Schebest Agnese
Geb. Wien, 15.2.1813
Gest. Stuttgart, Württemberg (BW, Deutschland), 22.12.1869

Herkunft, Verwandtschaften: Die Familie zog nach Prag. Mutter: Rosalie Schebesta, geb. Ulrich (1778-1845) wurde nach dem Tod des Vaters, einem Angehörigen des Mineurkorps (k. k. Oberminenführer), früh Witwe. Sie und ihre Töchter Agnes und Nina (1815-1848) erhielten Wohnmöglichkeit in der Festung Theresienstadt bei Prag, wo sie in ärmlichen Verhältnissen lebten.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1842 Heirat mit David Friedrich Strauß (1808-1874), Religionsphilosoph. Die Eheleute, die zwei Kinder hatten, Georgine und Fritz, trennten sich 1846 (1847) wieder. Wie es der damaligen Rechtslage entsprach, kamen die Kinder in die Obhut des Vaters.
Ausbildungen: Ab ihrem zwölften Lebensjahr erhielt A. Sch. in Dresden zwei Jahre lang Unterricht von dem Gesangspädagogen J. A. Miksch und von der Schauspielerin Friederike Werdy.
Laufbahn: A. Sch. sang als Kind in der Kirche. Nach ihrer Ausbildung mit 15 Jahren als Choristin an der Dresdner Hofoper, debütierte sie 1831 (1830) dort in der Rolle des Benjamin in Méhuls „Joseph und seine Brüder“, trat aber auch als Schauspielerin auf. Nach erfolgreichen Gastspielen in Berlin und Leipzig war sie 1832-36 Mitglied des Deutschen Theaters in Pest (Budapest), an dem sie in heftige Konkurrenz zur Sopranistin Mink geriet. Ab 1836 war sie ausschließlich als gastierende Sängerin tätig. Sie tauschte das feste Engagement gegen ein unstetes Wanderleben als reisende Sängerin mit eigener Kutsche und in Begleitung ihrer Schwester, das finanziell aufwändig, mühsam und bisweilen auch gefährlich war. Damit wich ihr Leben stark von der Norm für bürgerliche Frauen um die Mitte des 19. Jahrhunderts ab. Sie gastierte an Bühnen in verschiedenen Teilen Europas, an den führenden deutschen Opernhäusern, auch in Breslau, Riga, Warschau und Lemberg und feierte triumphale Erfolge. Jedoch ihre Bemühungen um eine Verpflichtung an die Wiener Hofoper (1836) und um Anerkennung in Paris (1838) und Italien (1839 Triest, Venedig, Mailand) waren erfolglos. 1842 beendete sie in Karlsruhe ihre Karriere und lebte nach ihrer Heirat in Heilbronn. Nach der Trennung von ihrem Mann gab sie musikalisch-deklamatorischen Unterricht (der Heldentenor Schott war ihr bekanntester Schüler) und arbeitete als Schriftstellerin. Ihre Autobiografie und ihr Werk „Rede und Geberde“ spiegeln ihre Fähigkeit wieder, ihren Rollen auch durch theoretische Reflexion nahe zu kommen. A. Sch. war in Deutschland als dramatische Sängerin (Sopran und Mezzosopran) in der Nachfolge der Schröder-Devrient sehr anerkannt, berühmt waren ihre Darstellung des Romeo (V. Bellini, I Capuleti ed i Monetcchi) und der Medea (L. Cherubini, Medea), Rollen, in denen ihre szenische Begabung zum Tragen kam. Ihre gesanglichen Mittel werden als gut geschult, aber nicht außergewöhnlich bezeichnet.
Werke
„Aus dem Leben einer Künstlerin“ (1857), „Rede und Geberde. Sud. über mündlichen Vortrag und plastischen Ausdruck“ (1861)
Literatur / Quellen
L.: ADB, Bernsdorf 1856-65, Eisenberg 1903, Gaßner 1849, Kohut 1887, Kohut 1908, Kutsch/Riemens 1987, ÖBL, Rieger 1980, Wurzbach, Martina Rebmann: Agnese Schebest: http://mugi.hfmt-hamburg.de/