Rosdolsky Emily, geb. Meder; Juristin, Gewerkschafterin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 2.6.1911
Gest. Wien, 3.9.2001
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: Roman Rosdolsky (1898-1967); Sohn: Hans (*1943).
Ausbildungen: Studium der Rechtswissenschaften, Promotion 1937.
Laufbahn: E. R. trat bereits 1925 als 14-jährige Gymnasiastin dem Verband Sozialistischer Mittelschüler bei, der damaligen Schülerorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAPÖ). Mit 16 Jahren lernte sie am 15. Juli 1927 während der Demonstrationen beim Wiener Justizpalastbrand ihren späteren Mann, den ukrainischen Marxisten Roman Rosdolsky kennen. Sie wird Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und tritt 1928 der KPÖ bei. Sie war im Widerstand gegen den Austrofaschismus aktiv und wurde 1934 zwei Monate lang inhaftiert. Während der Moskauer Prozesse 1936-1938 schloss sie sich der trotzkistischen Bewegung an. 1938 geht sie zu Roman Rosdolsky nach Lemberg, wo die beiden 1939 heiraten. 1939 wurde Lemberg von den Russen besetzt und E. und Roman Rosdosky flohen aufgrund ihrer bekannten trotzkistischen Gesinnung nach Krakau. 1942 wurden beide von der Gestapo verhaftet, weil sie Juden bei sich Unterschlupf gewährt hatten. E. R., die damals hochschwanger war, wurde nach drei Wochen freigelassen; noch im selben Jahr kehrt sie nach Wien zurück. Roman Rosdolsky wurde im April 1943 aus Krakau in das KZ Auschwitz deportiert. 1947 emigrierte die Familie Rosdolsky in die USA. Dort war E. R. bis 1973 als Beraterin in der Forschungsabteilung der United Auto Workers (UAW), eine der größten Gewerkschaften der USA, in Detroit tätig. Zu ihren Aufgabenbereichen zählten etwa die Unterstützung der Gewerkschaft bei Tarifverhandlungen durch Untersuchung der Unternehmensfinanzen sowie Vergleiche mit anderen Unternehmen in demselben Industriezweig, die Evaluierung von vertraglichen Provisionen wie Gewinnbeteiligungsplänen und das Organisieren von Kampagnen. Sie nahm an Untersuchungen zur Beschäftigungslage teil und sammelte Informationen zu Gewinntrends. Die Untersuchung öffentlicher Vorschläge seitens der Politik und die Unterbreitung von Initiativen seitens der Gewerkschaft gehörten ebenfalls zu ihren Aufgabenbereichen. Roman Rosdolsky fand in der McCarthy-Ära als bekannter Kommunist keine Arbeit. Da ihm ein Universitätsposten verweigert wurde, war er als Privatdozent tätig. 1971 kehrte E. R. nach Wien zurück. Dort wirkte sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion betätigte sich E. R. aktiv in der österreichischen Memorial Bewegung im Gedenken an die Opfer des Stalinismus. E. R. starb am 3. September 2001 im Alter von 90 Jahren in Wien.
W.: „Gem. mit Fritz Keller: 40 Jahre Trotzkistenprozesse in Wien“ (1977), „Franz Koritschoner“ (1990)
L.: Cardorff 1998, Keller 1978, Keller 1998, Keller 2001