Neuman(in) von Wasserleonburg Anna; Herrin von Murau
Geb. 25.11.1535
Gest. 18.12.1623
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Vater: Wilhelm Neumann zu Wasserleonburg († 1536) und dessen zweite Frau Barbara Rumpf von Wullroß († 1572); Geschwister: Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihres Vaters mit Praxedis Strigl: Hans († vor 1536); Katharina, verheiratet mit Ambros Höchstetter den Jüngeren in Augsburg; vier Brüder: Wilhelm, Moritz, Georg und Michael.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet in erster Ehe mit Hans Jakob von Thannhausen († 1560), in zweiter Ehe mit Christoph von Liechtenstein-Murau († 1580), in dritter Ehe mit Ludwig von Ungnad zu Sonnegg († 1584), in vierter Ehe mit Carl von Teuffenbach († 1610), in fünfter Ehe mit Graf Ferdinand von Ortenburg († 1616) und in sechster Ehe mit Graf Georg Ludwig zu Schwarzenberg († 1646); Kinder: aus erster Ehe: Elisabeth († nach 1598), verheiratet in erster Ehe mit Leonhard von Kollnitz († 1587), in zweiter Ehe mit Christoph von Auersperg († 1592); Barbara († 1578).
Laufbahn: A.s Vater, Wilhelm Neumann, war ein erfolgreicher Kaufmann in Villach. Sein Handelshaus galt als das reichste in Villach. Die Grundlage für seinen Reichtum bildeten die Quecksilbergruben in Idria nördlich von Triest (heute Idrija, Slowenien) und die Bleigruben zu Bleiberg bei Villach. Kaiser Maximilian I. ernannte ihn 1509 zum Bergrichter in Idria, und er erhielt 1515 das Recht, ein Wappen zu führen. Von 1516-1518 war er Stadtrichter in Villach. Die Heirat mit Praxedis Strigl, Tochter eines Lienzer Bürgers, brachte ihm zudem vier Kuxen am Quecksilberbergbau in Idria ein. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Erfolge konnte er zahlreiche Gülten und Bauerngüter erwerben. 1522 kaufte er von den Brüdern Hans, Andreas und Christoph von Ungnad die Herrschaft Wasserleonburg mit dem Schloss am Fuße des Dobratsch nahe der Gail. Zwei Jahre später erhielt er von Erzherzog Ferdinand die Herrschaft mit allen Zugehörungen. Seither nannte er sich „zu Wasserleonburg”.
Der Sohn Hans aus der Ehe mit Praxedis Strigl starb in jungen Jahren. Die Tochter Katharina heiratete 1527 Ambrosius Höchststetter junior aus dem angesehenen Handelsherrengeschlecht der Höchstetter in Augsburg.
Nach dem frühen Tod von Praxedis Strigl 1528 ging Wilhelm Neumann 1528 eine zweite Ehe mit Barbara Rumpf von Wullroß ein. Ihr Vater war erster Burggraf in Klagenfurt. Der Familie gehörte das Schloss Wullroß in der Nähe von Weitensfeld. Barbara bekam nur ein Heiratsgut von 200 Pfund Pfenning. Sie zeichnete sich jedoch durch große Sparsamkeit und kaufmännisches Talent aus. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, vier Söhne, Wilhelm, Moritz, Georg und Michael sowie die Tochter A., die am 25. November 1535 auf Schloss Wasserleonburg zur Welt gekommen war.
Nur wenige Monate nach A.s Geburt verstarb Wilhelm Neumann. In seinem Testament hatte er seinen Söhnen je 20.000 Gulden vermacht und verfügt, wenn einer der Söhne ohne männliche Erben sterben sollte, so falle den anderen dessen Anteil zu. Erst wenn der Mannesstamm erloschen ist, würden seine Töchter A. und Katharina erben. Das übrige Vermögen sollte zu gleichen Anteilen an alle sechs Kinder fallen. Der Tochter Katharina sollte ihr Heiratsgut von 8.000 Gulden angerechnet werden, und sie sollte das Vermögen ihrer Mutter inklusive der vier Idrianer Kuxen erben.
