Purst-Hutter Katharina; Ehefrau von Jakob Hutter (†1526), (Mit)begründer der Hutterischen Brüder

Geb. ?

Gest. 1538

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Lorenz Purst; verheiratet mit Jakob Hutter (†1526). Religionsbekenntnis: Täuferin.

Laufbahn: Über K.s familiäre Herkunft ist nicht viel mehr bekannt, als dass sie die Tochter eines Lorenz Purst war. In der Gegend von Sterzing dürfte sie aufgewachsen sein. 1532 ist sie als Magd im Haushalt von Paul Gall und seiner Frau Justina, geborene Rumler, in Trins, in der Nähe von Sterzing. Dort machte sie Bekanntschaft mit der Täuferbewegung. Das Haus der Familie Gall war ein Treffpunkt und bot vielen TäuferInnen Zuflucht und Schutz. K. nahm auch an den heimlichen, nächtlichen Zusammenkünften von bis zu dreißig Leuten teil. Viele TäuferInnen suchten Versteck in den Wäldern und Almhütten. K. und Justina Gall, gemeinsam oder auch allein, brachten diesen Nahrungsmitteln, was immer unter der großen Furcht geschah, dabei ertappt und gefangen genommen zu werden.

Zu den Zusammenkünften im Haus der Galls kam auch der aus Moos bei Bruneck im Pustertal stammende Jakob Hutter, der nach der Hinrichtung von Georg Blaurock 1529 in Gufidaun die Führung übernommen hatte und die Täuferbewegung insgesamt nachhaltig geprägt hat. Bei den Hutterischen Brüdern leben seine Ideen bis heute fort. K. und Jakob waren beide vermutlich zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, als sie einander begegneten. K., die sich im Hause der Galls der Bewegung angeschlossen hatte, empfing von Jakob Hutter die Taufe.

1533, als von Seiten des Bischofs in Brixen besonders große Anstrengungen unternommen wurden, die Bewegung zunichte zu machen, wurde auch das Ehepaar Gall und K. verhaftet, zunächst in Sterzing und dann im Turm der Burg Rodeneck arrestiert. Nach einem umfangreichen und peinlichen Verhör fielen sowohl die Galls als auch K. von ihrem Glauben ab und unterzogen sich den öffentlichen Widerrufungsritualen in der Kirche an drei Sonntagen und der vom Ortspfarrer auferlegten Buße. Jakob Hutter war zu diesem Zeitpunkt nicht in Tirol, sondern er war zu seiner vierten Reise nach Mähren aufgebrochen.

Aber die Bekehrung war nur erzwungenermaßen erfolgt, denn Justina Gall und K. brachen alsbald nach Mähren auf. Paul Gall wurde jedoch gefangen genommen und nach erneuter Anklage am 25. Juni 1533 in Rodeneck hingerichtet. Die folgenden zwei Jahre verbrachte K. wahrscheinlich in Mähren. Dort heiratete sie 1535 zu Pfingsten Jakob Hutter. Hans Tu(e)chmacher (Amon) (†1542), der aus Bayern stammte und zu den Führern der mährischen Gemeinde gehörte, vollzog die Trauung.

Aber auch in Mähren war die Täufergemeinde in eine tiefe Krise geraten und von der Auflösung betroffen. Um der Verfolgung und Gefangennahme zu entgehen, brachen Jakob und K. zusammen mit dem Mitbruder, dem Schulmeister Hieronymus (Jeronimus) Käls, nach Tirol auf.

Um den 25. Juli 1535, dem Tag des Apostels Jakobus, tauft Jakob Hutter wieder im Pustertal. Die Regierung geriet auf die Nachricht, dass Hutter wieder im Land sei, in Panik, wie verschiedene Sendschreiben zeigen. Bei einem Treffen in Taufers wurde offenkundig, dass Jakob und K. H. nicht länger bleiben konnten, zumal das Vorgehen gegen die TäuferInnen sehr verschärft worden ist. So zogen sie weiter auf der Suche nach Unterkunft nach Elln, in der Nähe von Sankt Lorenz und Bruneck, wo ihnen ein einstiger Mitbruder die Aufnahme verweigerte. Schließlich fanden sie Unterschlupf in Hörschwang bei dem befreundeten Hans Ober. Trotz der ständig lauernden Gefahr predigte und taufte Hutter in Hörschwang, auch Hans Ober und seine Familie sowie sein Gesinde ließen sich taufen.

Mittlerweile wurden die Vorbereitungen, Jakob Hutter gefangen zu nehmen, verstärkt. Die Hutters zogen von Hörschwang aus mehrmals nach Lüsen, aber auch nach Sterzing und Trins. Es wurde immer schwieriger, den Häschern zu entkommen und auch zwischen Feind und Freund zu unterscheiden. Schließlich brachen sie in der Nacht in Begleitung von Anna Stainer, einer jungen Frau, nach Klausen auf. Diese Reise war der letzte Weg, den Jakob und K. H. gemeinsam gingen. In Gufidaun, als sie zunächst versuchten, im Mesnerhaus Zuflucht zu finden, und dann Richtung Villnöß, wurden die drei am 30. November 1535 verhaftet und auf die Burg Branzoll oberhalb von Klausen gebracht. Jakob Hutter als Anführer der TäuferInnenbewegung wurde später nach Innsbruck gebracht, grausam gefoltert und Anfang Februar 1536 bei lebendigem Leib verbrannt.

P. H. und Anna Stainer wurden in Gufidaun, wohin sie mittlerweile gebracht wurden, zahlreichen Verhören in Bezug auf ihren Glauben unterzogen. K. versuchte erst gar nicht, ihren Glauben zu leugnen, vielmehr drückte sie in ziemlich harschen Worten ihre Meinung über die katholische Religion aus. Da K. 1533 schon einmal widerrufen hatte, sich aber wieder der TäuferInnenbewegung angeschlossen hatte, galt sie als „relapsi“, worauf im Allgemeinen die Todesstrafe stand. Aus unerklärlichen Gründen bekam sie eine zweite Chance, indem verschiedene Versuche unternommen wurden, sie zu bekehren. Mit eindrucksvoller Hartnäckigkeit blieb sie dieses Mal ihrem Glauben treu. Wahrscheinlich war auch fremde Hilfe mit im Spiel, da es ihr gelang, Ende April 1536 aus dem Gefängnis auszubrechen. Oder das Verlassen des Gefängnisses steht mit ihrer Schwangerschaft in Zusammenhang, da sie laut einer Quelle zum Zeitpunkt ihrer Gefangennahme schwanger gewesen sein soll. Jedoch wird nirgends ihre Niederkunft erwähnt. Unbekannt ist auch, wohin sie sich begeben hatte. Beinahe zwei Jahre gelang es ihr, unbehelligt zu bleiben. Als sie nun 1538 in Schöneck nahe Bruneck aufgegriffen wurde, gab es kein Pardon mehr, und sie wurde sofort hingerichtet.

L.: Fast 1986, Lichdi 1996, Loserth 1937b, Mecenseffy/Schmelzer 1983, Packull 2000, Schmelzer 1989

 

Ingrid Roitner