Reif-Lehrer Liane, geb. Reif; Mikrobiologin und Immunologin

Geb. Wien, 14.11.1934

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Gerson Reif, Zahnarzt, wurde in Polen geboren und kam nach Wien um Medizin und Zahnmedizin zu studieren. Später hatte er eine erfolgreiche Praxis in Wien. Mutter: Chaje Leja Reif. Ein älterer Bruder namens Friedrich (später Frederick) (*1927).

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr. Sherwin Lehrer.

Ausbildungen: Zwei Schuljahre in Limoges.1952 Graduierung an der Erasmus-Hall High-School Brooklyn, N.Y., 1956 B.A. in Chemie am Barnard College, Columbia University, 1960 Ph.D. in organischer Chemie an der UCB in Berkeley bei Prof. Andrew Streitwieser.

Laufbahn: Nach dem „Anschluss“ im März 1938 sah sich Familie Reif wachsender Verfolgung ausgesetzt und die Familie beschloss auszuwandern. Sie hoffte in die USA zu gelangen, nachdem bereits zwei Schwestern L. R.-L.s dorthin gelangt waren. Der Bruder Friedrich war der Schule verwiesen worden und wurde gezwungen eine Schule, die ausschließlich für jüdische Kinder vorgesehen war, zu besuchen. Gerson Reif musste außerdem durch den Druck der Nazis seine Praxis schließen. Am 30. September sollten L. R.-L.s Eltern ihre Pässe erhalten, doch der Vater kehrte an diesem Tag nicht mehr nach Hause zurück. Sein Körper wurde am Fuße eines vierstöckigen Treppenhauses gefunden. Die Umstände seines Todes konnten nie vollständig aufgeklärt werden. Während der Kristallnacht wurde das Wohnhaus der Reifs durchsucht und im Zuge dessen wurden mehrere Gegenstände aus der Wohnung der Familie konfisziert und ihnen auch die Pässe abgenommen. Nach diesen Ereignissen intensivierte Chaje Leja Reif ihre Anstrengungen um die Emigration und schließlich konnte die Familie im Mai 1939 an Bord der St. Louis nach Cuba ausreisen. Doch die Passagiere wurden im Hafen Havannas nicht an Land gelassen und das Schiff musste nach Europe zurückkehren. Die Familie Reif landete in Frankreich und fuhr per Zug bis Paris und dann weiter bis Limoges. Dort konnte L. R.-L. das erste Mal eine Schule besuchen und ihr Bruder Friedrich wurde Bester seines Jahrgangs. Doch im Mai 1940 waren sie erneut gezwungen zu fliehen, da Limoges im besetzten Teil Frankreichs lag. Durch die Hilfe von Gersons Schwester Lena Klinghoffer konnte die Familie 1941 endlich von Portugal aus an Bord des Dampfers SS Exeter in die USA reisen. Am 10.11.1941 konnten die Reifs in Newark sicheren, amerikanischen Boden betreten. Kurz danach sollte Amerika mit Pearl Harbor in den Krieg eintreten.

Nach L. R.-L.s Ausbildung folgten zwei Jahre Forschung für die AVCO Corp. Anschließend bereisten L. R.-L. und ihr Mann, den sie während des Studiums kennengelernt hatte, für 9 Monate die Welt. 1963-1966 Postdoc. Fellow im Department for Microbiology and Immunology at Harvard Medical School, wo sich L. R.-L. für Kontrollzellen insbesondere der Retina bei Tieren interessierte. 1966 lehrte sie auf Einladung Dr. Jin Kinoshitas an der HMS. Eine Beförderung zur Assistenzprofessorin folgte. 1972 zog sie mit ihrem Labor ins Bostoner Biomedical Research Institute und 1975 in das Eye Research Institute of Retina Foundation, wo sie als Senior Scientist angestellt war. 1977 Ass. Prof. an der HMS. 1964-1985 konnte L. R.-L. ihre wissenschaftlichen Forschungen hauptsächlich aus Förderungen des National Funds for Health finanzieren. 1976-1979 Mitglied der National Institute of Health Initial Review Group. 1978-79 Senior Visiting Fellow im Labor Dr. Mary Voaden am Institute of Opthalmology, University of London. 1985 verlässt L. R.-L. das Eye Research Institute und HMS um Tech-Write Consultants/Erimon Assoc. zu gründen, eine Consulting Firma, die auf die Unterstützung beim Verfassen von Anträgen für Stipendien, Forschungsgelder und Subventionen spezialisiert ist. Im Zuge dieser Tätigkeit unterrichtete sie in mehreren Workshops das Schreiben von Anträgen auch international.

W. u. a.: „Writing a Successful Grant Application“, (1982), „Getting Funded: It Takes More Than Just a Good Idea“, (1996), Grant Application Writer’s Handbook“, (2004). Weitere Veröffentlichungen in: The Journal of Science Education and Technology, Journal oft he National Grantseekers, Boston Magazine u. a.

L.: Kahn/Hager 1996, http://www.alabamaholocaustcommission.org/