Wilhelm Neumanns Witwe Barbara verwaltete im Rahmen der Vormundschaft für ihre Kinder seine gesamte Hinterlassenschaft. Die Handelsgeschäfte führte sie nicht weiter, vielmehr trachtete sie danach, durch den Erwerb von Grund und Boden den Besitz zu erweitern. Unterstützt wurde sie dabei vom bambergischen Rat und Amtmann in Villach sowie Pfleger zu Federaun, Hans Seenuß († 1569), den sie nach 13jährigem Dasein als Witwe schließlich auch ehelichte.
Bekanntheit erlangte A. N. aufgrund ihrer sechs Eheschließungen sowie ob ihres beträchtlichen Vermögens, das sie teils ererbte, aber das auch ihrer eigenen wirtschaftlichen Tüchtigkeit zu verdanken ist. Zudem trat sie als Förderin der reformatorischen Lehre in Erscheinung, der sie sich mit etwa 20 Jahren zugewandt hat. Die erste Ehe ging A. N. im Alter von 22 Jahren am 8. Oktober 1557 mit dem Freiherrn Hans Jakob von Thannhausen, dem Sohn des Kaiserlichen Rates, Hauptmanns und Salzburger Vizedoms zu Friesach Franz von Thannhausen, ein. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Elisabeth und die nach der Großmutter benannte Barbara. Doch das Eheglück währte nur drei Jahre, dann starb A.s Mann am 23. September 1560. In der von der Familie Thannhausen gestifteten Kapelle in der Dominikanerkirche in Friesach fand er seine letzte Ruhestätte. Einige Jahrzehnte später ließ ihm A. ein imposantes Grabdenkmal aus weißem Marmor an der Nordwand der Dominikanerkirche setzen; es zeigt den Verstorbenen und seine Familie in reformatorischer Manier vor dem Gekreuzigten knieend, links Hans Jakob in Ritterrüstung und rechts A. mit ihren beiden Töchtern Barbara (die kleinere) und Elisabeth (Abb.: Wieland, 37, Nr. 8; Hanisch-Wolfram, S. 80).
A. blieb vier Jahre im Witwenstand, bevor sie erneut eine Ehe einging. Bei der Heirat mit Christoph von Liechtenstein-Murau hat wohl ihre Mutter ein gewichtiges Wort mitgeredet. Sie war es auch, die die Heiratsabrede vom 10. Jänner 1565 unterzeichnet hatte. Christoph entstammte einer Familie, die seit dem Mittelalter zu den führenden Ministerialengeschlechtern der Steiermark gehörten, benannt nach dem Stammsitz der Burg Liechtenstein (südöstlich von Judenburg). Der Hauptsitz der Familie war Murau in der Steiermark. Als Christophs Vater Otto VII. 1564 starb, war die Familie hochverschuldet; A.s Mutter war mit 37.000 Gulden die Hauptgläubigerin. Seit ihrer Heirat Anfang 1566 wohnte A. auf Schloss Murau. Während ihrer vierzehnjährigen Ehe mit Christoph von Liechtenstein hatte sie eine Reihe von Todesfällen in ihrer Familie zu beklagen. Am 17. März 1569 starb ihr Stiefvater Hans Seenuß, im Jahr darauf ihr Bruder Georg (29. Mai 1570), dann auch noch ihr Bruder Wilhelm (vor 1572) und ihre Mutter Barbara (22. Dezember 1572). Ihr Bruder Moritz war schon am 29. Jänner 1565 verschieden. Aufgrund des Testaments von Hans Seenuß, das die Familie Neumann begünstigte, und da auch die Bestimmung des letzten Willen von Hans Neumann spruchreif geworden war, nachdem alle männlichen Mitglieder verstorben waren, wurde nun A. zur Alleinerbin eines recht großen Vermögens. Mit ihrer Halbschwester Katharina hatte bereits ihre Mutter einen Vergleich gefunden.
A. gehörten nun die Herrschaften Wasserleonburg und Treffen, der adelige Sitz Leonstein in Pörtschach am Wörthersee, der Edelmannsitz in Vorderberg im Gailtal, die Bergwerksanteile in Idria und am Bleiberg sowie das Bargeld und die Pfandbriefe zahlreicher angesehener Persönlichkeiten. Die Erbschaft machte A. zur Hauptgläubigerin der Liechtensteiner. Christophs Brüder waren aber nicht zahlungsfähig, und daher kam es zu einem Verkauf der Herrschaft Murau. Im Jahr 1574 erwarb A. von den Gebrüdern Liechtenstein um 76.000 Pfund die Herrschaft Murau mit allen Hoheiten, Gülten und Gütern und anderem Zugehör. Zur Herrschaft gehörten damals 22 Höfe, 169 ganze und 108 halbe Huben sowie 215 Keuschen. Zugleich mit diesem Kauf erfolgte der Erwerb von ihrem Mann und seinen sechs Brüdern auch von Gülten und Gütern in Österreich unter der Enns, mehrere Weingärten zu Gloggnitz, je einen Weingarten am Neusiedlersee und zu Rust sowie ein Freihaus in Wiener Neustadt. Mit dem Erwerb der Herrschaft wurde A. zur Herrin von Murau.
