713 setzte M. E. mit Zustimmung des Consistoriums ihre bisherige Arbeit als Druckerin fort und heiratete im selben Jahr den Buchdrucker Simon Schmid (geb. 1664 in Unter Mentzig in Bayern), der am 4.6.1718 starb und einen Sohn, Johann Benedict Schmid, nachmals Hofsecretarius, hinterließ. Sie führte die Druckerei mit viel Mühen weiter, druckte Predigten, Dissertationen usw. und ging 1720 eine dritte Ehe mit ihrem Gesellen Johann Baptist Schilg ein. Im Druckereibetrieb arbeitete sie fleißig mit und betrieb daneben noch Papier- und Weingeschäfte. Die Druckerei war nun gut eingerichtet und brachte beachtliche Werke wie z.B. die „Bibliotheca Windhagiana“ von Ferdinand Quarient oder die Zeitung „Mercurius“ heraus. 1741 kaufte die geschäftstüchtige Frau die Schönwettersche Buchdruckerei (Kaufvertrag vom 7.7.1741) und übergab sie ihrer Tochter aus erster Ehe Maria Susanna Lerch(er), die den Faktor Johann Jakob Jahn geheiratet hatte. Als am 9.10.1743 auch ihr dritter Mann vor ihr starb (ihr Sohn aus dieser Ehe, Josef, war 1733 gestorben), führte sie die Druckerei als Witwenfortbetrieb bis zu ihrem Tod im Jahr 1759 als geachtete Landschafts- und Universitätsbuchdruckerin allein weiter, wofür sie das Privileg erhielt (nach ihrem Tod erhielt der berühmte Drucker Thomas Edler von Trattner die „landschaftlichen Druckerei-Arbeiten“). Die gut ausgestattete, angesehene Offizin befand sich im Graf Gollischen Hause in der Weihburggasse. M. E. druckte Kalender, Namenbüchlein, Katechismen u.ä., aber auch so bedeutende Werke wie die Schriften von Franciczek Meninski, einem polnischen Orientalisten französischer Herkunft, der zeitweise als Hofdolmetscher in Wien tätig war, sowie zwei Heiligenbiographien (P. Ribadeneiras „Historia… Ignatii de Lojola..″ und die „Historia … Francisci Xaverii… ″ des Horatius Tursellinus).

Sie starb am 20.8.1759 im Alter von 77 Jahren im Graf Sonnau´schen Haus am Franziskanerplatz und hinterließ ein großes Vermögen. Universalerben waren ihre älteste Tochter aus erster Ehe Maria Susanna Lerch(er), verehel. Jahn sowie die Kinder ihrer Tochter aus der dritten Ehe Maria Katharina Reischmann. Sie hatte für sich 1000 Seelenmessen gestiftet und testamentarisch angeordnet, in der Gruft bei St. Stephan wie ihr Sohn Michael Lercher und in Begleitung der Minoriten, Franziskaner, Dominikaner und der Armen aus dem Johann-Nepomuceni-Spital und dem Sonnenhof sowie mit Aufsetzung des Bruderschaftszeichens bestattet zu werden; auch hatte sie verschiedene Stiftungen gemacht. Dabei spielte neben religiösen Motiven möglicherweise auch der Wunsch eine Rolle, ihren Erfolg in einer männerdominierten Berufswelt auf eine der damaligen Zeit entsprechende Art sichtbar zu machen. Dank ihrer starken Persönlichkeit und den handgreiflichen Beweisen ihrer Tüchtigkeit sind auch in den älteren biographischen Zeugnissen und Beschreibungen keine Zweifel an ihren persönlichen beruflichen Erfolgen zu bemerken − im Unterschied zur Beschreibung manch anderer Frauen.

Werke

Literatur / Quellen

L.: Durstmüller 1982, Hofmann-Weinberger 2001, Mayer 1887

BiografieautorIn:

Edith Stumpf-Fischer