Sadolschek Johanna

(Ivana, Ivanka), Sadolšek, Partisanenname: „Zala“; Bäuerin und Partisanin

Geb. Lobnig/Lobnik, Unterkärnten, 1923
Gest. 3.4.2010

S. wird 1923 in Lobnig/Lobnik bei Eisenkappel/Železna Kapla, Unterkärnten, als Kind einer ledigen Mutter geboren. Die Familie gehörte der slowenischen Volksgruppe an. J. und ihr Bruder wachsen in großer Armut auf. Der Hof wird von Frauen bewirtschaftet, die Mutter ist für die Feldarbeit zuständig, die Großmutter für Hauswirtschaft und Kinderbetreuung. Auch die Kinder müssen mitarbeiten. Da der Bruder die Laufbahn eines Pfarrers einschlagen soll, soll J. den Hof übernehmen. Es wird von ihr erwartet, dass sie möglichst bald heiratet, damit der Hof in Männerhände gelangt. Sie schließt daher 1940 eine Vernunftehe mit dem Nachbarssohn Michael Sadolschek. Im Mai 1941 bekommt sie ihr erstes Kind, einen Sohn. 1942 muss Michael Sadolschek in die Wehrmacht einrücken, sodass J. mit ihrer Mutter allein am Hof zurückbleibt. Während sich J.s Familie nach der Machtergreifung Hitlers anfänglich noch Hoffnungen auf eine bessere Zukunft macht – so wird der Hof vor der Zwangsexekution bewahrt –, wird sie durch die Umsiedlungen und Vertreibungen der Kärntner Slowenen, die Inhaftierungen und die Nachrichten über die Gräuel in den Konzentrationslagern eines Besseren belehrt.

Im Herbst 1942 tauchen erstmals Partisanen der „Osvobodilna Fronta“ (OF) auf dem Hof auf, und J. S. verweigert ihnen ihre Hilfe nicht. Im darauf folgenden Frühjahr wird sie von Karel Prušnik-Gašper für die „Antifaschistische Frauenfront“ der OF geworben. Aufgabe der Lobniger Frauen, deren Vorsitzende sie wird, ist die Gründung weiterer Frauengruppen, die in der Folge unter anderem in Ebriach/Obirsko, Ferlach/Borovlje und Klagenfurt/Celovec entstehen. Die Frauen organisieren für die Partisanen Kleidung, Nahrung und Medikamente und leiten Nachrichten weiter. Daneben verteilen sie Flugzettel und versuchen die zur Wehrmacht eingezogenen slowenischstämmigen Soldaten davon zu überzeugen, zu den Partisanen überzulaufen. Der Hof der Sadolscheks wird zu einem wichtigen Stützpunkt für die Partisanen. Im Oktober 1943 wird J. S., die seit längerem unter der Beobachtung der Gestapo stand, festgenommen. Nach einem Kreuzverhör durch die Gestapo wird sie nachts gefesselt von 70 Gendarmen und einigen Gestapobeamten durch den Wald eskortiert, um sie zu einem Partisanenbunker zu führen. J. S. kann in einer waghalsigen Flucht entkommen und schlägt sich zum Lager des Bataillons von Karel Prušnik-Gašper durch. Der politischen Abteilung zugeteilt, wird sie Mitglied des Bezirksausschusses der OF für das Jauntal und später Sekretärin der Antifaschistischen Frauenbewegung für ganz Kärnten. Sie nimmt auch an Gefechten teil. Wenige Tage nach ihrer Verhaftung wird ihr Hof, auf dem sich gerade ein Partisan aufhält, von der SS überfallen. Sämtliche Lebensmittel werden geplündert und das Wirtschaftsgebäude samt landwirtschaftlichen Geräten, Getreide und Futtervorräten in Brand gesteckt. J. S.s Cousine und zwei Tanten werden verhaftet und ins Konzentrationslager deportiert. Ihr Bruder wird aus dem Priesterseminar geholt und nach Dachau gebracht. Nur die Großmutter, J.s zweijähriger Sohn und das Kind ihrer Tante werden verschont. Die Mutter kann zu den Partisanen fliehen, wo sie bis Kriegsende als Köchin und Krankenpflegerin tätig ist. 1944 begibt sich J. S. ins befreite Gebiet Dolenska nach Jugoslawien, um eine Kaderschulung zu absolvieren. Wieder zurück in Kärnten setzt sie ihre Tätigkeit als Funktionärin der Frauenbewegung fort. Als Vorsitzende des Gebietsausschusses der Antifaschistischen Frauenfront gehört sie zugleich dem Gebietsausschuss der OF für Kärnten an. Auch ihr Mann schließt sich nach seiner Desertion aus der Wehrmacht den Partisanen an.

Im Mai 1945 zieht J. S. mit ihrem Bataillon ins befreite Klagenfurt/Celovec ein. Für die Freiheitskämpfer bringt das Kriegsende jedoch eine herbe Enttäuschung: die britische Besatzungsmacht verhält sich feindselig gegen die ehemaligen Verbündeten. Auch Familie Sadolschek, die in bitterer Not auf dem verwüsteten Hof hausen muss, ist Schikanen, wie etwa der Inhaftierung Michael Sadolscheks, ausgesetzt. Obwohl J. S. nach 1945 als Sekretärin des Verbandes slowenischer Frauen tätig ist, bleibt ihr nun für Politik wenig Zeit, es gilt den Hof wieder aufzubauen. Ein zweites Kind, eine Tochter, wird geboren. Als kränkend empfindet sie die jahrzehntelange Missachtung des Beitrags der Slowenen zur Befreiung Kärntens seitens des offiziellen Österreich. J. S. ist Trägerin der goldenen Auszeichnung der OF. Im Gedenkjahr 2005 wurde sie zusammen mit den ehemaligen Widerstandskämpferinnen Apolonija-Lonki Schellander und Ana Zablatnig mit dem Frauenwürdigungspreis der Kärntner Grünen ausgezeichnet.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: DÖW 124.

L.: Berger 1985, Dokumentationsarchiv 1990, Fertschey 2005, Prušnik-Gašper 1980, Strobl 1989, Trallori 1985, Eisenkappler Nachrichten / Kapelške novice. Amtliche Mitteilung der Mrktgemeinde Eisenkappel – Vellach, Nr. 2, Juni 2010 (http://www.bad-eisenkappel.info/files/eisenkappel-juni_2010-int.pdf)

BiografieautorIn:

Christine Kanzler