Scanagetta Francesca

auch Scanagatti, verh. Spini; Offizierin

Geb. Mailand, Lombardei (Milano, Italien), 1.8.1776 (auch 14.9.1781)
Gest. Mailand, Lombardo-Venetien/Königreich Italien, (Milano, Italien), 1865

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Senator.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1804 Heirat mit C. Spini, Leutnant der Guardia presidenziale der Cisalpinischen Republik, der 1815 in k. Dienste trat und 1831 als Major stirbt; 4 Kinder.

Ausbildungen: F. S. genoss eine sorgfältige Erziehung. 1794 wollte ihr Vater ihren Bruder Giacomo an der Militärakademie in Wiener Neustadt und sie selbst in einer Wiener Klosterschule unterbringen.

Laufbahn: F. S. legte, als Mann verkleidet, anstelle ihres Bruders an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt erfolgreich die Aufnahmeprüfung ab und war dann „externer Frequentant“ der Akademie, das heißt, als Rekrut, der außerhalb der Akademie privat wohnte. Sie wurde 1797 als Fähnrich ausgemustert und war damit die einzige weibliche Absolventin der Militärakademie zwischen ihrer Gründung 1751 und 2003. Anschließend wurde sie dem Warasdiner St. Georger Grenz Infanterieregiment (IR) 6 zugeteilt und bewährte sich vor allem in den anschließenden Franzosenkriegen. Ihr erster Auftrag war die Führung eines Rekrutantentransportes des Regiments aus Ungarn in das Rheinland, wo sich das Bataillon, dem sie angehörte, befand. Um nicht als Frau erkannt zu werden, wechselte die Soldatin immer wieder ihr Regiment. Der häufige Standortwechsel brachte sie nach Böhmen und Schlesien, 1798 nach Steiermark und Kärnten und mit dem IR 56 nach Brünn, Lublin und Sandomir. Der Entdeckung ihres Geschlechtes konnte sie auch während einer schweren Erkrankung geschickt entgehen. Ab 1799 diente sie beim Deutschen Banater GrenzIR 12. Als nach der Aufgabe von Genua der Rückzug der Arrieregarde der Belagerungstruppen zu decken war, zeichnete sie sich durch besondere Tapferkeit bei der Behauptung des Vorpostens Barba gelata aus. Später kam sie nach Livorno in Garnison. Am 1. März 1800 wurde sie zum Leutnant befördert und besuchte stolz ihre Eltern in Mailand. Diesen gelang es nun − unter Hinweis auf die gesundheitliche Gefahr des Zusammenschnürens ihrer Brust −, sie zur Beendigung ihrer militärischen Laufbahn zu bewegen. Ihr Vater erreichte bei General der Kavallerie Melas eine Beurlaubung auf unbestimmte Dauer und schließlich 1801 die Versetzung in den Ruhestand mit einer Leutnantspension. Kaiser Franz II., der schließlich ihre Identität erfuhr, entließ F. S. unter Wahrung ihres militärischen Ranges und mit dem Recht, bei Anlässen ihre Uniform sowie ihre Auszeichnungen zu tragen, aus dem Dienst und gewährte ihr eine lebenslange Leutnants-Pension. Nach dem Tod ihres Mannes wurde ihr von Kaiser Franz I. zu ihrer eigenen auch die Pension einer Majors-Witwe zugesichert. Ihre Lebensgeschichte wurde 1931 nach einem Drehbuch von Roda-Roda und F. Grünbaum mit dem Titel „Liebeskommando“ unter der Regie von G. v. Bolváry verfilmt.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: Kriegsarchiv, Wien; Tagblattarchiv (Personenmappe

L.: ADB, Brosch-Fohraheim 1970, Jobst 1932, ÖBL, Reisinger 2001, Svoboda 1894-97, Wurzbach, Wikipedia, Soldatin im 18. Jahrhundert: Wissenschafter der Uni Graz untersucht die weiblichen Kapitel der Militärgeschichte: http://www.uni-graz.at/…soldatin.html, www.bmlv.at/karriere/frauen/

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