Pichler Karoline (Caroline), geb. v. Greiner; Schriftstellerin, Lyrikerin und Salonnière

Geb. Wien, 7.9.1769

Gest. Wien, 9.7.1843

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Franz Sales v. Greiner (1732-1798), Hofrat; Mutter: Charlotte geb. Hieronymus (1739-1815), Kammerdienerin und Vorleserin von Kaiserin Maria Theresia. Charlotte Greiner war sehr gebildet und eine radikale Frauenrechtlerin. K. P.s Eltern veranstalteten regelmäßig Treffen für ein „aufgeklärtes Wiener Publikum“ in einem Milieu, das unter dem „aufgeklärten Absolutismus“ Joseph II. von einem relativ liberalen freiheitlichen Klima geprägt war.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1796 Heirat mit Andreas Eugen Pichler (1764-1837), Regierungssekretär. Tochter: Karoline, genannt Lotte (*1797).

Ausbildungen: Aufgewachsen im Geist des Josephinismus, wurde sie durch die Gesellschaft ihrer Eltern, in deren Salon die bedeutendsten geistigen Größen Wiens verkehrten, schon früh in die Bildungssphäre ihrer Zeit eingeführt. Sie erhielt eine außerordentlich gute Bildung, doch konnte sie sich nicht mit den revolutionären Ansichten ihrer Mutter anfreunden.

Laufbahn: K. P.s schriftstellerische und dichterische Begabung zeigte sich schon früh. Bereits mit 12 Jahren veröffentlichte sie ein Gedicht im Wiener Musenalmanach. Sie schrieb Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte. Berühmt wurde sie hauptsächlich durch ihre historischen Romane. K. P., deren Werke in viele Sprachen übersetzt wurden, ist eine symptomatische Erscheinung für die Zeit des Übergangs vom Josephinismus zur Restauration und für die Entwicklung des bürgerlichen Bewußtseins. Sie gilt als die erfolgreichste Autorin historischer Romane ihrer Zeit und als die erste, die das Walter Scottsche Modell des historischen Romans in die deutsche Literatur einführte. Neben ihren literarischen Aktivitäten veranstaltete sie auch literarische Salons, die zu dieser Zeit als die wichtigsten Veranstaltungen ihrer Art in Wien galten. Hier verkehrten u. a. Franz Grillparzer oder Antonio Salieri.

Ausz.: Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Qu.: WStLb, Tagblattarchiv (Personenmappe).

W. u. a.: „Leonore, ein Gemälde aus einer großen Welt. 2 Tle.“ (1804), „Agathokles. Ein historischer Roman 3 Tle.“ (1808), „Dramatische Dichtungen. 3 Bde.“ (1815-1818), „Frauenwürde“ (1817), „Die Belagerung Wiens im Jahre 1683. 3 Bde.“ (1824), „Sämmtliche Werke. 60 Bde.“ (1828-44), „Anweisungen für Christen in verschiedenen Lagen des Lebens. Aus den geistlichen Schriften Fenelons gezogen und übersetzt“ (1831), „Elisabeth von Guttenstein. Eine Familiengeschichte aus der Zeit des österreichischen Erbfolgekrieges“ (1835), „Zeitbilder. 2 Bde.“ (1839/41), „Die Frühverlobten und andere Erzählungen für junge Mädchen“ (1905), „Erzählungen für die reifere Mädchenwelt“ (1909), „Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. 4 Bde. hg. v. E. K. Blümml“ (1914), „Karoline Pichler. Auswahl aus dem Werk. hg. v. K. Adel“ (1970)

L.: Gerstinger 2002, Hauch 1990, Jansen 1936, Krill 1999, Neunteufel-Metzler 1949, ÖBL, Prohazka 1947, Robert 1933, Schiferer 1994, Schmölzer 1982, Wild 1935, Winklehner 1991, www.aeiou.at, www.onb.ac.at/ariadne/