Nahowski Anna, auch Nahowsky, geb. Nowak, verh. Heuduk; Geliebte von Kaiser Franz Joseph

Geb. Wien, 1860
Gest. Wien, 1931

LebenspartnerInnen, Kinder: Begegnete 1857 bei einem Spaziergang im Schlosspark von Schönbrunn Kaiser Franz Joseph und wurde seine Geliebte. Ihre Tochter Helene, die später mit dem Komponisten Alban Berg verheiratet war, könnte eine illegitime Tochter des Kaisers sein, genauso wie ihr Sohn Franz, dessen Name ursprünglich Franz Joseph sein sollte. 1. Heirat mit Johann Heuduk, Seidenfabrikant. 2. Heirat mit Franz Nahowski, Beamter der k. u. k. Südbahnen.

Laufbahn: Es gehörte zu Kaiser Franz Josephs Gewohnheiten, in den frühen Morgenstunden einen Spaziergang durch den Schönbrunner Schlosspark zu unternehmen. Und dabei geschah es mehrmals, dass er einem bildhübschen Mädchen begegnete. A. N. war, obwohl gerade erst fünfzehn Jahre alt, auf Wunsch ihrer Mutter seit einigen Monaten mit dem Seidenfabrikanten Johann Heuduk verheiratet, der sich jedoch kaum um seine junge Frau kümmerte und als spielsüchtiger Alkoholiker bekannt war. Den 24. Juni 1875 bezeichnete A. N. als den glücklichsten Tag ihres Lebens, denn da sprach sie der um dreißig Jahre ältere Monarch zum ersten Mal an. Franz Joseph trug Generalsuniform, salutierte und sagte: „Sie gehen aber fleißig spazieren.“ Die Worte hat sie, wie viele Details der nun folgenden Begegnungen, in ihrem Tagebuch vermerkt. Die nächste Eintragung findet sich zwei Tage später. „Schönes Mädchen, Frau oder Kind, was Sie sind“, sagte der Kaiser, „geben Sie mir einen Kuss. Er beugte sich herab, hob meinen Kopf empor, und ich habe ihn wahrhaftig geküsst.“ Dass Franz Joseph zu diesem Zeitpunkt seit über zwanzig Jahren mit der meist auf Reisen befindlichen „Sisi“ verheiratet war, findet in dem Tagebuch keine Erwähnung. Drei Jahre vergehen. Da ist A. N.s Mann endlich auf Reisen. Nun fragt der Kaiser, ob er sie in ihrer Wohnung in Mariahilf besuchen dürfe. Sein Begehr ist eindeutig. Ein paar Tage später im Herbst 1878 ist es so weit. A. N. empfängt Seine Majestät in ihrem Hause. Von nun an erfolgen seine Besuche regelmäßig. Ihre Ehe wird immer quälender, die Scheidung folgt. Sie heiratet aber überraschenderweise kurz danach den Beamten der k. u. k. Südbahnen Franz Nahowski. Der Kaiser hatte sein Einverständnis dazu gegeben. Im Mai 1880 wird Herr Nahowski, wohl „auf Befehl von ganz oben“, zu den Staatsbahnen nach Galizien versetzt. A. N. bleibt in Wien, der Kaiser beteuert ihr seine Liebe. Da ihm die oftmalige Anreise nach Mariahilf zu mühsam wird, übergibt er der Geliebten ein Kuvert, in dem sich 50 000 Gulden (umgerechnet 480 000 €) befinden. A. N. kauft mit dem Geld die vis-á-vis von Schönbrunn gelegene Villa in der Maxingstraße 46. Franz Joseph, dessen Nachbarin sie jetzt ist, kommt meist vor fünf Uhr früh und wird mit Kaffee und Kipferl verwöhnt. Am 29. Juli 1885 bringt A. N. ein Mädchen namens Helene zur Welt, das später den Komponisten Alban Berg heiraten sollte. Von Helene wird angenommen, dass sie das Kind des Kaisers ist, ebenso wie der vier Jahre später geborene Knabe Franz. Doch der hundertprozentige Nachweis für des Kaisers Vaterschaft ist in den Tagebüchern nicht zu finden. Ihr Sohn Franz schneidet sich am 100. Geburtstag Kaiser Franz Josephs seinen linken kleinen Finger ab und legte ihn auf das Grab des Kaisers. Daraufhin wurde er für verrückt erklärt und in die Nervenheilanstalt Steinhof eingewiesen.

Ende des Jahres 1886 kommt es zur Krise. Ganz Wien spricht davon, dass der 56-jährige Monarch die Schauspielerin Katharina Schratt verehre. A. N. spioniert ihm nach, überrascht die beiden im Schönbrunner Park, stellt ihn zur Rede, doch Franz Joseph leugnet. Bald danach das würdelose Ende. Im Frühjahr 1889 – wenige Wochen nach Mayerling – bittet Friedrich von Mayr, der Generaldirektor des Kaiserlichen Familienfonds, A. N. in sein Büro in der Hofburg. Nicht der Kaiser teilt ihr mit, dass es „aus“ sei, sondern ein Beamter. A. N. ist verbittert, will den Geliebten sprechen, wird aber nicht vorgelassen. Sie begegnet ihm nie wieder und wird im Auftrag des Kaisers mit einer großzügigen Summe abgefunden. A. N. bestätigt am 14. März 1889 schriftlich den Erhalt des Geldes und verpflichtet sich, über die Begegnungen mit Seiner Majestät niemals Auskunft zu geben.

Sie stirbt 1931 im Alter von 71 Jahren in Wien – nicht ohne die Tagebücher vorher ihrer Tochter Helene übergeben zu haben. Diese vertraut sie der in der Österreichischen Nationalbibliothek befindlichen Alban-Berg-Stiftung an.

A. N.s Erinnerungen wurden am 1. September 1986 der Öffentlichkeit übergeben. Über die Echtheit der Schilderungen besteht kein Zweifel. A. N.s Grabstätte befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof in Wien.

L.: Andics 1999, http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Hietzing/Graeber/nahowsky.htm, Wikipedia