Papp, Helga

geb. Saatzer

* 8.10.1924, Wien, † 2001, Klosterneuburg
Zoologin

H. P. wurde am 8. Oktober 1924 als einziges Kind des Ehepaares Friedrich und Magdalena Saatzer in Wien geboren. Hier in der Galileigasse im 9. Wiener Gemeindebezirk besuchte sie die Volksschule, übersiedelte jedoch nach der zweiten Klasse mit der Familie nach Klosterneuburg und schloß die Volksschule in der Stiftsschule ab. Klosterneuburg wurde nun zum Lebensmittelpunkt der Familie und bis zum Tode auch von H. P. 2001. Im März 1942 maturierte sie am BRG in Klosterneuburg und wurde im Anschluß zu einem halben Jahr Reichsarbeitsdienst und weiteren sechs Monaten Kriegshilfsdienst als Straßenbahnschaffnerin in Graz verpflichtet.
Als ordentliche Hörerin der Universität Wien, inskribierte sie 1943 das Hauptfach Biologie. Da bis September 1944 nur drei Semester belegt werden konnten, erfolgte eine Meldung an das Arbeitsamt, die eine Arbeitsverpflichtung zu den Wiener Neustädter Flugzeugwerken nach sich zog. Erst am 8. Oktober 1945 konnte H. S. das vierte Semester inskribieren mit Studienausrichtung auf das Lehramt für Mittelschulen und für die Fächer Geographie und Naturgeschichte mit Betonung der Zoologie. Als Betreuer für ihre zoologische Dissertation wurde Herr Prof. Dr. Kühnelt aus der Kriegsgefangenschaft zurückerwartet. Im Zuge der Wiedergutmachung für die Kriegsdienstverpflichtungen wurde ihr für das Doktorat das 8. Semester erlassen. Das Studium schloss sie als H. P. ab, denn sie hatte am 22. Februar 1947 den damaligen Universitätsassistenten am Paläontologischen Institut, Dr. Adolf Papp geheiratet. Am 19. Dezember 1947 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. mit einer Dissertation zum Thema: „Morphologische und Phylogenetische Untersuchungen an Cicindela-Arten unter besonderer Berücksichtigung der Abteilung der nearktischen Formen“. Diese Dissertation wurde vollinhaltlich in der Österreichischen Zoologischen Zeitschrift veröffentlicht.
Am 21. Dezember 1947 wurde ihr Sohn Gerhard geboren. Am 13. Juli 1952 wurde ihre Tochter Magdalena geboren.
Schon damals zeichnete sich ihre Hingabe an die Familie ab, mit der sie sich ihr ganzes Leben voll identifizierte und für die sie alles andere zurückstellte. Natürlich gab es dadurch kaum Freiraum den eigenen wissenschaftlichen und sonstigen Interessen nachzukommen.
Auch der Beruf ihres Mannes und sein Fortkommen in diesem Beruf stand für sie immer im Vordergrund. So konnte sie mit dem Schreiben seiner wissenschaftlichen Manuskripte den Mangel an Personal und Schreibmaschine am Institut ausgleichen. Später als Führerscheinbesitzerin und Autobesitzerin ermöglichte sie ihrem Mann viele Exkursionen und war als Mithilfe bei der Feldarbeit willkommen. Aber auch in die wissenschaftlichen Kontakte ihres Mannes war sie voll einbezogen, ihr gastfreundliches Haus war weithin im Kollegenkreis bekannt und ihre offene und freundliche Art sowie ihre vorzügliche Küche waren damals und bis heute sehr geschätzt. Damals waren Einladungen in Lokale fast unerschwinglich und so fanden viele wundervolle Abende mit unseren ausländischen Kollegen im Hause Papp statt.
Im Jahre 1978 konnte der ehemalige Familiensitz in Unter Dürnbach bei Maissau wieder erworben werden. Dieser Landsitz wurde nun auch zum Mittelpunkt ihrer wissenschaftlichen Interessen, welchen sie sich nun mit dem ihr eigenen Elan und Schwung ohne Rücksicht auf die eigene Person im vollen Maße widmete. Unter Dürnbach war auch ein idealer Ausgangspunkt für die Altwegeforschung zwischen Donau und Thaya und die später von H. P. betriebene Erfassung und Dokumentation des Ziegelhandwerkes in N.Ö. nördlich der Donau. Andere Arbeiten befassten sich mit den Wasenanlagen in Niederösterreich, mit den abgekommenen Weichselgärten, mit Verkehrswegen und Wallfahrtswegen und daneben hielt sie unzählige Vorträge und es entstanden eine Reihe von Aufsätzen für die Heimatbücher der Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung. Sie hatte aber auch noch viele Themen geplant, so begann sie z. B. kurz vor ihrem so plötzlichen Tode die Bearbeitung der Eisteiche und Eiskeller, ein Thema das in unserer hochtechnisierten Welt bald der Vergessenheit angehören wird. Auch Arbeiten über die mittelalterliche Pflanzung der Prunus mahaleb, über die Matschakerhöfe und über den Streusand in alten Schriften konnten nicht mehr beendet werden.
Mittelpunkt aller dieser Themen war das Land rund um den Manhartsberg, das mit ihrem Besitz in Unter Dürnbach bei Maissau zu ihrer zweiten Heimat geworden war. Der große wissenschaftliche Verdienst von H. P. jedoch ist es, daß sie bei all den vielfältigen von ihr bearbeiteten Themen, die bis dahin in diesen Forschungsrichtungen vielfach vernachlässigte Feldforschung eingeführt und vorangestellt hat und damit diese etablierten Forschungsrichtungen methodisch wesentlich erweitert und auf eine neue Grundlage gestellt hat − als promovierte Biologin und Gattin eines Paläontologen war sie natürlich mit Feldforschung wohl vertraut.
Um alle diese Themen bewältigen zu können, hat sie nicht nur viele hundert Kilometer in ihrem Auto zurückgelegt, sondern es war auch ihr umgängliches und kommunikationsfreudiges, zielgerichtetes Wesen, welches ihr dabei zu Hilfe kam. Erst dadurch konnte sie in engem Kontakt mit der Bevölkerung diese einmaligen Ergebnisse erzielen. Gehen Sie in die Orte rund um den Manhartsberg und bis Hollabrunn, überall können Sie Personen antreffen die H. P. kennen und schätzen.
Aber nicht nur in der Bevölkerung fand sie Unterstützung, unterstützt wurde sie auch durch den Fond zur Wissenschaftlichen Forschung in Österreich, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die Krahuletz Gesellschaft in Eggenburg, das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, die Geologische Bundesanstalt und durch den Herausgeber der Zeitschrift „Das Waldviertel“ Herrn Prof. Dr. Erich Rabel, sowie durch viele Kolleginnen und Kollegen, die eng, und von ihrer Begeisterung angesteckt, gerne mit Ihr zusammenarbeiteten.
Die Universität Wien hat H. P. das „Goldene Doktordiplom“ verliehen, eine Auszeichnung, die einem 50 Jahre nach der Promotion nur dann zuteil wird, wenn man weiterhin entsprechend wissenschaftlich gearbeitet hat. Die Krahuletz Gesellschaft hat ihr auf Grund dieser wissenschaftlichen Leistungen für die Region um den Manhartsberg die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Gemeinsam mit der Stadt Eggenburg hat die Krahuletz Gesellschaft im Bürgerspital in Eggenburg das Dr. H. P. Ziegelmuseum errichtet, womit wir das Andenken an H. P. ehren und die Erinnerung an ihr Wirken in unserer Region wach halten wollen.
H. P. war in ihrem Leben und in ihrem wissenschaftlichen Wirken eine konsequente und disziplinierte Person. Erst dadurch konnten neben ihren vielen anderweitigen Verpflichtungen die vielen Publikationen entstehen und gedruckt werden. Mit und durch diese hat sie ihr erarbeitetes wissenschaftliches Wissen an uns weitergegeben und wird in ihrem wissenschaftlichen Werk weiterleben.

