Paradis Maria Theresia; Komponistin, Sängerin und Musikpädagogin

Geb. Wien, 15.5.1759

Gest. Wien, 1.2.1824

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Joseph Anton Paradis (1733-1808), Hofkonzipist u. k. k. Regierungsrat; Mutter: Maria, geb. Levassori della Motta (1739-1794).

Ausbildungen: M. Th. P. studierte Klavier bei G. F. Richter und L. Kozeluch, Gesang bei Righini und Salieri, Komposition bei Vogler.

Laufbahn: Erblindete als Kleinkind plötzlich und wurde von verschiedenen Kapazitäten erfolglos behandelt. Nach vorübergehender Heilung durch den Magnetiseur Mesmer erblindete sie jedoch bald wieder. M. Th. P. zeigte schon als Kind außergewöhnliche musikalische Begabung. Sie erhielt von Kaiserin Maria Theresia (ihrer Taufpatin), welche von ihrem Gesang und Orgelspiel beeindruckt war, eine Pension von 200 fl, die von Josef II. sistiert, von Leopold II. wieder bewilligt wurde. Dank eines ungewöhnlichen Gedächtnisses erarbeitete sie ein umfangreiches Konzertrepertoire und unternahm 1783-86 in Begleitung ihrer Mutter eine ausgedehnte Konzerttournee nach Westeuropa, die nach Paris und London führte und großen Erfolg brachte. Nach dem Tod ihres Vaters eröffnete sie 1808 eine Musikschule für Frauen und Mädchen (Institut für musikalische Erziehung), deren Veranstaltungen im Wiener Konzertleben wichtig und populär wurden. Als Liederkomponistin der älteren Schule (Holzer, Stefan) angehörend, pflegte M. Th. P. unter Kozeluchs Einfluss Kanzonette, Strophen- und durchkomponiertes Lied, oft mit opernhaften Rezitativen. Einfache Harmonik und schlichte Melodik kennzeichnen ihr Schaffen. Zu ihrem Freundeskreis zählten Marianne Martinez (Komponistin), L. Mozart und W. A. Mozart, A. Salieri und F. A. Mesmer. J. Riedinger entwarf für sie die erste Notenschrift für Blinde.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).

L.: ADB, Altmann 1936, Blume 1949-73, Gruber 1990, Kühnau 1910, Marx/Haas 2001, Moser 1956, ÖBL, Olivier/Weingartz-Perschel 1988, Ulrich 1960-64, www.aeiou.at