Rubini Lucia; Kammersängerin

Geb. ?

Gest. vermutl. 1638      

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Giovanni Battista Rubini († 25. Oktober 1643); Kinder: Sohn: Francesco Michele; Tochter: Margaretha Francisca.

Laufbahn: Durch die 1622 erfolgte Eheschließung Kaiser Ferdinands II. mit Eleonore Gonzaga aus Mantua (1598-1655) verstärkte sich der italienische Einfluss der Musik am Wiener Kaiserhof. Im Winter 1627/1628 hielt sich eine Gruppe von Musikern aus Mantua, darunter die Brüder Horatio (Orazio) und Giovanni Battista Rubini, zu Ehren der Kaiserin in Prag auf, wohin sich der Kaiserhof anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten des Thronfolgers Ferdinand (III.) zum König von Böhmen begeben hatte. Die Brüder Rubini, Instrumentalisten (Viola, Theorbe) und Komponisten aus Casale Monferrato, standen seit mindestens 1597 in den Diensten des Herzogs von Mantua, wo auch Claudio Monteverdi mit seiner Frau (†1607) von 1590-1612 lebte und arbeitete. Möglicherweise war auch L. in Prag. Über ihre familiäre Herkunft, den Zeitpunkt und Ort ihrer Eheschließung mit Giovanni Battista Rubini ist nichts bekannt, ebenso wenig über ihr Wirken vor ihrer Zeit in Wien. Aus Prag waren die Rubinibrüder wegen Differenzen über die Auszahlungsmodalitäten ihres Honorars überstürzt abgereist. Doch die politisch instabile Situation in Mantua, ausgelöst durch den Tod des Vaters der Kaiserin, Herzog Vincenzo Gonzaga, zu Weihnachten 1627, die in den Mantuanischen Erbfolgekrieg einmündete, ließ es geboten erscheinen, sich nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen; der Kaiserhof mit einer Prinzessin aus dem Haus Gonzaga bot sich geradezu idealiter an. Im Herbst 1628 hielten sich die Rubinis, Giovanni Battista und seine Frau L. sowie sein Bruder Horatio bereits in Wien auf.

Anfang des Jahres 1629 war L. für die Titelrolle in „La Maddalena“ in der Bearbeitung von Giovan (Giovanni) Battista Andreini (†1654) vorgesehen. Am 8. Oktober desselben Jahres wurde ihre Tochter Margaretha Francisca in der Michaelerkirche in Wien getauft. 1630 gehörte L. mit ihrem Mann und Sohn dem Hofstaat des Kaisers an, der diesen zum Kurfürstentag nach Regensburg begleitete. Die namentliche Eintragung in der Hofstaatsliste zusammen mit der ebenfalls aus Mantua stammenden Sängerin im Gefolge, Margherita Basile Cattaneo, Schwester der berühmten Adriana, unterstreicht den Starstatus der beiden Sängerinnen. Im Jänner 1631 berichtet Giovanni Battista Rubini nach Mantua, dass sich die drei Rubinis zusammen mit Margherita, Francesco Dognazzi († nach 1644), Sänger, Komponist und Mantuaner Hofkapellmeister, der sich 1627 und 1631 in Wien aufhielt, sowie einem jungen Organisten aus Verona, zu einem Ensemble formiert hätten, das nur vor dem Kaiserpaar allein auftrat („musica picola di camera“). L. findet sich bis Ende August 1637 in den Hofzahlamtsbüchern. Mit 50 Gulden monatlich lag sie unter dem Gehalt ihres Mannes und dessen Bruder, die als Kammermusiker mit 60 Gulden entlohnt wurden. Als die Erzherzogin Cäcilia Renata (1611-1644) 1637 nach Polen verheiratet wurde, suchte Giovanni Battista Rubini an, die Erzherzogin zusammen mit seiner Frau nach Polen begleiten zu dürfen. Dem Gesuch wurde stattgegeben, doch ist es unklar, ob L. die Reise auch antrat und wenn, wie lange sie in Polen blieb. Am 10. Dezember 1637 wurde ihr eine außerordentliche Rekompensationszahlung von 1000 Reichstaler bewilligt. Der Sohn Francesco Michele gehörte als Kapellsingerknabe der Hofmusik an; am 11. Mai 1638 wurde er mit 75 Gulden abgefertigt. Ende Dezember 1638 wurde seinem Vater ein Ansuchen auf einen Abschlag auf die L. gewährte Gnadengabe von 10 Gulden monatlich für dessen Ausbildung in Italien gewährt; L. dürfte zu diesem Zeitpunkt schon verstorben gewesen sein.

Die Brüder Giovanni Battista und Horatio wurden nobilitiert (Adelsakten von 1632 und 1640). L.s Ehemann starb am 25. Oktober 1643 in Innsbruck; Horatio ist noch bis Oktober 1645 in der kaiserlichen Hofmusik nachzuweisen. In Wien hatte die Familie Rubini im Haus Landskrongasse 1-3 ihr Quartier.

Qu.: Wien, Pfarre St. Michael, Catalogus Baptizatorum, Bd. 2 (1626-1642) fol. 56.

L.: Frank 1967, Knaus 1965, Knaus 1967, Parisi 1994, Saunders 1990, Saunders 1995, Seifert 1985, Seifert 2003, Senn 1954, Venturini 2002

 

Ingrid Roitner