Rubinstein Irene, verh. Wurmfeld, Verlin, auch Wellin, Wurmfeld-Wellin; Schulleiterin und Psychologin
Geb. Bukarest, ca. 1903
Gest. London, 1978
I. R. wurde in Bukarest geboren. Sie war eine Cousine Käthe Leichters. In Wien besuchte sie bis zur 8. Klasse das Cottagelyzeum von Dr. Goldmann, die Matura legte sie 1922 an der Schwarzwaldschule ab. Eine ihrer Lehrerinnen war Aline Furtmüller. Gemeinsam mit ihrer engsten Freundin Hilde Oppenheim (später verheiratet mit Johann Koplenig) gehörte sie einem Kreis intellektuell und musisch interessierter Mädchen an. Die beiden Freundinnen begannen sich noch während ihrer Gymnasialzeit für den Sozialismus zu begeistern. Unmittelbar nach Ablegung der Reifeprüfung schrieben sie sich im Vereinslokal der Sozialistischen Arbeiterjugend in Wien-Währing als Mitglieder ein. Im Wintersemester 1922/23 inskribierte I. R. Staatswissenschaften an der Universität Wien. Sie hörte u.a. Allgemeine Staatslehre bei Hans Kelsen, Volkswirtschaftslehre bei Othmar Spann und neuere Soziologie und Sozialphilosophie bei Max Adler. Sie war Mitglied der Marxistischen Studiengemeinschaft Max Adler. 1928 schloss sie ihr Studium ab. Ebenso wie ihr späterer Ehemann Erich Wurmfeld (später Eric Verlin, geb. 1905, gest. 1968) gehörte I. R. dem Republikanischen Schutzbund an. Sie war in einer Fünfergruppe des Nachrichtendiensts tätig, die ausschließlich aus Frauen bestand. Am 13. Februar 1934 nahm die Polizei in der Wohnung von I. R. und Erich Wurmfeld eine Hausdurchsuchung vor. Gemeinsam mit Wurmfeld wurde sie festgenommen und verbrachte fünf Tage in Polizeihaft. I. R. führte in Wien-Neubau eine zweiklassige Privatschule mit ganztägigem Betrieb, die vor allem schwer erziehbaren Kindern zur Verfügung stand und wo sie auch unterrichtete. Im Jänner 1937 wurde sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten und weiteren Personen unter dem Verdacht, dass an der Schule illegale kommunistische Zusammenkünfte stattfinden würden, erneut verhaftet. Während I. R. am nächsten Tag freikam, wurde Wurmfeld, der tschechoslowakischer Staatsbürger war, nach Bratislava abgeschoben. Die Polizei setzte den Stadtschulrat von der Amtshandlung in Kenntnis, woraufhin die Auflösung des Trägervereins der Schule veranlasst wurde. Zu Ostern 1937 wurde die Schule wegen „mangelnder sittlich-religiöser und vaterländischer Erziehung“ behördlich geschlossen. Im selben Jahr folgte I. R. ihrem Lebensgefährten nach Prag. Im September 1938 gelangte das Paar nach Paris, wo sich Erich Wurmfeld zur tschechoslowakischen Armee meldete. Nach dem Einrücken der deutschen Wehrmacht in Paris flüchteten I. R. und Erich Wurmfeld nach Südfrankreich und entkamen von dort nach Großbritannien. Erich Wurmfeld (Eric Verlin) arbeitete dort zunächst als Fotograf und ab 1944 als Schnittassistent für die tschechische Abteilung des Foreign Office. I. R. war in London als Psychologin tätig.
Qu.: DÖW 6.708, 13.089, Hilde Koplenig-Oppenheim: Erinnerungen 1934-39, Wien o.J., DÖW 12237/Bd. 2, Nationalien der juridischen Fakultät, Archiv der Universität Wien, http://search.ancestry.co.uk.
W.: „Die Phasen der Kolonialpolitik und ihr Zusammenhang mit der ökonomischen und sozialen Struktur des Mutterlandes, Diss. Wien“ (1928)
L.: Cargnelli/Omasta 1993
Christine Kanzler