Salvendy Frieda

Malerin und Grafikerin

Geb. Wien, 4.1.1887
Gest. Malvern, Großbritannien, 1968

Ausbildungen: Um 1911/12 private künstlerische Ausbildung in der Großherzoglichen Kunstschule Weimar bei Albin Egger Lienz und in Wien bei Felix A. Harta zu denen sie später eine freundschaftliche Beziehung aufbaute.

Laufbahn: Zur Biographie existieren widersprüchliche Angaben: Geboren am 4.1.1887 in Wien. Oder aber sie verbrachte die Kindheit im ungarischen Teil der Slowakei, woher ihre Eltern stammten und lebte erst seit ihrem 15. Lebensjahr (1902) in Wien. (Auch existiert ein Eintrag „polnisches Flüchtlingskind“).

Über Leben und Werk von F. S. existieren nur wenige Anhaltspunkte. Ihre – zum Großteil nur über Abbildungen – überlieferten Kunstwerke bezeugen große Leidenschaftlichkeit, Ausdruckskraft und formale Radikalität. Sie wurde als eine von wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit als außerordentliches Mitglied in den Hagenbund, einer für modernen Strömungen offenen Künstlervereinigung aufgenommen. 1918 ist sie Gründungsmitglied der „Bewegung“ (ab 1919 „Freie Bewegung“ genannt). Die „Bewegung“ räumte weiblichen Künstlern in der Leitung und in der Organisation des Vereins bedeutende Stellen ein. Bekannte Mitglieder wie Johannes Itten, Alfred Kubin, Carry Hauser, Georg Ehrlich, Václav Hofmann, Helene Funke, Katharina Zirner, Janina Großmann, Maria von Dittrich, Maria Strakosch-Giesler sind hier vertreten. Die Programmatik ist künstlerisch zukunftsweisend: Völlige Abkehr von Impressionismus, Jugendstil und Dekoration, hin zu einem Kunst des Geistigen Ausdrucks. Kunst, die auf Formschönheit verzichtet. Dagegen steht ein in Wien ausgeprägter Antimodernismus und Akademismus der Presse. (vgl. Alfred F. Seligmann, Kunstausstellungen, in: Neue Freie Presse, 11.6.1918, S 2). Seligmann spricht hier von „expressionistischer Klecksographie“.

F. S. wird bereits in ihrer Wiener Zeit vor 1938 verfemt und angefeindet. Sie ist aktiv und originell und passt nicht in die männliche Vorstellung vom Bild der Frau/der Künstlerin jener Zeit. Ihr ungestümer Umgang mit Farbe und Pinsel bringt ihr oft das negativ gemeinte Attribut der „Vermännlichung“ und die Rolle der aggressiven Zerstörerin ein. Die zeitgenössische Rezeption des Expressionismus bei F. S. wird so zur Geschlechterkritik. Singulär in Österreich ist damals die Nähe zu den Werken der deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel im Sinne eines Farbexpressionismus. 1938 wird F. S. in die Emigration nach England getrieben.

Über ihre Exilzeit ist bis dato nichts bekannt. Einige, im Exil entstandene Bilder befinden sich heute in der University of Sussex Art Collection.

Es existiert kein Werkverzeichnis, ihr Oeuvre ist nahezu unbekannt. Man kennt bis dato auch keine autobiographischen Zeugnisse. Eine Rezeption innerhalb der Kunstgeschichte/Kunstkritik fand so gut wie nicht statt. Nur über die zumeist empörten Kritiken vor 1938 lassen sich Stellung und Werk der Künstlerin in Österreich vor ihrer Emigration erfassen. In Österreich ist sie bis heute zu Unrecht so gut wie vergessen. Auch in der Ausstellung im Wiener Kunstforum des Jahres 1999 „Jahrhundert der Frauen“ wird F. S. unverständlicherweise nicht einmal erwähnt. Dabei galt sie in der ersten Republik als „außerordentliche künstlerische“ Begabung, die ihre Werke zu Lebzeiten regelmäßig ausstellte.

Der Kunstkritiker Ankwicz-Kleehoven bedauert, dass die Besucher die Ausstellungen der „Freien Bewegung“ „[…] mehr deprimiert als erhoben verlassen werden, da sich vor diesen, auf alle Formschönheit verzichtenden Bekenntnissen an ihrer Zeit leidenden Seelen ein künstlerischer Genuß nur schwer einstellen kann, so sehr auch diese selbstquälerische Kunst als Zeiterscheinung Interesse verdiene.“ (Hans Ankwicz-Kleehoven, Kunstausstellung in: Wiener Zeitung, 14.2.1922, S 2.)

Werke

Es existiert kein systematisches Werkverzeichnis, der Bestand an Kunstwerken Frieda Salvendy ist von der Forschung bisher nicht erfasst. Ihr Werk umfasst Landschaften, Portraits, Stilleben und Alltagsszenen als Mappenwerke, Ölbilder und Aquarelle. Derzeit ist folgendes bekannt: Ihre Werke befinden sich u. a. in: Moderne Galerie, Prag; Albertina, Wien; Städtisches Museum, Bratislava; Muzej Zavremene Umjetnosti, Belgrad; Museum in Cleveland, Ohio, USA; u. a.
Mappenwerke: Lithographische Folgen: „Vorstadt“, Wien 1921, „Hrady na Slovensku“ (= Burgen in der Slowakei), Prag 1931. Folge von 10 Lithographien, 1932: Burgen und Ruinen des Waagtales (Beschreibung in: R. W-a, 19.3. 1932: Neues Wiener Abendblatt)

Literatur / Quellen

Qu.: Nachlass Hans Ankwicz-Kleehoven, Nachlass Rudolf Schmidt im Künstlerarchiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Archiv der VBKÖ (Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs), Wien.
L. : Vollmer 1953-1962, Vollmer 1935, Fuchs 1977, Katalog 1945, Katalog 1980, Katalog 1985, Plakolm-Forsthuber 1994

BiografieautorIn: