Maria (Marie) Louise (Maria Ludovica), Maria Luigia; Erzherzogin von Österreich, Kaiserin der Franzosen und Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla

Geb. Wien, 12.12.1791
Gest. Parma (Italien), 17.12.1847

Herkunft, Verwandtschaften: Älteste Tochter Kaiser Franz II. (I.), aus dessen zweiter Ehe mit Maria Theresia, königliche Prinzessin von Neapel.

LebenspartnerInnen, Kinder: 2.4.1810 Heirat mit Napoleon I., Kaiser der Franzosen (†1821); die Eheschließung erfolgte zuerst vertretungsweise am 11.3.1810 in Wien. Nachdem Napoleon in Soissons seine junge Gattin vom österreichischen Gefolge übergeben worden war, wurde am 2.4. in Saint-Cloud die standesamtliche und am darauffolgenden Tag die kirchliche Trauung im Louvre vollzogen. Sohn Napoleon Franz (*1811), Herzog von Reichstadt, erhielt bei seiner Geburt den Titel König von Rom. 2. 1822 Heirat in heimlicher Ehe mit A. Graf Neipperg (†1829); ein Sohn (*1819), 1864 Fürst Montenuovo. 3. 1834 (?) Heirat mit Graf L. v. Bombelles, der ihr vom Wiener Hof als politischer Berater zugeteilt wurde.

Laufbahn: Erzieher und Lehrer nährten in M. L. die Abneigung gegen Frankreich, so dass sie ihre Heirat mit Napoleon als ein im Interesse der Staatsraison gebrachtes Opfer empfinden musste. Die von Metternich in die Wege geleitete Ehe entsprang rein politischen Überlegungen und trübte zeitlebens M. L.s Verhältnis zum Staatskanzler. Aus einer der ältesten Dynastien Europas stammend, fand sich M. L. wegen ihrer Erziehung, ihren Sitten und Gebräuchen nur schwer am Kaiserhof zurecht, sonderte sich ab und ging eigene Wege. Während Napoleons Russlandfeldzug hielt sich M. L. kurze Zeit in Prag auf. Am 15.4.1813 wurde ihr die Regentschaft übergeben, um die sie sich, allgemein politisch wenig interessiert, wenig kümmerte. Der ihr beigestellte Regentschaftsrat führte die Geschäfte. Nach Napoleons Niederlage bei Leipzig und dem Vormarsch der Alliierten nach Frankreich blieb M. L. bis zum 29.3.1814 in Paris, zog sich dann nach Blois und Orléans zurück. Nach Napoleons Abdankung am 12.4.1814 strebte sie die Rückkehr nach Österreich an. Das Zusammentreffen mit ihrem Vater fand in Rambouillet statt, von wo sie mit ihrem Sohn am 29.4. unter Begleitschutz des Generals Graf A. Neipperg nach Wien reiste, das ihr einen triumphalen Empfang bereitete. Am 19.2.1815 richtete M. L. einen feierlichen Protest an den Wiener Kongress gegen die Wiedereinsetzung der Bourbonen in Frankreich, um die legitimen Rechte ihres Sohnes zu wahren. Nach Napoleons Verbannung nach St. Helena brach sie jeden Kontakt zu ihm ab. Auf dem Wiener Kongress war ihr das im Besitze einer bourbonischen Nebenlinie befindliche Herzogtum Parma, Piacenza und Guastalla auf Lebenszeit übertragen worden, nach ihrem Tod sollte es wieder an die Bourbonen zurückfallen, die bis dahin mit Lucca entschädigt wurden. Am 20.4.1816 zog M. L. in ihr Herzogtum ein, das sie mit Hilfe tüchtiger Ratgeber verwaltete. Sehr bald gewann sie die Zuneigung ihrer Untertanen. Nach Napoleons Tod heiratete sie in heimlicher Ehe Graf A. A. Neipperg, nach dessen Tod den Grafen C.-R. Bombelles. Zwei Jahre nach dem Tod Neippergs musste sie wegen der italienischen Revolution von 1831 kurze Zeit aus ihrem Herzogtum fliehen. Nachdem österreichische Truppen die Ruhe wiederhergestellt hatten, kehrte sie zurück, ohne an ihren Gegnern Rache zu üben. Napoleons Restaurationsbestrebungen war sie seit jeher ablehnend gegenübergestanden, machtpolitische Tendenzen lagen ihr fern. Sie hatte sich damit abgefunden, als italienische Landesfürstin ihr Leben zu beschließen. Nach Parma zurückgekehrt, schloss sie ihre dritte Ehe und verbrachte den Rest ihres Lebens ohne besondere Vorkommnisse. Nach ihrem Tod fiel das Herzogtum, den Verträgen entsprechend, an Karl Ludwig v. Bourbon, Herzog v. Lucca. Erbaute u. a. das Teatro Regio in Parma.

L.: Aretz 1936, Bertaut 1940, Bourgoing 1949, Conte Corti 1950, Helfert 1873, Keckeis/Olschak 1953-54, Kirchheim 1912, Kosch 1933-35, ÖBL, Wurzbach, www.aeiou.at