Werke

Morphologische und Phylogenetische Untersuchungen an Cicindela-Arten unter besonderer Berücksichtigung der Abteilung der nearktischen Formen. Österreichische Zoologische Gesellschaft, 3, 1952, S. 494-533.
Die Holzschwemmung am Kamp. Das Waldviertel, 37: 1988, S. 169-171.
Alte Wege (der Manhartsberg) aus der Vergangenheit unserer Gemeinde. Festschrift der Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring, 1988, S. 107-112.
Alte Wege. Abgekommene Ortschaften. Über die ehemaligen Weichselgärten. Aus Vergangenheit und Gegenwart. Marktgemeinde Straning-Grafenberg, 1989, S. 77-84 und S. 255-259.
Der Wasen von Klosterneuburg – eine mittelalterliche Siedlungseinheit. Amtsblatt der Stadtgemeinde Klosterneuburg, Nr. 2, Sondereinlage Nr. 182. 1989
Eine Altwege-Grabung in Straß im Straßertal.- Archäologie Österreichs, 1, 1990, S. 44-45.
Die Verkehrslinien im Kamptal, die Kamptalstraße, der Eselssteig und die Mulstraß.- Das Waldviertel, 40, 1991, S. 232-240.
Gem. mit Cech, B.: Das mittelalterliche Erdwerk Türkenkogel von Poppendorf, Gemeinde Markersdorf – Haindorf, pol. Bezirk St. Pölten, N.Ö. Archaeologica Austriaca, 75, 1991, S. 269- 281.
Gem. mit Cech, B.: Das mittelalterliche Erdwerk von Walpersdorf, Gemeinde Inzersdorf – Getzersdorf politischer Bezirk Herzogenburg, N.Ö. Archäologica Austriaca, 75: 1991, S. 283-292.
Niederösterreichische Wasenanlagen. Unsere Heimat, 62, 1991, S. 291-330.
Der Kopf des Wächters, unbekannte Weinsteckenverzierung. NÖ Kulturberichte, April 1992, 1992, S. 15.
Der Stein im Kohlbachtal. Der Strassertaler, 12. 1992
Wie Korneuburg seine Salzlagerstätte verlor. Korneuburger Kulturnachrichten, 1992/4, S. 3-7.
Altwege nach Eggenburg. Der Manhartsweg und die Schmidatalstraße. Das Waldviertel, 42, 1993, S. 56-68.
Aus dem Nothantenbuch des Karl Kattner. Die Zeit in Würnitz. Korneuburger Kulturnachrichten, 1993/1, S. 9-10 und S. 16-18.
Verkehrswege um Straß im Straßertal. In: Leeb, A.: Die Flurdenkmale im Straßertal. Bildungs & Heimatwerk (Eigenverlag),1993, S. 4-25.
Der Ziegelofen von Straß. In: Leeb, A.: Die Flurdenkmale im Straßertal. Bildungs & Heimatwerk (Eigenverlag), 1993, S. 32-45.
Würnitz im Kriegsjahr 1866. Korneuburger Kulturnachrichten, 1993/2, S. 9-10.
Bertha von Suttner in Klosterneuburg. Klosterneuburger Nachrichten, 40, 1994, S. 5.
Die ehemaligen Ziegelöfen des Gerichtsbezirkes Ravelsbach. Wiener Ziegelmuseum, Heft 9/10,1994, S. 157-207.
Wallfahrtswege nach Maria Dreieichen. In: Zach, W./ Kiesling: 1995, S. 8-11.
Heimatbuch Unterdürnbach. Stadtgemeinde Maissau, 1996.
1000 Jahre Österreich – Straßenbau aus geschichtlicher Sicht. Nachlese NÖ Landesregierung, Abteilung Güterwege, 1996.
Das Wegenetz im nördlichen Niederösterreich. Historicum, Zeitschrift für Geschichte, 1998, S. 14-21.
Die Ziegelöfen der politischen Bezirke Hollabrunn und Horn. Arbeitstagung der geologischen Bundesanstalt, 1999, S. 136-140.
Die Ziegelöfen der drei heiligen Länder: Etzmannsdorf, Wanzenau, Wolfshof. Museumsverein Gars, 1999, S. 139-142.
Die Ziegelöfen des Bezirkes Horn. 1.Teil. Das Waldviertel, 49, 2000, S. 247-271.
Die Ziegelöfen des Bezirkes Horn. 1.Teil. Das Waldviertel, 49, 2000, S. 359-380.
Pestweg und Lodersteig – Alte Wege und ihre Namen. NÖ schön erhalten – schöner gestalten, Nr. 85, 2000, S. 13-15.
Die Ziegelöfen der Gemeinde Zellerndorf. Heimat Zellerndorf, Marktgemeinde Zellerndorf, 2000, S. 304-306.
Aufnahmsbericht der Ziegelöfen in den politischen Bezirken Horn und Hollabrunn. Geologische Bundesanstalt, Projekt NC-36, 2000.

Literatur / Quellen

BiografieautorIn:

Fritz F. Steininger