Peller-Roubiczek, Lili E.; Psychoanalytikerin und Montessori-Pädagogin

Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 28.2.1898

Gest. Monroe, New York, USA, 30.8.1966

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ludwig Roubiczek, Textilfabrikant.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1933 Heirat mit dem sozialistischen Sozialmediziner Siegfried Peller.

Ausbildungen: Nach der Matura in Prag zuerst Studium der Biologie, danach in Wien Studium der Psychologie bei Karl und Charlotte Bühler, 1921 Kurs bei Maria Montessori in London, Ausbildung zur Psychoanalytikerin.

Laufbahn: Auf Initiative von L. P.-R. und weiteren fünf jungen Frauen entstand 1922 das erste nach den Erziehungsprinzipien von Maria Montessori ausgerichtete „Haus der Kinder“ in der Troststraße, im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Schrittweise konnte L. P.-R. die offiziellen Vertreter der Gemeinde Wien von der Sinnhaftigkeit ihres Projekts überzeugen und diese entschlossen sich, L. R.-P. als Konsulentin bei der Planung von städtischen Kindergärten beizuziehen. L. P.-R. hielt Montessori-Kurse ab, sodass engagierte Kindergärtnerinnen in der Lage waren, wesentliche Elemente ihres Konzepts auch in das öffentliche Kindergartenwesen zu übernehmen. 1931 wurde schließlich ein städtischer, architektonisch von L. P.-R. mitgestalteter Kindergarten im ersten Bezirk am Rudolfsplatz eröffnet. Durch die räumliche Nähe zur Wiener Psychoanalytischen Vereinigung in der Berggasse ergab sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Montessori-Pädagoginnen und insbesondere Anna Freud. Diese zeigte reges Interesse an L. P.-R.s „Haus der Kinder“ und lud sie ein, am Seminar für angehende KinderanalytikerInnen teilzunehmen. Unter Anna Freuds Einfluss entschied sich L. P.-R. selbst eine Ausbildung als Analytikerin zu beginnen. Ihre Analyse absolvierte sie bei Siegfried Bernfeld und Hermann Nunberg. Im November 1931 hielt L. P.-R. in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung einen Vortrag über „Montessoripädagogik und psychoanalytische Pädagogik”, womit sie ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin beendete und außerordentliches Mitglied in der Psychoanalytischen Vereinigung wurde. L. P.-R. ging bereits 1934 mit ihrem politisch exponierten Mann in die Emigration, zunächst nach Palästina. Hier errichtete sie eine Volksschule nach ihren Wiener Richtlinien und hatte engen Kontakt zum Psychoanalytischen Institut in Jerusalem. 1937 ging sie nach Baltimore, USA. 1940 ließen sich die Pellers in New York, dem Zentrum der emigrierten Psychoanalyse, nieder. L. P.-R. hielt Vorlesungen an Colleges und befasste sich mit der außerhäuslichen Betreuung von Kleinkindern im Krieg. Nach einiger Zeit wurde sie als Analytikerin in freier Praxis tätig. Nach dem Krieg organisierte sie gemeinsam mit dem bedeutenden, ebenfalls aus Wien emigrierten Analytiker Paul Federn in ihrem Haus eine Studiengruppe für Nicht-Mediziner unter den Analytikern. L. P.-R. hielt darüber hinaus Vorlesungen zum Thema Child Development am Psychoanalytic Institute in Philadelphia, wo sie später die Ehrenmitgliedschaft erhielt. Weiters unterrichtete sie im Department of Child Psychiatry am Albert Einstein College of Medicine, Bronx, New York. L. P.-R. verstarb am 30. August 1966 in Monroe, New York. 1978 gab Emma Plank, noch aus der Wiener Zeit mit L. P.-R. befreundet, eine kommentierte Auswahl ihrer Schriften heraus.

W. u. a.: Vollständiges Schriftenverzeichnis in: Hammerer 1997, S. 209 – 213.

„Die Arbeitsgemeinschaft der Montessori-Schule Wien X. In: Call of Education, H. 3/4“ (1924), „Das Kinderhaus. Montessori-Grundsätze und Architektur. In: Der Aufbau, 1. Jg., H. 8/9“ (1926), „Die wichtigsten Theorien des Spiels. In: Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik, 6. Jg.“ (1932), „Gruppenerziehung des Kleinkindes vom Standpunkt der Montessori-Pädagogik und der Psychoanalyse. In: Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik, 7. Jg.” (1933), „The School´s Role in Promoting Sublimation” in: Psychoanalytic Study of the Child, 11. Jg.” (1956), „On Development and Education of Young Children. Selected Papers. Edited by Emma N. Plank“ (1978)

L.: Hammerer 1997, Handlbauer 2004, Mühlleitner 1992, ÖNB 2002, Plank 1978, Reichmayr 1994, Zwiauer 2002