Resinger Josepha; Bäckermeisterin

Geb. Wien, Lebensperiode um 1770

Gest. Wien ?

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Georg Bloderwaschl, Bäckermeister im Großen Armenhaus, Mutter unbekannt.

LebenspartnerInnen, Kinder: Gatte: Johann Michael Resinger, ebenfalls Bäckermeister und Betreiber einer Wirtschaft am Spittelberg „Zur Eisernen Birne“, drei Kinder.

Ausbildungen: Keine nachweisbar, ist aber als Nachfolgerin im Gewerbe ihres Vaters im Großen Armenhaus genannt.

Laufbahn: J. R. heiratete den Bäckergesellen Johann Michael Resinger und brachte diesem als Bäckermeisterstochter das indirekte Recht zur Gewerbetreibung mit. Dies ist in der Folge sehr bedeutend, da Johann Michael nie durch Ablegung einer Meisterprüfung zum Backen befugt war, sondern nur durch seine Ehefrau. In der Zunft wird dies immer wieder zu seinen Ungunsten erwähnt werden. Das Ehepaar hatte bereits drei Backstuben betrieben, diese jedoch immer wieder räumen müssen: Teils hatten ihnen die Vermieter wegen Eigenbedarfs gekündigt oder aber (wie die Zunft bemerkt) sie hätten keine geeignete Quantität und Qualität liefern können und darum die Backstuben verloren. Seit 1772 lief ihr Mann Gefahr, seine Backstube am Spittelberg zu verlieren, da die Tochter der Vermieterin die Hochzeit mit einem Bäcker anstrebte, der die Backstube dann betreiben sollte. Also suchte er bereits 1772 um die Errichtung eines Backhauses am Spittelberg und die Verleihung eines Brotstandes in der Stadt an, wurde aber abgewiesen. Die Argumente für die Abweisung beschränkten sich auf die Erwähnung des geringen Kapitals des Ehepaares, das nicht vorhandene Meisterrecht des Mannes, da dieses nur über J. R. in die Ehe eingebracht wurde, und die Tatsache, dass sie aufgrund ihrer häufigen Standortwechsel nie eine Stammkundschaft ausbilden würden, die zu einer erfolgreichen Gewerbetreibung notwendig seien. 1773 wiederholte J. R. gemeinsam mit ihrem Gatten dieses Ansuchen, ergänzt durch die Argumente, sie hätten drei Kinder zu versorgen, würden außerdem Mürbgebäck an den Kaiserhof liefern und die Brotnot in diesem Gebiet endlich beheben. Wieder wurde die Bitte auch auf zutun der Zunft abgelehnt, mit der Begründung, dass es in diesem Viertel nur 25 Häuser geben würde, sie dies in Verbindung mit dem Brotstand nur deshalb beantragen würden, damit Herr Resinger das dazu nötige Stadtmeister- und Bürgerrecht erhalten könne. Sie selbst besaß während dieser Periode weiterhin das Anrecht auf die Backstube des Vaters im Großen Armenhaus, die dieser über 60 Jahre hindurch betrieben hatte. Sie wurde jedoch erst ab 1767 als alleinige Betreiberin genannt. In diesem Jahr suchte sie erstmals allein um das Backhaus an, ihr Gatte dürfte mittlerweile verstorben sein. Sie erklärte ihren festen Willen, dieses Backhaus nach seiner Fertigstellung aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters an die Kinder übergeben zu dürfen. Mittlerweile war auch die Anzahl der Häuser in diesem Gebiet auf 55 angestiegen und man gewährte ihr aufgrund dieser zwei Argumente, ihr Alter und die angewachsene Kundschaft, ihre Bitte. Interessant ist auch ihre angebliche Drohung, im Falle, dass sie das Backhaus am Spittelberg endlich betreiben dürfe, sie alle fünf umliegenden Bäckermeister ruinieren wolle. Dies war dann aber nicht der Fall, ein Beispiel für die üble Nachrede, die innerhalb der Zunft herrschte. Das Backhaus wird noch im Oktober desselben Jahres fertiggestellt, aber keines der Kinder ist bisher mündig, weshalb sie es in der Zwischenzeit von dem Bäckershelfer Michael Lingl betreiben lassen wollte. Da dieser aber kein Meisterrecht besaß und auch noch kein solches in Aussicht hatte, wollte man das neue Backhaus an den Bäckermeister Johann Neubauer weitergeben, was J. R. dadurch verhinderte, dass sie zuerst seine mangelnde Qualifikation erwähnte und schließlich dem Wunsch des Magistrats nachgab, ihre Backstube im Großen Armenhaus zu dessen Gunsten zu räumen anstatt das neue Backhaus an ihn zu vermieten. Sie handelte aus der Angst heraus, im Falle einer Vermietung das hohe Risiko eingehen zu müssen, den Mietvertrag aufgrund dessen Armut nicht wieder kündigen zu können, weshalb sie das Backhaus bis zur Mündigkeit des ältesten Kindes selbständig betrieb.

Qu.: WStLa, Alte Registratur. Bericht vom 16. März 1773, 12. Februar und 20. Oktober 1778.

L.: Kretschmer 2000

 

Sigrid Kretschmer