Michaelis-Sachs Margaret, geb. Gross, Sachs-Michaelis; Fotografin

Geb. Dzieditz, Schlesien (Dziedzice, Polen), 6.4.1902
Gest. Melbourne, Australien, 16.10.1985

Herkunft, Verwandtschaften: Die Familie lebte in Polen; Verwandte wurden Opfer des Holocaust.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1933 Heirat mit Rudolf Michaelis, 1937 Scheidung, 1960 Heirat mit Albert Sachs.

Ausbildungen: Ab 1918 Studium der Fotografie an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.

Laufbahn: Tätigkeit für verschiedene Fotostudios, u. a. Atelier d’Ora. 1928 von Wien nach Prag und November 1928 nach Berlin, wo die schlechte wirtschaftliche Lage nur kurzfristige Projektarbeiten bot. Am 9.3.1933 in Berlin wegen ihrer linken politischen Gesinnung und Agitation verhaftet. Im Dezember 1933 gemeinsam mit Rudolf Michaelis, der aktiver Anarcho-Syndikalist im Widerstand gegen den Faschismus war, Emigration nach Barcelona. Dort eröffnete M. M.-S. ihr eigenes Studio und schuf in vier Jahren ein bedeutendes fotografisches Werk. Sie war Mitglied der Gruppe DAS (Deutsche Anarcho-Syndikalisten) und war u. a. für die Propagandakommission der Katalanischen Regierung tätig. 1934-1936 ist sie Mitglied der GATCPAC unter J. L Sert, einer Gruppe radikal moderner Architekten, deren Revitalisierung und Wiederaufbau eines heruntergekommenen Teils Barcelonas sie fotografische dokumentierte. 1937 ist M. M.-S. gezwungen wegen der politischen Situation Spanien zu verlassen und gelangt über Polen 1938 nach London, England und 1939 nach Sydney, Australien. Bereits ein Jahr nach ihrer Ankunft eröffnet sie dort ihr eigenes Studio. Für die nächsten zwölf Jahre war M. M.-S. eine der wenigen weiblichen Fotografinnen und spezialisierte sich auf Porträts und Tanzfotografie. Besonders beliebt war sie bei Europäern, Juden/Jüdinnen und KünstlerInnen. Ihr Stil hatte sich über die Jahre verändert. In Barcelona waren ihre Fotografien spontan, aktiv und Ausschnitte aus dem lebendigen Alltag gewesen. Die Studiobilder in Sydney waren hingegen statisch, introvertiert, mit einem nach Innen gerichteten Blick. M. M.-S. gilt als Advokatin der modernen Fotografie deren Anliegen es u. a. war die Essenz des Porträtierten sichtbar zu machen. M. M.-S.s Interesse lag vor allem an einer psychologischen Dimension ihrer Arbeiten, weswegen ihre Porträts von KünstlerInnen besondere Erfolge feierten. Dazu war die Porträtfotografie damals Hauptstandbein der Fotoindustrie und garantierte ein solides Einkommen. M. M.-S. sah sich selbst als eine moderne Frau, was besonders in ihren frühen Fotografien sichtbar wird, in denen sie die gesellschaftlichen Konventionen herausforderte. Als eine Konsequenz der historischen Ereignisse tragen M. M.-S. Fotografien retrospektiv eine geschichtliche Bürde. So die Fotografien der frühen 30er Jahre, als sie in Krakau eine kleine Serie von Bildern eines jüdischen Marktes aufgenommen hatte, eine Idylle, die durch den Nationalsozialismus zerstört worden war. Es existiert ein extensives Margaret Michaelis-Sachs Archiv in der National Gallery of Australia.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Mitteilung von Irene Filip, DÖW.

Qu.: Spanienarchiv im DÖW, Literaturhaus/Exilbibliothek.

L.: Hudson-Wiedenmann/Schmeichel-Falkenberg 2005, http://nga.gov.au/Michaelis/, http://www.doew.at/…/spanien/m/michaelis_margaret.html