Meinhardt Frida Baronin von, Frieda, Müller von Mühlwerth Friederike, Mühlwerth-Gärtner, Meinhardt-Mühlwerth; Schauspielerin und Vortragskünstlerin

Geb. Wien, 13.1.1879
Gest. Wien, 20.3.1955

Herkunft, Verwandtschaften: Entstammt väterlicherseits einer österreichischen Offiziersfamilie, mütterlicherseits einem alten ungarischen Magnatengeschlecht. Tochter der Schriftstellerin Baronin Stefanie von Mühlwerth-Gärtner, geb. 30.3.1842, Komitat Eisenberg, Ungarn, und des Friedrich Freiherrn von Mühlwerth-Gärtner, gest. 1890. Soll eine Großnichte der Marie Ebner von Eschenbach sein.

Freundschaften: Schülerin von Alexander Römpler, Ferdinand Gregori, Burgschauspieler, Alfons Petzold, Arbeiterdichter (geb. 24.9.1882 in Wien, gest. 26.1.1923 in Kitzbühel), Hedwig Petzold, geb. Gamillscheg, Christiane Esders, geb. Petzold, Valerie Laufer, Verfolgte des NS-Regimes, Else Feldmann, Schriftstellerin (geb. 25.2.1884, gest. 14.06.1942 Sobibor, ermordet), Lehrerin von Gerda Maurus.

Laufbahn: F. M. wirkte an verschiedenen Bühnen in Österreich und Deutschland als Schauspielerin, bevor sie sich ausschließlich der Vortragskunst widmete. Auf Vortragsreisen, die sie u. a. nach Italien und Frankreich führten, rezitierte sie aus Werken österreichischer Dichter. Mit besonderem Engagement betätigte sich F. M. als Rezitatorin in Wiener Arbeiterbildungsvereinen. Bei einem dieser Vortragsabende lernte sie im Dezember 1907 den noch unbekannten Arbeiterdichter Alfons Petzold kennen, den sie fortan in großzügiger Weise unterstützte und so maßgeblich zur erfolgreichen Laufbahn des Dichters beitrug. Zu Petzolds 1911 erschienener Gedichtsammlung „Seltsame Musik“ verfasste F. M. das Geleitwort. Nach dem Tod des Petzolds im Jahr 1923 blieb sie seiner Witwe Hedwig und den drei Kindern eng verbunden.

Während der NS-Herrschaft beherbergte F. M. von Sommer 1942 bis Kriegsende Valerie Laufer (geb. Brünn 25.6.1883, gest. Wien 18.1.1958), die nach den Nürnberger Gesetzen als Jüdin galt und nach der Deportation ihrer Schwester untergetaucht war, in ihrer Wohnung in Wien-Neubau. Dank der Mithilfe von Hedwig Petzold, deren ältester Tochter Christiane Esders und der Hausmeisterin Josefa Jäger gelang es, Valerie Laufer das Überleben zu ermöglichen. Nach der Befreiung blieb Laufer, die wie so viele Opfer der NS-Beraubungspolitik ihre Wohnung nicht zurückerhielt, bei F. M. wohnen, mit der sie mittlerweile eine tiefe Freundschaft verband.

F. M. rettete außerdem Manuskripte der Schriftstellerin Else Feldmann, die diese ihr vor der Deportation zur Aufbewahrung anvertraut hatte, für die Nachwelt. Im Juni 1949 bestritt sie einen Österreich-Abend der Anglo-Austrian Society in London, bei dem sie aus einem Manuskript über die österreichische Widerstandsbewegung las. Außerdem trug sie aus Werken verfolgter und exilierter Schriftsteller und Widerstandskämpfer vor.

spez. Wirkungsbereich: F. M. trug maßgeblich zur Karriere des Arbeiterdichters Alfons Petzold bei

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Andreas Esders, Wien

Qu.: Tagblattarchiv, Mappe F. M., DÖW 20.699/10, Esders, Andreas: „Le Collier Des Miracles oder, wie gute Taten fortleben“, Typoskript, Januar 1993, Esders, Andreas: Entwurf für eine Grabinschrift für Frida Meinhardts Grab (Zentralfriedhof), Typoskript, Meldeauskunft MA 8 vom 8.10.2008.

W.: „Geleitwort zur Petzold, Alfons: Seltsame Musik“ (1911), „(Vorwort). In: Petzold, Alfons: Das rauhe Leben. Autobiographischer Roman. Ergänzt durch ein Tagebuch vom 1. Jänner 1907 bis 5. November 1922. Mit einem Vorwort von Frieda von Meinhardt“ (1947), „Erinnerung an Alfons Petzold. In: Austro-American Tribune, New York, Nr. 11, Juni 1947, Beilage”

L.: Braun-Prager 1955, Exenberger 2003a, Exenberger/Hüser/Schroth 1972, Grossmann 1961, Pataky 1898, Petzold 1947

Christine Kanzler