Die Ehe mit Christoph dürfte sehr harmonisch verlaufen sein, denn sie ließ ihn als Vollmachtsträger bei ihren Geschäften walten. 1576 heiratete A.s Tochter Elisabeth den Kärntner Freiherren Leonhard von Kollonitz, der zu dieser Zeit das Amt eines Mundschenks bei Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (reg. 1564-1590) ausübte. 1578 starb A.s jüngere Tochter Barbara, unverheiratet und kinderlos.
Christoph von Liechtenstein starb im März 1580 und wurde in der Pfarrkirche Murau, wo auch schon andere Liechtensteiner vor ihm ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, begraben. Mit den noch fünf lebenden Brüdern ihres verstorbenen Mannes suchte A., begleitet von einigen Prozessen, einen Vergleich über ihre gegenseitigen Ansprüche.
A.s dritter Ehemann, Freiherr Ludwig Ungnad von Sonnegg, kam aus einer prominenten evangelischen Familie. Ludwigs Vater, Hans (III.) Ungnad von Sonnegg († 1564), Landeshauptmann der Steiermark (1530-1554), hatte den landesfürstlichen Dienst quittiert und das Land verlassen. Als Rat der Herzogs von Württemberg wirkte er für die Reformation; besonders als Gründer der Druckerei in Urach und Förderer der Bibelübersetzung ins Slowenische und Kroatische hat er sich einen Namen gemacht. Das Motiv für diese Ehe war vielleicht die gleiche Gesinnung in Glaubenssachen. Ob seiner zerrütteten Vermögensverhältnisse musste Ludwig vorab eine Schadloserklärung (17. September 1581) abgeben. Die Heiratsabrede datiert vom 8. Oktober 1581 und der Heiratsbrief vom 28. Jänner 1582; 1582 dürfte dann auch die Hochzeit stattgefunden haben. Die Ehe mit dem um neun Jahre älteren Mann dürfte nicht sehr harmonisch verlaufen sein, zumal A. und Ludwig im Umgang mit Geld sehr divergierten. Bereits drei Jahre nach der Hochzeit starb Ludwig in Klagenfurt. In der dortigen Stadtpfarrkirche St. Egydius ließ ihm A. ein Epitaph errichten, das sich nun in der nördlichen Wand in der Josephskapelle befindet.
Nach einer Witwenschaft von zwei Jahren ehelichte sie ihren Gutsnachbarn, den Freiherrn Carl von Teuffenbach, der Kaiserlicher Oberst-Wachtmeister war. Carl von Teuffenbach bekannte sich auch, wie die meisten Mitglieder seiner Familie, zum evangelischen Glauben. In den folgenden Jahren konzentrierte sich A. vor allem auf die Verwaltung und Vermehrung ihres Vermögens. Durch die zahlreichen Käufe von Gülten und Gütern, die sie tätigte, wuchs die Herrschaft Murau zu einer der größten in der Steiermark an. An ihren Geschäften nahm auch Carl von Teuffenbach großen Anteil; häufig tritt er als Lehensträger in Erscheinung.
