Petrides Lucie, Lucia; Gewerkschafterin und Widerstandskämpferin
Geb. 15.12. 1897
Gest. 14.8.1984
L. P. wurde 1897 als Tochter von Auguste und Konrad Petrides (1864-1944) geboren und wuchs in Wien-Hernals auf. Ihr Vater war akademischer Maler, ihre Schwester Margarete Petrides (1901-1973) trat als Arbeiterschriftstellerin hervor. Seit 1914 berufstätig, verlor L. P. 1932 infolge der Wirtschaftskrise ihre langjährige Stellung bei einer Privatfirma. Nach einer kurzen aushilfsweisen Beschäftigung im Sekretariat der Sozialdemokratischen Partei erhielt sie eine Anstellung beim Bund der Freien Gewerkschaften, wo sie die Arbeitslosenzeitschrift „Der Stempler“ verwaltete. L. P. gehörte außerdem dem Nachrichtendienst des Republikanischen Schutzbundes an und war in dieser Funktion während der Februarkämpfe 1934 im Einsatz. Unmittelbar nach dem Aufstand setzte sie sich für einige Tage nach Bratislava ab, wo sie Otto Bauers Manuskript zur Broschüre „Der Aufstand der österreichischen Arbeiter“ (Prag 1934) in eine maschinschriftliche Fassung brachte. L. P. setzte ihre gewerkschaftliche Arbeit auch in der Illegalität fort. Sie leitete den technischen Apparat der Freien Gewerkschaften und war an der Herstellung der unter der Redaktion Otto Leichters von August 1935 bis unmittelbar vor dem „Anschluss“ kontinuierlich erscheinenden Untergrundpublikation „Gewerkschaftliche Information“ beteiligt. Sie beschaffte das Manuskript, tippte es ab und brachte es in eine Tabak-Trafik im siebenten Wiener Gemeindebezirk, wo es vervielfältigt wurde. Aufgrund ihrer politischen Tätigkeit war sie im April 1934 fünf Tage und von März bis Mai 1936 in Haft. Nach dem Verbot der Freien Gewerkschaften im Februar 1934 war L. P. bis zum Mai 1938 größtenteils arbeitslos.
Qu.: DÖW 20.000/P154.
L.: Lehmann 2013, Leichter 1963, www.friedhoefewien.at
Christine Kanzler