Reiter Hermine, geb. Gebharter; Hilfsarbeiterin und Widerstandskämpferin
Geb. 3.10.1904
Gest. Wien, 1962
H. R. wird am 3. Oktober 1904 als Tochter der Anna Gebharter (geb. Aigner) und des Schlossergehilfen Josef Gebharter in Wien geboren. Sie besuchte hier die Volks- und Bürgerschule und lernte das Modistinnenhandwerk.
Sie bekommt insgesamt vier Kinder von dem Friseur Karl Reiter, den sie 1928 heiratet. 1929 verlässt Karl Reiter seine Familie, ein Selbstmord durch Ertrinken wird angenommen. Ab 1931 lebte H. R. mit Jakob Strebel (Chauffeur; geb. 1902) zusammen.
Nachdem sie von 1932 bis 1938 arbeitslos ist, tritt sie 1939 als Hilfsarbeiterin bei der Lack- und Farbenfabrik Reichhold, Flügger und Boeckin als Hilfsarbeiterin ein. Im Februar 1940 tritt sie der KPÖ bei. Sie wird am 26. Februar 1941 von der Gestapo wegen Verdachts der Betätigung für die KPÖ festgenommen. Sie wird u. a. gemeinsam mit ihren Arbeitskolleginnen Anna Binder, Wilhelmine Bier und Hildegard(e) Rockenbauer beschuldigt, einer kommunistischen Betriebszelle an ihrer Arbeitsstelle angehört zu haben. Dort waren Mitgliedsbeiträge für die KPÖ und die „Rote Hilfe“ eingehoben und Flugblätter verteilt worden. H. R. gesteht beim Gestapo-Verhör am 26. Februar 1941, Geld für die „Rote Hilfe“ gespendet zu haben und bekennt sich schuldig, sich „verbotswidrig für die KPÖ betätigt zu haben.“ Am 2. Oktober 1941 wird ein Haftbefehl ausgestellt. Ab 22. April 1941 ist sie im Gefängnis des Landesgerichtes Wien inhaftiert (Schutzhaft). Sie wird am 1. September 1942 vom Oberlandesgericht Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 6 Jahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Untersuchungshaft im Ausmaß von 18 Monaten wird auf die Strafe angerechnet. Im Oktober 1942 wird H. R. in das Frauenzuchthaus (Frauenstraf- und Verwahrungsanstalt) Aichach überstellt, wo sie bis Ende April 1945 in Haft blieb.
Qu.: DÖW 9680, 20000/R178, 50083.
L.: Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984, Schütte-Lihotzky 1994
Karin Nusko