Pachler Marie Leopoldine, geb. Koschak; Pianistin und Komponistin
Geb. Graz, Stmk. 2.2.1794
Gest. Graz, Stmk. 10.4.1855
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Therese Raud, Vater: Hof- und Gerichtsadvokat Dr. A. Koschak († 1814).
LebenspartnerInnen, Kinder: 1816 verheiratet mit dem Grazer Bierbrauer und Advokaten Dr. Karl P. (1789 – 1850), Sohn Faust P., Pseudonym: C. Paul, Schriftsteller (1819 – 1891). 1835 Aufnahme des Stiefsohns F. Kaltenegger v. Riedhorst, späterer Landeshauptmann von Krain
Ausbildungen: Der Vater, Aldobrand Koschak, förderte die musikalische Entwicklung seiner Tochter durch Klavier- und Gesangsunterricht. Er versammelte in seinem Haus regelmäßig einen Kreis einflussreicher Persönlichkeiten, Musiker und Künstler. Er veranstaltete darüber hinaus regelmäßig Konzerte, bei denen seine Tochter, die als Wunderkind galt, häufig auftrat. Bereits im Alter von neun Jahren komponierte sie Märsche, die in Graz von den Regimentskapellen gespielt wurden, und Tanzstücke für die Hausbälle des Vaters. M. L. P. war auch Schülerin Schnellers, der ihr Talent erkannte und förderte.
Laufbahn: Im Zusammenhang mit dem Staatsbankrott in Österreich, verlor die Familie Koschak 1811 ihr Vermögen. Gemeinsam mit ihrer Mutter reiste M. L. P. nach Laibach und führte dort einige Prozesse mit der Absicht, das Familienvermögen noch zu retten, jedoch ohne Erfolg. Da der Vater erkrankte und aufgrund der schlechten finanziellen Situation der Familie beschloss M. L. P. Berufsmusikerin zu werden. Heiratsangebote schlug sie aus. Ein reicher Kaufmann aus Triest und Freund des Hauses Koschak mit Namen Preshern bot an, Marie Koschak zu adoptieren, um sie als Künstlerin ausbilden und reisen zu lassen. Auf die Bitte der Mutter hin, die mit ihrem kranken Mann nicht alleine bleiben wollte, entschied sich M. L. P. jedoch gegen eine Karriere als Berufsmusikerin. Sie trat nicht mehr öffentlich auf und heiratete am 12. Mai 1816 den wohlhabenden Bierbrauer und Richter Dr. Karl Pachler. Im Jahre 1817 reiste M. L. P. eine begeisterte Beethoven-Anhängerin, nach Wien und machte dort Bekanntschaft mit dem Komponisten. Zweimal lud sie ihn nach Graz ein, jedoch ohne jemals Antwort zu erhalten.
Im Jahre 1819 wurde der einzige Sohn, der spätere Schriftsteller Faust Pachler, geboren. Das Haus der Pachlers in Graz, das Rabenschinderhaus in der Herrengasse, entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum. M. L. P. konzertierte im privaten Zirkel und improvisierte „musikalische Porträts“ der anwesenden Personen. Franz Schubert verbrachte auf Einladung der Pachlers im Sommer 1827 einige Wochen in ihrem Haus. Im Hause P. verkehrten u. a. die Hofschauspieler S. Müller, Löwe, Anschütz und Rettich, die Musiker Hüttenbrenner und Jenger, die Dichter Holtei und Leitner, die Maler Abel und Teltscher. Auf M. L. P.s Anregung vertonte Schubert, der 1827 in Graz drei Wochen ihr Gast war, die Lieder „Heimliches Lieben“ (Text von Klenke), D 922 und „Eine altmodische Ballade“, D. 923, sowie Leitners Gedichte „Das Weinen“, D 926, „Vor meiner Wiege“, D 927, und bereits 1826 „Gesang“ (An Sylvia), D 891, die er alle seiner Gönnerin widmete. Der „Kindermarsch“, D 928, von Schubert für Karl P.s Namenstag geschrieben, wurde von M. L. P. und ihrem Sohn Faust 1827 vertont. M. L. P. pflegte Freundschaften zu Prokesch-Osten. Ihre angeblich enge Beziehung zu L. v. Beethoven wurde jedoch widerlegt und auch sein Brief, der sie als die „wahre Pflegerin“ seiner „Geisteskinder“ bezeichnete, gilt gemeinhin als Fälschung. M. L. P.s Kompositionen für Klavier wurden nie veröffentlicht.
Ausz.: Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft verlieh M. L. P. am 15. Okt. 1817 nachträglich eine Ehrenmitgliedschaft.
L.: ÖBL, Wurzbach, Keckeis/Olschak 1953/54, Kosch 1933, Riemann 1939, Deutsch 1907, Huber 1953, Pachler 1866, Suppan 1962-66, Lohberger 1961, Lohberger 1965, Hoffmann 2003, http://www.sophie-drinker-institut.de/cms/index.php?page=pachler-koschak-marie