Die Herrin von Murau ließ aber auch ihre Untertanen an ihrem wirtschaftlichen Erfolg teilhaben. Sie konnten ihr erspartes Geld bei der Herrschaft hinterlegen und bekamen von ihrem Kapital, mit dem A. ihre Investitionen tätigte, hohe Zinsen. Damit wurde die Institution der Sparkasse vorweggenommen. A. war nicht bloß äußerst geschäftstüchtig, sondern sie legte auch eine soziale Gesinnung an den Tag. Im Schloss ließ sie arme Leute und Bettler bewirten, und sie wurden stets mit ein paar Kreuzer und einer Wegzehrung versorgt. In Murau ließ sie das Spitalsgebäude erweitern. In der Elisabeth-Spitalskirche wirkten bis 1599 ununterbrochen sieben evangelische Pfarrer, sechs davon zu ihren Lebzeiten. Ihre Förderung der reformatorischen Lehre ist noch nicht im vollen Umfang erforscht. In innerprotestantische Streitigkeiten hat sie aktiv eingegriffen und vehement gegen den Flacianismus (zurückgehend auf die Lehren des streng lutherischen Theologen Matthias Flacius Illyricus [1520-1575] insbesondere seine zugespitzt formulierte Erbsündenlehre) Position bezogen, indem sie als Grundherrin von Afritz und Treffen flacianisch gesinnte Bauern vertreiben ließ. Ein heute in Privatbesitz befindliches Exemplar der Schrift des entschiedenen Antiflacianers Simon Musäus (1529-1582) „Postilla, das ist die Auslegung des Evangelii und aller Episteln […], Frankfurt 1570-1572“ dürfte A. N. für einen evangelischen Pfarrer im Gegendtal angeschafft haben.
A. N. blieb aber auch von abfälliger Kritik nicht verschont. Zum einen waren es ihre Sparsamkeit und Strenge, mit der sie ihr Riesenvermögen verwaltete, zum anderen brachten sie ihre Heiraten ins Gerede. So kam es, dass sie der Hexerei beschuldigt wurde und sich zwei Mal in Prozessen dagegen verantworten musste. Beide Male endeten die Anklagen mit ihrem Freispruch und der Verurteilung der Anschuldiger.
Ihre Tochter Elisabeth war nach etwa sechsjähriger Ehe 1587 Witwe geworden, jedoch war auch die 1589 mit dem Freiherrn Christoph von Auersperg († 1592) Ehe kinderlos geblieben. 1592 traf A. Vorkehrungen für den Fall ihres Ablebens. Ihrem Mann sprach sie die Nutzungsrechte der Herrschaft Murau auf Lebenszeit zu; ihrer Tochter Elisabeth verschrieb sie die Herrschaft Murau. A. gedachte auch ihrer verstorbenen Eltern und Geschwister. 1593 ließ sie ein großes, vier Meter langes Ölbild zu deren Gedenken malen. Das Bild zeigt ihre Mutter Barbara und ihren Stiefvater Hans Seenuß sowie die zwei Brüder Moritz und Georg und ihre Schwester Barbara. Das Bild hing ursprünglich vermutlich in der Pfarrkirche in Treffen und befindet sich heute im Stadtmuseum Villach (Inv. Nr. 1309 bzw. Gemälde-Inv. Nr 309). Für A. müssen der Schmerz und die Enttäuschung sehr groß gewesen sein, als Elisabeth bald nach 1598 starb. Carl von Teuffenbach verschied 1610. A. setzte als Patronatsherrin der katholischen Pfarrkirche in Murau durch, dass der Protestant dort in aller Stille in der Liechtensteinschen Familiengruft beigesetzt wurde. In der Pfarrkirche erinnern heute noch zwei 174 cm hohe Messingkerzenhalter an die Murauer Herrin, die diese 1605 in Nürnberg anfertigen ließ und der Pfarrkirche zum Geschenk gemacht hatte.
Die mittlerweile 75jährige A. stand nun vor dem Problem, für ihren Besitz einen passenden Erben zu finden. Ihre Wahl fiel dabei auf den etwa 30jährigen Graf Ferdinand von Salamanca-Ortenburg, dem Urenkel des aus Spanien stammenden Günstlings und engen Beraters Ferdinands I., Gabriel Salamanca († 1539). Ihm hatte Ferdinand die Grafschaft Ortenburg in Kärnten zu Lehen gegeben. Die Eheschließung nach Ablauf des Trauerjahres war wohl anstelle einer Adoption gedacht. Der junge Graf war von schwacher Gesundheit und starb nach fünf Ehejahren. Er selbst hatte die Ehe gar nicht angestrebt, jedoch hofften die Brüder, ihre maroden Finanzen durch die in Aussicht stehende Erbschaft der Herrin von Murau zu sanieren. Doch dies erwies sich als Trugschluss, vielmehr mussten sie der verwitweten alten Dame die bei ihr aufgenommenen Darlehen von etwa 82.000 Gulden zurückerstatten.
