Rupp Mathilde, Ps. Tilly Bébé; Artistin

Geb. Perchtoldsdorf, NÖ, 27.3.1879

Gest. Wien, 11.4.1932

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Obst- und Blumenhändler.

Laufbahn: M. R. arbeitete zuerst als Schreibkraft in einer Rechtsanwaltskanzlei, wechselte dann aber aus Tierliebe ihren Beruf und wurde im Wiener Prater-Vivarium erst als Tierpflegerin bei den Schlangen, bald jedoch bei der Vorführung von Hyänen, unter dem Dompteur R. Falk, beschäftigt. Entscheidend war jedoch M. R.s Ausbildung in der Raubtierdressur durch die Dompteuse „Comtesse X“, die sie zu sich in den Bonner Tierpark holte und ihr den Künstlernamen Tilly Bébé gab. Durch ihren kleinen Wuchs und ihre kindliche Kostümierung wurde sie als „Backfisch“ im Löwenkäfig zu einem Begriff der Fachwelt. Ab ihrem 18. Lebensjahr gastierte sie, zuerst mit den 12 Löwen ihrer Lehrerin, die nach deren Tod in ihren Besitz übergingen, an allen Weltstadtvarietés und Zirkussen wie Krembser, Henry und Hagenbeck, bei letzterem auch mit einer Gruppe von 14 Eisbären. Ihr erstes Auftreten im Wiener Varieté Ronacher wurde ein großer Erfolg. M. R. galt als Pionierin der zahmen Dressur. Höhepunkte ihres Programms waren der Rachentrick, bei dem sie ihren Kopf in den Rachen eines Löwen steckte, und der Schlusstrick, bei dem sie trotz ihrer zarten Gestalt einen Löwen auf ihren Schultern aus der Manege trug. Sie starb durch langjährige Krankheit völlig verarmt.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Mitteilungen G. Eberstaller und I. Grünwald, beide Wien, N. Karpowa, Hamburg, BRD.

Qu.: Archiv des Österreichischen Circus- und Clownmuseum.

L.: Busch o. J., Geller 1982, Lehmann 1955, ÖBL, Proske 1958, Winkler 1974, WWbl 18.7.1966