Müller Margarethe, geb. Gröblinger; Technische Zeichnerin und Widerstandskämpferin

Geb. Pasching (Linz), OÖ, 11.6.1914
Gest. 20.11.1957

M. M. wird als Tochter des Arbeiters Alois Gröblinger und seiner Frau Rosalia in Pasching bei Linz geboren. Alois Gröblinger ist 1911 Streikführer in der Linzer Schiffswerft, er wird 1914, kurz nach seiner Rekrutierung, in Przemysl getötet. Seiner Frau Rosalia hinterlässt er sechs Kinder und die Aufgabe, diese im Geist der Arbeiterbewegung zu erziehen. Der Bruder von M. M., Friedrich (Fritz) Gröblinger (*11. Juni 1912 in Pasching, Maschinenschlosser), beteiligt sich als Schutzbündler an den Februarkämpfen 1934 in Linz; er emigriert 1935 in die UdSSR. Ab 1937 kämpft er im Rahmen der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg und gilt seit 12. März 1938 als vermisst. Der andere Bruder, Alois Gröblinger (*11. März 1908 in Kleinmünchen bei Pasching, Gießer und Installateur), wird am 20. Mai 1936 angeklagt, einer kommunistischen Organisation anzugehören, die illegale kommunistische Druckschriften verbreitet. Er wird am 19. Juni 1936 zu fünf Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Die Geschwister Gröblinger sind bereits in den sozialdemokratischen Kinder- und Jugendorganisationen aktiv, nach den Februarkämpfen von 1934 wenden sie sich der KPÖ zu.

M. G. arbeitet gemeinsam mit ihrer Freundin Gisela Tschofenig-Taurer ein Jahr in Lyon als Gouvernante. 1940 heiratet sie den Angestellten Alfred Müller. Sie hat inzwischen eine Stelle als technische Zeichnerin im Linzer Stadtbauamt angenommen. Bald nach ihrer Heirat wird Alfred Müller zur Wehrmacht eingezogen, er gilt ab 1943 als vermisst. M. M. macht daraufhin an ihrer Dienststelle die „staatsabträgliche Äußerung“: vom Deutschen Reich wäre ohnehin nicht viel zu erwarten. Sie wird denunziert und wegen Wehrkraftzersetzung durch defätistische Äußerungen angeklagt. Doch das ist nicht der einzige Anklagepunkt bei der Verhandlung am 18. September 1943 vor dem Oberlandesgericht Wien, auch das Tragen eines Ringes mit angeblich kommunistischen Symbolen und der Besitz einiger Bücher marxistisch-revolutionären Inhalts werden vor Gericht als Beweis für ihre kommunistische Gesinnung gewertet. Es wird M. M. ihre von Jugend an marxistische Einstellung und Erziehung zur Last gelegt; als erschwerend für die Anklage gilt auch die Beteiligung ihrer Brüder an den Februarkämpfen 1934. M. M. wird am 3. Februar 1944 wegen Wehrkraftzersetzung und kommunistischer Propaganda zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie wird bis zum Kriegsende im Frauenzuchthaus Aichach interniert.

Nach 1945 arbeitet M. M. wieder im Magistratsdienst und heiratet ein zweites Mal (Hans Gepperth). Sie stirbt nach langem schwerem Leiden am 20. November 1957 im Alter von 43 Jahren.

Qu.: DÖW 5281, 20.912/13.

L.: Gugglberger 2006, Dokumentationsarchiv 1982, Ihre Handlungen sichtbar machen … Kommunistische Frauen im Widerstand gegen den Faschismus. Eine Dokumentation der KPÖ- Oberösterreich. (www. Kpoe.at/ooe/image/frauenwiderstand)

Karin Nusko