Das erneut akute Problem der Erbfolge löste die hochbetagte Murauer Schlossherrin mit ihrer sechsten und letzten Eheschließung, die unter dem Aspekt, die Herrschaft Murau nach ihrem Ableben in würdigen Händen zu wissen, steht und ebenfalls anstelle einer Adoption gedacht war. Als der 31jährige aus Mainfranken stammende Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg um die Hand A.s anhielt, stand sie in ihrem 82. Lebensjahr. Die Verbindung kam auf Vermittlung des später in den Fürstenstand aufgestiegenen Johann Ulrich von Eggenberg († 1634) zustande, der durch seine Frau Sidonia Maria, eine geborene von Thannhausen, zu A.s Verwandtenkreis gehörte. Der Freiherr von Eggenberg war einflussreicher Ratgeber am Hof des Erzherzogs und späteren Kaisers Ferdinand II. Der seit seinem zehnten Lebensjahr als Page am Grazer Hof weilende Georg Ludwig war zum Günstling Eggenbergs avanciert. In Ferdinands Diensten stehend wurde Georg Ludwig Kämmerer, Mundschenk und war später als dessen Rat in diplomatischer Mission tätig. Die Gesandtschaftsreisen waren mit beträchtlichen finanziellen Aufwendungen verbunden, über die der junge Graf nicht verfügte. Die durch die Heirat in Aussicht stehende Erbschaft sollte die diplomatische Karriere des Grafen ermöglichen.
Die Hochzeit fand am 25. Juli 1617 auf Schloss Murau statt; der Heiratsbrief datiert vom 4. Juni des Jahres. Mit 20. Oktober ist die Urkunde ausgestellt, laut der im Fall von A.s Tod die Herrschaft Murau samt allen Hoheiten, Lehen, dem Landgericht, Regalien, Renten, Zinsen und Einkommen, alle Außenstände und Schulden, alle Schuldbriefe, Barschaft, Gold und Geld, die Kleinodien, das Silbergeschmeidt, aller Hausrat und alle Vorräte an ihn übergehen sollten.
Ein Jahr nach der Hochzeit gelangte er zur Nachfolge in der Grafschaft Schwarzenberg, die politischen Umstände und die Wirren des ausbrechenden Krieges hinderten ihn, dort zu residieren. Seine Tätigkeit als kaiserlicher Gesandter führte ihn nach England und dann nach Brüssel. Trotz ihrer Heirat und ihres Reichtums war A. in ihren letzten Lebensjahren allein und einsam auf Schloss Murau. In diese Zeit (8. März 1620) fällt die Verschreibung der Herrschaft Wasserleonburg und Treffen an Christian Proy von Burgwalden († 1625), dem Enkelsohn ihrer Halbschwester Katharina, der seit 1612 als Pfleger in ihren Diensten stand.
Kurz bevor sie starb, kehrte Georg Ludwig nach Murau zurück. A. beschloss am 18. Dezember 1623 ihr Leben. Der Schuldenstand des Kaisers im Jahr ihres Todes betrug 220.000 Gulden.
Ein Ansuchen um ein Begräbnis A.s in der Stadtpfarrkirche von Murau, wo auch zwei ihrer Ehemänner, Christoph von Liechtenstein und Carl von Teuffenbach, ihre Grabstätte hatten, wurde vom Salzburger Erzbischof abschlägig beschieden, da A. Protestantin war. So wurde sie in der nordseitigen Mauer des Elisabethspitals links des hofseitigen Eingangs bestattet. Ihrem Stand und ihrem Reichtum entsprechend wurden ihr am 29. Jänner aufwändige Trauerfeierlichkeiten zuteil. Der Graf ließ ihr vom Klagenfurter Bildhauer Philibert Pacobello ein Grab aus verschiedenfarbigem Marmor mit Goldinschrift anfertigen, geschmückt mit dem Neumannschen Wappen und dem der sechs Ehemänner. 1859 wurde das Grab in der baufällig gewordenen Elisabethkirche aufgebrochen und 1873 in die Lorettokapelle des vom Grafen Georg Ludwig von Schwarzenberg und seiner zweiten Frau in Murau gegründeten Kapuzinerkloster überführt, wo bereits Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg und seine zweite Frau ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Der Murauer Besitz A.s befindet sich bis heute im Eigentum des vom 1670 in den Fürstenstand erhobenen Hauses Schwarzenberg.
L.: Hanisch-Wolfram 2010; Wadl 2011; Khull-Kholwald 2013; Wieland 1999
Ingrid Roitner